Nach wochenlangem Streit haben die Aktionäre des Medienkonzerns Constantin Medien AG dem Vorschlag von Vorstand und Aufsichtsrat zugestimmt, das Unternehmen strategisch neu auszurichten. Zuvor waren allerdings knapp 30 Prozent der Anteile der rivalisierenden Aktionärsgruppe um den Großaktionär Bernhard Burgener von der Abstimmung ausgeschlossen worden - wegen einer "falschen Stimmrechtsmitteilung", wie es hieß.

Burgener, der sich seit Monaten heftig gegen die Neuausrichtung wehrt, kündigte umgehend eine Anfechtungsklage vor Gericht an. "Die Beschlüsse sind null und nichtig", sagte er am Ende der zweitägigen turbulenten Hauptversammlung. Rund 200 Aktionäre hatten sich dazu in der Traditionsgaststätte Paulaner am Nockherberg in München eingefunden.

Damit dürfte der Streit um die Neuausrichtung vor Gericht weitergehen. Protagonisten sind zwei Aktionärsgruppen, die jeweils knapp 30 Prozent der Aktienanteile des Unternehmens halten. Aufsichtsratschef Dieter Hahn und Vorstandschef Fred Kogel wollen die Filmsparte Constantin Film verkaufen und das Geschäft auf die Segmente Sport und Sport- und Eventmarketing konzentrieren. Ex-Chef Bernhard Burgener will das mit allen Mitteln verhindern. Die Hauptversammlung war einberufen worden, nachdem bereits ein Treffen im Juli wegen unklarer Stimmrechte im Chaos endete. Doch auch diese Veranstaltung hatte es in sich.

Verkauf der Filmsparte



Kogel warb intensiv für die Fokussierung des Unternehmens auf das Segment Sport, für das die Versammlung am Ende votierte. Durch den Verkauf der Filmsparte werde das Kerngeschäft ausgebaut, wodurch neue Geschäftsfelder etabliert werden könnten. "Ein ,Weiter so‘ wie bisher wird nicht ausreichen, um erfolgreich zu sein."

Durch den Verkauf, der nach Schätzungen rund 100 Millionen Euro bringen würde, könnten Verwaltungskosten durch Auflösung von Doppelstrukturen reduziert und die Finanzierungsstruktur nachhaltig verbessert werden - um so Schulden in Höhe von rund 100 Millionen Euro zurückzuzahlen. "Die Positionierung als Sportunternehmen ist die langfristig beste und vielversprechendste Strategie für den Constantin-Medien-Konzern", kommentierte Kogel das Abstimmungsergebnis am Freitag.

In der Generaldebatte ging Hahn den Kontrahenten Burgener und seinen Mitstreitern heftig ans Leder: "Es geht diesen Herren nicht um Strategie oder unsere Gesellschaft, es geht ihnen um eine Kuh, die sie nach ihrem Gutdünken und ohne Rücksicht auf die Aktionäre melken wollen." Er warf Burgener vor, dass die Strategie für ihn zweitrangig sei. "Und jetzt sollen wir alle noch einmal vor diesen Karren hemmungsloser Selbstbedienung gespannt werden."

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Burgener kündigt Klage an



Burgener ist Chef der Schweizer Tochterfirma Highlight, an der Constantin Medien mit 60,53 Prozent beteiligt ist und die auch das Constantin-Filmgeschäft führt. "Highlight ist eine Perle. Wir erwirtschaften knapp 75 Prozent des Umsatzes von Constantin und das mit der Hälfte der Holdingkosten", sagte Burgener.

Die Fokussierung auf das Sportgeschäft funktioniere nicht. Dabei verweist er auf die Probleme des Bereichs: Die Tochterfirma Plazamedia, zuständig für die technische Abwicklung von Fußballspielen, kann im kommenden Jahr mit Sky den wichtigsten Kunden nicht mehr halten. Auch die Live-Fußballspiele der zweiten Bundesliga sind verloren gegangen. Ein Viertel aller Arbeitsplätze wird gestrichen. "Wenn sie die Filmsparte verkaufen und nur noch auf ein Standbein setzen, das volatile, kostenintensive und risikoreiche Sportrechtegeschäft, dann gefährden sie die Zukunft des Unternehmens", so Burgener. "Man legt nie alle Eier in den gleichen Korb." Die Fokussierung auf nur ein Modell sei zu riskant.

Auf der Hauptversammlung kam es zu stundenlangen Wortgefechten. Professionelle Aktionärs-Querulanten wie Manfred Klein, Catharina Steeg oder Karl-Walter Freitag befeuerten das Podium mit Zwischenrufen und Störmanövern. Der zunächst kurzfristig als Versammlungsleiter berufene frühere EM.TV-Chef Werner Klatten übergab sein Amt nach nur einem Tag an den Rechtsanwalt Franz Enderle, der schon das Treffen im Juli geleitet hatte.

Eine von Dieter Hahn ins Spiel gebrachte bilaterale Lösung, nach der er und Burgener vor dem Notar jeweils ein Angebot für die Aktien des anderen machen sollten und der Verlierer sich aus allen Positionen zurückziehen sollte, blieb von Burgener unkommentiert. Beobachter gehen jedoch davon aus, dass erst Frieden einkehren wird, wenn eine der beiden rivalisierenden Seiten das Unternehmen verlassen hat.