Am Dienstagabend war bei der Detonation von drei Sprengsätzen in unmittelbarer Nähe des BVB-Mannschaftsbusses der spanische Spieler Marc Bartra an der Hand und am Arm schwer verletzt worden. Ein Polizist erlitt zudem ein Knalltrauma und einen Schock. Bundeskanzlerin Angela Merkel verurteilte den Anschlag als "widerwärtige Tat".
Am Ort des Anschlags fanden die Ermittler nach Angaben der Bundesanwaltschaft drei textgleiche Bekennerschreiben. "Danach scheint ein islamistischer Hintergrund der Tat möglich", sagte die Sprecherin. In den Schreiben werde unter anderem der Abzug deutscher Tornado-Aufklärungsflugzeuge aus Syrien und die Schließung der US-Luftwaffenbasis Ramstein in Rheinland-Pfalz gefordert. Die Bundeswehr klärt mit den Tornado-Flugzeugen den Luftraum in Syrien auf, die Maschinen selbst sind aber in der Türkei stationiert.
Die Bundesanwaltschaft wollte die Schreiben noch nicht abschließend bewerten. Zunächst müssten sie von Experten analysiert werden. Im Internet kursierte zudem ein angebliches Bekennerschreiben aus der antifaschistischen Szene. An dessen Echtheit bestünden "erhebliche Zweifel", sagte die Sprecherin der Bundesanwaltschaft.
Die Bundesanwaltschaft ist im Bereich des Staatsschutzes die oberste Ermittlungsbehörde. Der Generalbundesanwalt schaltet sich in Fälle ein, die die innere Sicherheit berühren, wie etwa politisch motivierte Gewalttaten. Auch das Bundeskriminalamt wurde aktiv, Ermittler waren in Dortmund vor Ort.
Dass islamistische Täter Bekennerschreiben zurücklassen, erscheint ungewöhnlich. Ein Sprecher des Bundesinnenministeriums sagte, bei islamistischen Anschlägen in jüngerer Vergangenheit seien keine solchen Schreiben am Tatort aufgetaucht. Es werde unter Hochdruck in alle Richtungen ermittelt, betonte er ebenso wie NRW-Innenminister Ralf Jäger.
SPRENGSÄTZE MIT METALLSTIFTEN GESPICKT
Bei der Abfahrt des Busses vom Mannschaftshotel im Süden Dortmunds zur später abgesagten Champions-League-Begegnung gegen den AS Monaco detonierten nach Polizeiangaben gegen 19.15 Uhr drei Sprengsätze. Ein vierter verdächtiger Gegenstand entpuppte sich der Polizei zufolge später aber als "Unrat". Die Polizei geht "von einem Angriff mit ernstzunehmenden Sprengsätzen aus". Der Bundesanwaltschaft zufolge waren die Sprengsätze mit Metallstiften bestückt. Einer der Stifte habe sich nach der Detonation in eine der Kopfstützen des BVB-Mannschaftsbusses gebohrt. "Wir können von Glück sagen, dass nichts schlimmeres passiert ist", betonte die Sprecherin der Anklagebehörde.
RAUBALL: SCHWIERIGE SITUATION FÜR DIE MANNSCHAFT
Die verstärkten Scheiben des Busses gingen durch die Wucht der Detonationen teilweise zu Bruch, die Spieler versuchten nach Angaben eines BVB-Sprechers, sich nach der Detonation auf den Boden des Fahrzeugs zu werfen. "Die Sprengsätze könnten in einer Hecke in der Nähe eines Parkplatzes versteckt gewesen sein", teilte die Polizei mit. Die Besucher des Stadions seien nicht gefährdet gewesen. Das Spiel wurde abgesagt und sollte am Mittwochabend um 18.45 Uhr im Dortmunder Stadion nachgeholt werden. "Wir bereiten uns auf einen Großeinsatz vor", sagte der Dortmunder Polizei-Präsident Gregor Lange. Auch Sprengstoffhunde würden eingesetzt. Die Polizei werde alles in ihrer Macht Stehende tun, damit das Spiel sicher ablaufen könne. "100-prozentige Sicherheit kann es niemals geben", fügte er hinzu. Aber: "Wir geben alles, was wir haben." Auch die Münchener Polizei verstärkt ihre Sicherheitsmaßnahmen um das Champions-League-Spiel des FC Bayern gegen Real Madrid am Abend. Es seien 80 zusätzliche Beamte im Einsatz, teilte die Polizei mit.
Der verletzte Dortmund-Spieler Bartra wurde noch in der Nacht operiert. Wie es dem Spieler gehe, könne man noch nicht genau sagen, sagte BVB-Präsident Reinhard Rauball am Morgen im ZDF. "Das ist ganz sicher eine schwierige Situation für die Mannschaft", sagte er auch mit Blick auf das neu angesetzte Spiel. Ins Stadion wollten als Zeichen der Solidarität unter anderem Bundesinnenminister Thomas de Maiziere und NRW-Ministerpräsidentin Hannelore Kraft kommen.