Demnächst soll ein richtig großer Brocken an die Börse kommen: Über ein Direktlisting will die weltgrößte Kryptobörse Coinbase an den Kapitalmarkt gehen und das aktuell positive Umfeld nutzen. Das Besondere: Hierbei werden keine neuen Aktien angeboten und keine Spannen festgelegt. Lediglich Angebot und Nachfrage bestimmen den Preis. Der Streaminganbieter Spotify und das Softwareunternehmen Slack sind ebenfalls diesen Weg gegangen. Und anders als bei einem klassischen Börsengang entfällt die sogenannte Lock-up-Periode, in der Altaktionäre keine Anteilscheine verkaufen dürfen. Auch Stützungskäufe der Banken fallen weg, schließlich umschiffen Firmen mit einem Direktlisting selbige. Experten rechnen damit, dass der Börsenwert von Coinbase um die 100 Milliarden Dollar liegen könnte. Selbst in Zeiten des Bitcoin-Booms wäre das eine Menge für ein Unternehmen, das 2020 einen Umsatz von 1,3 Milliarden Dollar und einen Gewinn von 322 Millionen Dollar erwirtschaftete. Allerdings ist es mit 43 Millionen Nutzern mit Abstand Marktführer unter den Börsen. Und der Markteintritt könnte ein Meilenstein für die Akzeptanz von Kryptowährungen sein. Einer noch viel breiteren Öffentlichkeit als bislang würden sich virtuelle Währungen erschließen.
Konzerne horten Kryptos
Für Anleger bieten sich einige andere Möglichkeiten, um am Kryptoboom zu partizipieren, ohne direkt in den Bitcoin zu investieren. Was im vergangenen Jahrzehnt als Spezialwährung für Internetfreaks begann, setzt sich mittlerweile im breiten Markt immer stärker durch. So legten in letzter Zeit immer mehr Konzerne ihr Cash in Kryptowährungen an, anstatt es zinslos herumliegen zu lassen. Jüngst kaufte Tesla Bitcoin im Wert von 1,5 Milliarden Euro. Ohnehin schreibt Tesla lediglich schwarze Zahlen, weil der Autobauer sehr viele CO2-Zertifikate verkauft und mittlerweile auch Buchgewinne mit Bitcoin einstreicht. Dennoch wird das Geschäft mit Elektrovehikeln, Batteriesystemen, vor allem aber auch mit Daten weiterhin im Mittelpunkt stehen. Auch der Bezahldienstleister Square hat mittlerweile mehr als 8000 Bitcoin gekauft. Das entspricht etwas mehr als fünf Prozent des Kassenbestands. Im Vergleich zum Unternehmenswert ist das Volumen zwar immer noch gering, als Bitcoin-Beimischung eignet sich der Titel dennoch, zumal dieser zuletzt unter Druck kam.
Wer den Bitcoin noch stärker indirekt abbilden möchte, steigt beim amerikanischen Softwarehersteller MicroStrategy ein. Bei ihm kann gar das Geschäftsmodell aufgrund der Bitcoin-Summe infrage gestellt werden: Aktuell hält er 90 531 Bitcoins mit einem Wert von rund 4,4 Milliarden Dollar. Damit deckt dieser Wert die Marktkapitalisierung des Konzerns zu mehr als zwei Drittel ab. Momentan liegt sie bei rund sechs Milliarden Dollar. Bereits im Sommer 2020 wurden für rund 250 Millionen Dollar Bitcoin gekauft. Drei Monate später steckte man dann den Erlös aus einer Wandelanleihe komplett in die Kryptowährung.
Und Firmenchef Michael Saylor hatte immer noch nicht genug: Weil es bislang so gut lief, hat er noch einmal eine Wandelanleihe in Höhe von einer Milliarde Dollar begeben und den Betrag letzte Woche direkt in Coins zu einem Preis von 52 765 Dollar je Stück investiert. Im Schnitt lag der Preis bei 23 985 Dollar. Anleger, die wie Vorstandschef Michael Saylor an den Bitcoin glauben, aber nicht direkt in die Währung investieren wollen, finden hier eine gute Alternative - zumal das (Kern-)Geschäft mit Analysesoftware für Unternehmen nicht schlecht läuft. Zinsen für die Wandelanleihe bezahlt er keine.
