Das in San Francisco ansässige Sicherheitsunternehmen Cloudflare hat prominente Großkunden wie IBM, L’Oréal oder Shopify. Die Aktie ist mit dem 53-fachen Jahresumsatz üppig bewertet. Investoren wie Fidelity und den norwegischen Pensionsfonds stört das nicht. Den Senkrechtstarter gründeten 2009 drei Studenten der Harvard Business School, die eigentlich Spam-E-Mails bekämpfen wollten. Wir sprachen mit dem deutschstämmigen Finanzvorstand Thomas Seifert.
Börse Online: Herr Seifert, was ist so besonders an Cloudflare, dass die Bewertung der Aktie so hoch ist?
Thomas Seifert: Alles, was sich mit dem Internet verbindet, machen wir sicher, zuverlässig und effizient - ob es eine Website, ein Handy oder eine Kamera ist. Früher hat man einen Router und eine Firewall gekauft von Cisco, Palo Alto Networks oder F5 Networks. Diese Box ersetzen wir. Wir bieten das, was diese Box gemacht hat, als Service an.
War dieser Wandel schon zur Gründung vor elf Jahren absehbar?
Ja, das war das Geniale. Unsere Gründer haben früh den Paradigmenwechsel erkannt: Dass man nicht mehr Hardware einkauft und sie in ein Rechenzentrum stellt. Man kauft sich heute Dienste von Cloud-Plattformen ein. Die Netzwerkinfrastruktur hat sich komplett verändert. Man braucht keine dicken Mauern mehr um eine Firma, damit kein Bösewicht reinkommt. Die Daten sind heute in der Cloud, die Mitarbeiter im Homeoffice. Und das treibt unser Geschäft. Covid hat es wie eine Zeitmaschine beschleunigt.
Wer sind Ihre typischen Kunden?
Die Firma fing vor elf Jahren an, sich auf die ganz Kleinen zu stürzen. Wer seine Website schützen wollte, musste viel Geld ausgeben. Wenn man kein großes Unternehmen war, konnte man sich diesen Schutz nicht leisten. Heute hat Cloudflare über drei Millionen kleine Kunden. Sie sind für uns genauso wichtig wie die Fortune-100-Companys. Aber: Weil die Digitalisierung und Covid immer mehr größere Unternehmen betreffen, wachsen wir jetzt stärker. Wir sind um 50 Prozent pro Jahr gewachsen, relativ konsistent über vier, fünf Jahre. Aber mit unseren größten Kunden, mit denen wir mehr als eine Million Dollar umsetzen, sind es fast 100 Prozent.
Wie gewinnen Sie diese Großkunden?
Die Hälfte unserer Kunden fängt klein an und wir wachsen mit ihnen. Wir haben einen Kunden, mit dem machen wir fast zehn Millionen Dollar Jahresumsatz. Vor weniger als fünf Jahren waren es noch 70 000 Dollar. Einem Kunden, der uns zu Hause für seine Familienwebsite nutzte, halfen wir bei einem Problem. Über seine Empfehlung gelangten wir in einen großen Konzern. Wir helfen schnell, dadurch werden die Vorteile unserer Produkte sichtbar. Deshalb kaufen die Kunden immer mehr Produkte und Services. Es gibt aber natürlich auch welche, die von Anfang an groß sind.
Zum Beispiel?
Wir haben ein großes pharmazeutisches Unternehmen aus Europa gewonnen, das gleich für Zehntausende Mitarbeiter Produkte gekauft hat. Weil unsere Produkte so einfach sind! Durch Corona haben große Unternehmen plötzlich Tausende Mitarbeiter, die von zu Hause arbeiten. Da stellt sich die Frage: Wie schütze ich die und die Unternehmensapplikationen, zu denen sie Zugang haben?
Was ist denn so einfach an Cloudflare?
Angenommen, jemand hat einen Blog und möchte ihn in die Cloud stellen. Damit er sicher wird, geht er auf unsere Website. Es dauert fünf Minuten, bis der Blog hinter unserer Website ist. Für eine große Bank dauert es nicht viel länger. Wir nehmen große, komplexe Kunden in schwierigen Situationen innerhalb von Stunden auf, ohne dass ein Cloudflare-Mitarbeiter vor Ort ist.
In welche Länder wollen Sie expandieren?
Die Niederlande stehen dieses Jahr auf der Agenda, Dubai und Südamerika ebenso. Der nächste Schritt in Europa werden die nordischen Länder sein. 50 Prozent unseres Umsatzes stammen bereits von außerhalb Nordamerikas.