Zielke selbst wandte sich in einem Brief an die 49.000 Mitarbeiter des Geldhauses. In ihrem Geschäft mit Privat- und Firmenkunden habe die Bank in den vergangenen Jahren viel erreicht, schrieb er. "Von daher habe ich eine sehr klare Vorstellung, wie wir unser Geschäft sinnvoll weiter entwickeln können. Deswegen führen wir Gespräche mit der Deutschen Bank", schrieb er in dem Mitarbeiterbrief. "Wir werden die Zeit der Unsicherheit, die durch die Sondierung entsteht, so kurz wie möglich halten und hart dafür arbeiten, schnell zu einem Ergebnis zu kommen."
Deutsche-Bank-Chef Sewing hatte am Donnerstag seinen Aufsichtsrat über den Stand der Gespräche mit dem kleineren Frankfurter Konkurrenten informiert. Er habe Vor- und Nachteile eines Deals präsentiert, aber keine Präferenz erkennen lassen, sagten mehrere mit den Beratungen vertraute Personen am Freitag. Argumente Sewings für eine Fusion seien unter anderem die sich daraus ergebende "klare Dominanz" auf dem deutschen Markt, Größenvorteile und sinkende IT-Kosten gewesen. Zudem würden die Refinanzierungskosten der neu entstehenden Mega-Bank seiner Ansicht nach deutlich sinken. Die Deutsche Bank zählt zu den größten Investmentbank der Welt, die allerdings seit Jahren unter schwindenden Erträgen leidet.
MÄCHTIGER GROSSAKTIONÄR SKEPTISCH
Bei den Arbeitnehmervertretern und bei Großaktionären stößt eine mögliche Fusion aber weiterhin auf Skepsis. Die weltgrößte Fondsgesellschaft Blackrock, einer der größten Anteilseigner beider Institute, erklärte am Freitag, man sei von der Idee nicht überzeugt. Es könne nicht das Ziel sein, damit noch eine große Investmentbank nach US-Vorbild zu schaffen, weil das "nicht funktionieren würde", sagte Vize-Verwaltungsratschef Philipp Hildebrand am Freitag auf einer Konferenz in Frankfurt. Er verstehe die Überlegung hinter dem Fusionsplan nicht. "Welches Problem soll hier gelöst werden?", fragte der frühere Schweizer Notenbankchef.
Unterdessen stemmt sich die Gewerkschaft Verdi weiter gegen eine Fusion von Deutscher Bank und Commerzbank. "Auch nach den gestrigen Aufsichtsratssitzungen lehnen wir eine Fusion weiter ab, vor allem mit Blick auf die Arbeitsplätze, die verloren gehen würden und weil sich kein erfolgreiches neues Geschäftsmodell abzeichnet", sagte der Gewerkschafter Jan Duscheck, der auch im Aufsichtsrat der Deutschen Bank sitzt, am Freitag.
ENTSCHEIDUNG IN DEN NÄCHSTEN WOCHEN?
Die Institute schauen sich derzeit in die Bücher. Wann eine Entscheidung für oder gegen eine Fusion fallen wird, ist noch völlig offen. Insider gehen jedoch davon aus, dass es in den nächsten Wochen, wahrscheinlich sogar noch vor Ostern, soweit sein wird.
Sollten die beiden größten heimischen Privatbanken tatsächlich zusammengehen, entstünde das mit weitem Abstand größte deutsche Kreditinstitut - das allerdings im internationalen Vergleich immer noch ein Leichtgewicht wäre. Bundesfinanzminister Olaf Scholz gilt als Befürworter eines Deals, hat allerdings zuletzt öfters betont, eine Entscheidung sei Sache der Banken und nicht der Politik. Bei einer Fusion wären Zehntausende Jobs in Gefahr.
rtr