Über den Kaufpreis sei Stillschweigen vereinbart worden. Die Hersteller Audi, BMW und Daimler hatten das niederländische Unternehmen 2015 vom finnischen Telekomausrüster Here für 2,8 Milliarden Euro gekauft, um bei der Schlüsseltechnologie nicht von Navigationsdaten von Google abhängig zu werden. Wie schon die Autobauer stellen auch die beiden weltweit größten Zulieferer ihre Rivalität hinten an, um gemeinsam den derzeit enormen Entwicklungsaufwand zu stemmen.
Here gehört jetzt zu gut 74 Prozent den Autobauern, zweitgrößter Beteiligter ist der Chiphersteller Intel mit 15 Prozent, wie ein Here-Sprecher erklärte. Neben Bosch und Conti hält auch noch der japanische Elektronikkonzern Pioneer einen kleinen Anteil von weniger als einem Prozent. Der Einstieg weiterer Anteilseigner wäre möglich, ergänzte der Sprecher. Das "Manager-Magazin" hatte im vergangenen Jahr berichtet, auch die Autobauer Ford, Toyota und Renault-Nissan seien in Gesprächen über Beteiligungen. Der Einstieg der chinesischen Firmen Navinfo und Tencent war im Herbst am Widerstand der US-Behörde für Auslandsinvestitionen gescheitert, die wegen des US-Geschäfts von Here neben Kartellämtern am Genehmigungsprozess beteiligt ist.
HERE MIT VIELEN EIGNERN UND PARTNERN
Seit das auf hochgenaue Kartendaten spezialisierte Unternehmen den Autobauern gehört, ist es stark gewachsen. Denn die Autoindustrie arbeitet unter Hochdruck an autonomen Fahrzeugen und Mobilitätsdiensten auf Basis von Daten, die im Straßenverkehr über Sensoren und Kameras gesammelt werden. Mittlerweile beschäftigt Here mehr als 8000 Mitarbeiter in 54 Ländern - vor zwei Jahren waren es erst 6500 Beschäftigte. Im vergangenen Jahr ging Here daneben mit einem halben Dutzend IT- und Elektronikkonzernen Kooperationen ein, darunter der US-Grafikdaten-Spezialist Nvidia oder die chinesische Suchmaschine Baidu. Auf der Elektronikmesse CES in Las Vegas kommende Woche werden weitere Bündnisse bekannt gegeben.
Continental verspricht sich von der Kooperation zusätzliches profitables Wachstum mit Fahrerassistenzsystemen und Mobilitätsdiensten, wie der Chef des Dax-Konzerns Elmar Degenhart erklärte. Dieses Geschäftsfeld ist ein Wachstumstreiber des Reifenherstellers aus Hannover. Conti und Here wollen etwa eine hochauflösende Live-Straßenkarte entwickeln. Der weltweit größte Autozulieferer Bosch will gemeinsam mit Here datenbasierte Anwendungen auch in anderen Industriezweigen ausbauen. "Bosch ist mehr als Auto", erklärte Bosch-Chef Volkmar Denner. Die Technik von Here könne auch in digitalen Anwendungen für Industrie, Haushalt und Städte zum Einsatz kommen. So könnten Warenströme in Fabriken automatisch ans Band geliefert oder Wartungspersonal zu Maschinen gelotst werden. Here wiederum könne sein Geschäft mit der starken Präsenz von Bosch und Conti in Amerika, Asien und Europa global ausbauen, erklärte Here-Chef Edzard Overbeek.
rtr