Die Zweifel an der wirtschaftlichen Stärke Chinas lassen die Anleger nicht los: Die europäischen Aktienmärkte gingen am Mittwoch auf Tauchstation, nachdem die Börse in Shanghai zeitweise erneut ins Taumeln geriet. Die Investoren glaubten offenbar nicht mehr daran, dass die chinesische Regierung und die Zentralbank genug Maßnahmen ergreifen, um das Ruder noch einmal herumzureißen, schrieb Markus Huber vom Brokerhaus Peregrine & Black in einem Kommentar.

Der Dax verlor in der Spitze 1,7 Prozent auf 10.734 Zähler und notierte damit auf dem tiefsten Stand seit sechs Wochen. Der EuroStoxx50 gab 1,5 Prozent nach.

Nach einer Reihe enttäuschender Konjunkturdaten und der jüngsten Abwertung des Yuan fürchten viele Anleger eine deutliche Konjunkturabkühlung in China. Da das Reich der Mitte ein wichtiger Absatzmarkt für Europa ist, dürfte das die Wirtschaft hierzulande ebenfalls nicht unberührt lassen. Der Dax, in dem zahlreiche Titel exportorientierter Unternehmen notiert sind, verlor in den vergangenen zwei Wochen siebeneinhalb Prozent. Der Leitindex der Börse Shanghai rutschte am Mittwoch zeitweise um 5,1 Prozent ab, aus dem sehr volatilen Handel ging er allerdings 1,2 Prozent fester.

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WIRD DIE US-ZINSWENDE VERSCHOBEN?



Neben China bleibt jedoch auch die Ungewissheit über den Zeitpunkt der US-Zinswende eine Belastung für die Märkte. Neue Hinweise erhoffen sich die Investoren von den Protokollen der Fed-Sitzung von Ende Juli, die am Abend veröffentlicht werden sollen. Analyst Berndt Fernow von der Landesbank Baden-Württemberg hält die Aussagekraft der Protokolle allerdings für begrenzt, da die Abwertung der chinesischen Landeswährung vergangene Woche Rückwirkungen auf die Konjunktur und Preisentwicklung in den USA haben dürfte. Einige Anleger setzten zuletzt darauf, dass die Zinswende wegen Turbulenzen in China verschoben werden könnte. Bislang hatten viele Experten auf eine Erhöhung der Zinsen im September gesetzt. Für den Euro ging es zuletzt wieder aufwärts: Die Gemeinschaftswährung legte in den vergangen beiden Wochen um rund eineinhalb US-Cent auf 1,1045 Dollar zur.

Unter den Einzelwerten im Dax standen vor allem konjunkturabhängige Titel unter Druck. Lanxess, ThyssenKrupp und Daimler verloren zwischen 3,8 und 2,1 Prozent. Im MDax konnte die Deutsche Annington trotz einer Verdoppelung des Halbjahresgewinns nicht bei den Anlegern punkten. Die Titel notierten mit 29,22 Euro knapp im Minus. Das gute operative Ergebnis sei keine Überraschung gewesen, sagte ein Händler. Und da die Aktien recht gut gelaufen seien, tendierten die Anleger eher zum Verkauf der Titel. Die Aktien der Deutschen Annington haben in den vergangenen zwölf Monaten rund 35 Prozent an Wert gewonnen, der MDax kommt im selben Zeitraum auf ein Plus von 30 Prozent.

Reuters