"Auf Dauer wird der Staat nicht Shareholder der Commerzbank sein", sagte Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) dem "Handelsblatt" in der Montagsausgabe. Demnach will sich der Bund von seinen übrigen Beteiligungen trennen. "Aber bei dereinst anstehenden Entscheidungen werde ich sowohl die Vermögensinteressen der Steuerzahler im Blick behalten, als auch die Bedeutung der Commerzbank für unsere mittelständische Wirtschaft", so der Chef der Liberalen weiter.

Die Commerzbank sei eine Größe im Markt und er unterstütze das Management bei seiner Strategie, hieß es weiter. Aktuell hält der Staat noch etwa 15 Prozent der Aktienanteile an dem Frankfurter Finanzinstitut. Die Bank steckt derzeit in einem umfassenden Umbauprozess. Damit soll das Bankhaus schlagkräftiger ausgerichtet und wieder auf einen stabilen Wachstumskurs geführt werden. Im Rahmen dieser Restrukturierung sollen bis 2024 insgesamt 10.000 Stellen abgebaut werden. Umgesetzt wird der Umbau unter Konzernchef Manfred Knof, der zum 1. Januar 2021 als Sanierer bei der Commerzbank angetreten ist.

Neben der Commerzbank will Lindner auch Beteiligungen aus der Coronakrise wie etwa bei der Fluggesellschaft Lufthansa weiter abbauen. "Ich bin davon überzeugt, dass der Staat sich aus diesen Beteiligungen möglichst schnell zurückziehen muss", so Lindner gegenüber dem "Handelsblatt".

Einschätzung zur Commerzbank-Aktie


Die Äußerungen des Bundesfinanzministers zum Ausstieg des Staates kamen bei Commerzbank-Anlegern nicht gut an. Zum Handelsstart verlor das Papier am Montag 7,7 Prozent. Das ist der größte Kursrutsch seit fünf Monaten. Im November erklärte Commerzbank-Chef Knof beim "Wirtschaftsgipfel" der "Süddeutschen Zeitung" jedoch bereits, dass er die Zukunft der Bank durchaus ohne Staatsbeteiligung sehe: "Als private Bank glauben wir, dass es natürlich besser ist, wenn wir später auch unabhängig sind und wenn auch irgendwann mal der Staat sicherlich wieder rausgeht".

Kürzlich trennte sich auch der US-Finanzinvestor Cerberus von einem erheblichen Teil seiner Aktien an der Großbank. Einer Stimmrechtsmitteilung aus dem Januar zufolge sank der Cerberus-Anteil an der Commerzbank von etwas mehr als fünf Prozent auf knapp unter drei Prozent.

Zuletzt erhielt die Commerzbank einen Dämpfer: Beinahe wäre die Rückkehr in die Gewinnzone gescheitert. Millionenrückstellungen der polnischen Tochter mBank verhagelten das vierte Quartal. Ein positives Konzernergebnis für das Geschäftsjahr 2021 erwartet das Finanzinstitut dennoch. Am kommenden Donnerstag, 17. Februar stellt Commerzbank-Chef Knof die Bilanz vor. Analysten erwarten unter dem Strich einen Gewinn von etwa 100 Millionen Euro. Für das laufende Jahr trauen Analysten der Bank sogar einen Gewinn von gut 900 Millionen Euro zu. Wir bleiben ebenfalls optimistisch und belassen die Commerzbank-Aktie auf "Kaufen".

iw/rtr/dpa-AFX