Wer es noch spekulativer mag, kann sich die Aktie von Northern Data anschauen. Das Unternehmen entwickelt und vertreibt Rechenleistung. Zum Einsatz kommt sie vor allem in Anwendungen wie künstliche Intelligenz, Big-Data-Analysen für die Blockchain oder für das sogenannte Bitcoin Mining. Hierfür wird konstant hohe Rechenleistung benötigt. Der Hype um den Bitcoin hat die Nachfrage noch mal verstärkt. Allerdings schürft Northern Data nicht mehr auf eigene Rechnung. Doch steigt der Bitcoin, profitiert auch Northern Data, weil das Unternehmen den "Schürfern" die Infrastruktur zur Verfügung stellt. Für 2021 stellt die Firma einen Umsatz zwischen 350 und 400 Millionen Euro in Aussicht. Das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen soll bei 100 bis 125 Millionen Euro liegen. Einen weiteren Impuls könnte ein Listing an der Nasdaq bringen. Hauck & Aufhäuser erhöhte vor wenigen Wochen das Kursziel von 140 auf 210 Euro.
Auch Hive betreibt Rechenzentren in Kanada, Schweden und Island und bezeichnet sich selbst als einen der weltgrößten Miner. In großen Hallen schürfen die Kanadier Währungen - vor allem Bitcoin und Ethereum. Die Kapazitäten werden stark ausgebaut. Vergangene Woche meldete man die Übernahme von GPU Atlantic und verdoppelte damit die Rechner-Leistungskapazität auf 100 Megawatt. Der Aktienkurs hängt extrem an der Entwicklung der Coins und ist sehr volatil. Nur spekulative Anleger greifen hier zu.
Wer konservativer eingestellt ist, legt sich die Euwax-Aktie ins Depot. Zum Betreiber der Börse Stuttgart gehört unter anderem die Bison App. Auf ihr können die größten Kryptowährungen gehandelt werden. Im Jahr 2020 lag das Volumen bei rund einer Milliarde Euro. Pro Trade bleiben bei der Euwax 0,75 Prozent hängen. Aktuell ist der Andrang so groß, dass Interessenten teils viele Tage auf eine Legitimation warten müssen. Die Euwax ist bemüht, die Kapazität zu erhöhen. Auf Jahressicht hat sich die Kundenzahl auf 200 000 Kunden mehr als verdoppelt (siehe auch Hot Deal BO_08/21). Aktionäre profitieren auch von einer Garantiedividende von aktuell mehr als vier Prozent. Der Titel ist wegen des geringen Streubesitzes markteng.
Wie nahezu alle Technologietitel kam auch Börsenliebling Nvidia unter Druck. Doch eigentlich passt bei den US-Amerikanern alles: Der Umsatz kletterte im vierten Quartal um 61 Prozent auf fünf Milliarden Euro nach oben. Auch die Prognosen für das laufende Jahr liegen über den Schätzungen. Insbesondere profitiert der Konzern von der stärksten Sparte mit Grafikkarten: Diese sind nicht nur bei Videospielern beliebt, sie werden auch für das Schürfen von Bitcoins verwendet. Insofern ist der Konzern auch ein Profiteur steigender Kurse bei Kryptowährungen.
Besonders gut läuft aktuell auch das Geschäft mit Rechenzentren: Hier legte der Erlös im letzten Jahresabschnitt um mehr als 90 Prozent zu. Auch der Gewinn lag über den Erwartungen der Analysten. Der positive Trend dürfte auch künftig anhalten. Anleger nutzen den satten Abschlag der vergangenen Tage für einen Wiedereinstieg bei Nvidia.