Auf der Liste der Selfmade-Milliardäre von "Forbes" ist sie die Jüngste: Kylie Jenner, Model, Reality-TV-Darstel­lerin und Unternehmerin. Mit 270 Millionen Followern auf sozialen Plattformen wie Insta­gram zählt das Mitglied des Kardashian-Clans zu den einflussreichsten Werbefiguren im Internet. Seit Mitte dieser Woche ist die 1997 in Kalifornien geborene ­Jenner um 600 Millionen US-Dollar reicher. Sie hat Teile ihres Kosmetikunternehmens Kylie an den weltweit führenden Parfümkonzern Coty verkauft.

Dass Coty nun 51 Prozent am Unternehmen hält, heißt aber nicht, dass sich Jenner aus dem Geschäft mit einem jährlichen Umsatz von rund 180 Millionen Dollar zurückzieht. Mit Coty, das zu 60 Prozent zur JAB Holding der deutschen Milliardärs­familie Reimann gehört, soll die Eigenmarke zu einem interna­tionalen "Schönheitskraftwerk" heranwachsen.

Der Coty-Kurs zog zunächst an, gab dann aber wieder nach. Aufgrund des Zukaufs soll der Umsatz um lediglich ein Prozent zulegen, der Gewinn gar konstant bleiben. Das ist wenig. Und der Kauf war teuer.

Eine weitere Nachricht könnte dem Kurs jedoch Schwung verleihen: Henkel und Unilever erwägen offenbar ein Angebot für die ab Dezember zum Verkauf stehenden Marken, die Coty 2015 für zwölf Milliarden Dollar von Procter & Gamble übernommen hatte. Die Integration misslang, Wertberichtigungen in Höhe von drei Milliarden Dollar hatten den Aktienkurs im Juli zum Absturz gebracht. Die Konsumgüterriesen würden bis zu sieben Milliarden Dollar für das Portfolio inklusive der Haarpflegemarke Wella zahlen. Das würde das Schuldenproblem des Konzerns mit Sitz in New York deutlich verringern: Ende des vergangenen Geschäftsjahrs 2018/19, das im Juni abgelaufen ist, betrugen die Verpflichtungen mit 7,7 Milliarden Dollar das Vielfache des operativen Verlusts von 3,5 Milliarden Dollar.

Zu wenig Luxus


Hinzu kommen operative Schwächen: Besonders das Massengeschäft kriselt, zu dem neben Wella auch Marken wie Max Factor oder Bourjois Paris zählen. Im ersten Quartal ist der Umsatz um 13,5 Prozent eingebrochen. Im Vorjahr lief es kaum besser.

Während Konkurrenten wie LVMH oder Hermès luxuriöse Wachstumsraten vorlegen, kann Coty auch in diesem Segment nicht punkten. Im ersten Quartal wuchs das Geschäft mit Düften für Marken wie Burberry, Calvin Klein oder Hugo Boss um knapp zwei Prozent.

Coty restrukturiert und weiß den Großaktionär hinter sich. Die JAB Holding will auf Dividende verzichten, um den Konzern zu entlasten. Das Unternehmen, das seinen Firmensitz demnächst nach Amsterdam verlegen will, will sich nach der Aufräumaktion im Markenportfolio auf lediglich 20 von bislang 80 Marken fokussieren. Der Ausstieg aus der Partnerschaft mit der Make-up-Linie Younique hat zuletzt einen Sonderertrag in die klamme Kasse gespült. Das operative Ergebnis ist deshalb trotz rückläufigem Umsatzwachstum im ersten Quartal um rund zehn Prozent auf zwei Milliarden Dollar gestiegen.

Dass Coty trotz Schulden bei Jenner auf Einkaufstour war, ließ manchen Investor zwar die Stirn runzeln, doch Kylie passt zu den Marken im Massengeschäft - und verleiht dem Segment neuen Glamour.

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Coty hat im Zuge von Milliardenabschreibungen jüngst ein Restrukturierungsprogramm angekündigt: Stellen sollen gestrichen und das Markenportfolio verschlankt werden. Der neueste Zukauf passt auf den ersten Blick nicht dazu, doch dass Kylie Jenner mit im Boot ist, könnte sich zu einer guten Marketingstrategie für das Make-up entwickeln. Spekulative Anleger setzen darauf, dass Coty durch den Verkauf des Portfolios um Wella sein Schuldenproblem eindämmt.

Empfehlung: Kaufen
Kursziel: 15,00 Euro
Stoppkurs: 7,40 Euro