Die Gesamtkosten für den Umbau des Konzerns beziffert die Commerzbank mit etwa 1,8 Milliarden Euro. Die Anleger reagierten wenig überzeugt auf die Nachrichten. Im frühen Handel fiel die Commerzbank-Aktie um fast fünf Prozent.
Trotz des Umbaus, der die Bank stark verändern wird und der damit verbundenen Kosten will die das Geldhaus bereits 2021 ein positives operatives Ergebnis erzielen. 2024 soll dann laut den Planungen des Strukturierungsplans ein operativer Gewinn von 2,7 Milliarden Euro erreicht werden. In dem Jahr soll dann auch wieder eine Dividende für das Geschäftsjahr 2023 gezahlt werden.
Der neue Vorstandsvorsitzende Manfred Knof, der die Bank seit Anfang November leitet, gab sich optimistisch und sprach sich für eine Zukunft der Commerzbank in Eigenständigkeit aus: "Wir wollen nachhaltig profitabel werden und unsere Zukunft als eigenständige Kraft im deutschen Bankenmarkt selbst gestalten." Dazu sei jedoch eine tiefgreifende Restrukturierung notwendig. Seine "Strategie 2024" stehe für Kundenorientierung, Digitalisierung, Nachhaltigkeit und Profitabilität, sagte Knof.
Maßnahmen mit Zeitplan
Noch in diesem Jahr will die Bank 190 weitere Filialen schließen. Insgesamt soll die Zahl der Filialen von derzeit 790 auf 450 sinken. Bis 2024 sollen die Kosten im Vergleich zu 2020 um 1,4 Milliarden Euro sinken, was einer Reduzierung von etwa einem Fünftel entspricht. Ein Drittel der geplanten Einsparungen soll bereits im Jahr 2022 umgesetzt sein. Bis 2024 sieht der Umbauplan die angestrebten Kosteneinsparungen in voller Höhe vor.
Ein Schritt zur Senkung der Kosten ist der Abbau von brutto 10000 Vollzeitstellen, dem an anderer Stelle der Aufbau von 2500 Vollzeitstellen gegenüber steht. Mit den aufgebauten Stellen will die Bank unter anderem externe Dienstleister ersetzen und auf diese Weise die Kosten drücken. Bis Ende 2023 soll mehr als 80 Prozent des geplanten Personalabbaus abgeschlossen sein.
Hoffnungswert Effizienz
Im Firmenkundengeschäft will die Bank ihre Effizienz steigern und sich auf den deutschen Mittelstand und Großunternehmen sowie Auslandskunden mit Geschäftsbezug zu Deutschland beschränken. Weitere international Firmenkunden werde die Commerzbank nur betreuten, wenn sie in bestimmten Branchen wie Mobilität, Nachhaltigkeit, Kommunikation und wenigen andern tätig sind.
Im Geschäft mit Privatkunden will die Bank den Spagat zwischen den Leistungen einer Direktbank einerseits und guter Beratung andererseits schaffen, um auf diese Weise die Profitabilität der Sparte zu stärken.
Positiv zu vermerken ist, dass die Commerzbank nun einen Umbauplan mit einigen Eckpunkten vorgelegt hat und - nachdem durch Personalwechsel an der Spitze der Bank viel Zeit verloren wurde - nun zügig an die Umsetzung geht. Allerdings ist in den Planungen viel Optimismus eingearbeitet.
Vor allem die Verbesserungen auf der Ertragsseite sind mindestens als ambitioniert zu bezeichnen. Privatkunden bieten sich mittlerweile viele Alternativen zur Commerzbank, auch wenn niedrige Zinsen die Nachfrage nach Beratungsleistungen und alternativen Anlagen zum Sparbuch erheblich belebt haben, wovon etwa die Online-Tochter Comdirect profitiert. Die engere Fokussierung im Firmenkundengeschäft könnte tatsächlich dazu führen, dass die Geschäfte effizienter laufen. Auf der anderen Seite könnte der Ausschluss ganzer Kundengruppen die Ertragsbasis empfindlich schmälern.
Anleger sollten die durchaus möglichen Erfolge der Bank bei der Umsetzung ihrer Strategie genau beobachten. Das Urteil zur Aktie lautet daher: halten.