Die Commerzbank hat unter ihrem neuen Chef Martin Zielke nach Einschätzung von Großaktionären noch einige Hausaufgaben zu machen. Zwar habe sich die Rückbesinnung von Deutschlands zweitgrößtem Geldhaus auf das Geschäft mit Privatkunden und dem Mittelstand nachweislich ausgezahlt, sagte einer der zehn größten Investoren der Bank der Nachrichtenagentur Reuters am Montag. "Klar ist aber auch: Die Kosten sind nach wie vor zu hoch, im Niedrigzinsumfeld muss noch mehr gespart werden." Denn die Rendite sei für die im internationalen Vergleich recht kleine Commerzbank kriegsentscheidend, wenn es irgendwann um die Frage gehe, wie der endgültige Staatsausstieg aussehen solle und ob es eine Zukunft in Eigenständigkeit gebe. "Der beste Schutz vor einer Übernahme ist nun einmal, die eigene Rentabilität zu verbessern."

Auch ein anderer Großinvestor verwies darauf, dass die Sanierung des Instituts - das in der Finanzkrise vom Staat gerettet wurde - nur auf den ersten Blick abgeschlossen sei. "Der Aktienkurs ist ja eher ernüchternd. Und bei der Dividende hoffen wir natürlich auf mehr."

An der Börse überwog zu Wochenbeginn zunächst die Erleichterung darüber, dass die Suche nach einem Nachfolger für Martin Blessing nach rund vier Monaten abgeschlossen ist: Mit einem Plus von bis zu 2,2 Prozent auf 8,27 Euro war die Commerzbank-Aktie im frühen Handel Spitzenreiter im schwächer notierenden Leitindex Dax. Allerdings bröckelten die Gewinne im Verlauf wieder ab.

Der Aufsichtsrat hatte den 53-jährigen Zielke am Sonntag zum neuen Vorstandschef gekürt. Der bisherige Privatkundenvorstand übernimmt das Ruder zum 1. Mai. Blessing, der seinen Vertrag nicht verlängern wollte, wird damit auf der Hauptversammlung am 20. April seinen letzten großen Auftritt haben. Er hat die Commerzbank zwar zurück in die Gewinnzone geführt und zahlt den Anlegern die erste Dividende seit 2007 - 20 Cent je Aktie. Doch die neue Mittelfriststrategie der Bank überlässt er seinem Nachfolger. Auch deshalb war dem Aufsichtsrat nun eine zügige Entscheidung wichtig.

Für viele Beobachter war Zielke zunächst als Außenseiter ins Rennen um den Chefposten gegangen - auch weil der Bund als Großaktionär laut Insidern lange Zeit eine externe Nachfolgelösung favorisierte. Damit sollte frischer Wind in die Bank gebracht werden, doch dieses Szenario zerschlug sich auf der Zielgeraden. Einigen Großaktionären ist das gar nicht so unrecht. Zielke stehe für Kontinuität und habe "das rundeste Profil von allen Kandidaten", sagte einer der Top-10-Investoren. Der Manager habe in den vergangenen Jahren nicht nur das Filialgeschäft auf Vordermann gebracht, sondern sich auch tief in die Konzernfinanzen und die Bestände der internen "Bad Bank" eingearbeitet. "Er ist der richtige Mann, um die Commerzbank als Ganzes zu führen."

Reuters