Der Stuttgarter Konzern macht mit neuen Modellen glänzende Geschäfte, der Betriebsgewinn stieg auch im dritten Quartal kräftig. In der Pkw-Sparte Mercedes-Benz sprang das operative Ergebnis (Ebit) aus dem laufenden Geschäft um 34 Prozent auf knapp 2,2 Milliarden Euro, wie Daimler am Donnerstag berichtete. Die Rendite zog auf 10,4 Prozent an - und blieb über der Zielmarke von zehn Prozent. Die Rivalen BMW und Audi lagen zur Jahresmitte darunter. "Unsere Strategie greift", sagte Finanzchef Bodo Uebber. "Wir wachsen nachhaltig profitabel." Auswirkungen aus dem VW-Abgasskandal spüre Daimler nicht.
Die Wolfsburger hatten mit einer speziellen Software Abgas-Tests von Millionen Diesel-Fahrzeugen manipuliert, um sie klimafreundlicher erscheinen zu lassen. Die Affäre könnte die Nachfrage nach Dieselmotoren bremsen, fürchtet jetzt die Autobranche. "Wir sehen keine Verunsicherung im Markt", sagte Daimler-Finanzchef Uebber und machte deutlich, dass er auch in nächster Zeit keine Auswirkungen auf sein Haus erwarte. "Die Kundenwünsche liegen klar beim Diesel."
Während VW bei Millionen Autos Software und Motortechnik erneuern muss, und sich auch die Tochter Audi mit den Folgen aus dem Diesel-Skandal samt zahlreicher Führungswechsel im Konzern herumschlagen muss, kann sich Daimler voll aufs Geschäft konzentrieren. Seit gut zwei Jahren wurde vom Kompaktwagen A-Klasse bis zur Luxuslimousine Maybach fast die gesamte Modellpalette erneuert oder überarbeitet. Zudem steht Daimler seit langem auf der Kostenbremse und erntet nun die Früchte.
Daimler spielt die hohe Nachfrage nach Autos mit dem Stern in China in die Hände. Während Audi und BMW wegen der Marktschwäche Federn gelassen haben, glänzen die Stuttgarter dort dank ihrer neuen Modelle mit Spitzenwerten bei den Verkaufszahlen. Auf dem größten Pkw-Markt der Welt wird sich der Kampf um die Krone im Premiumsegment maßgeblich entscheiden. "Wir werden alles dafür tun, um Daimler in die Spitzenposition zu bringen", sagte Vorstandschef Dieter Zetsche. Die Stuttgarter wollen bis 2020 BMW als führenden Premiumhersteller der Welt ablösen. Zuletzt überrundete Mercedes-Benz Audi. BMW sitzen die Schwaben im Nacken.
Analyst Frank Schwope von der NordLB schrieb in einer Analyse, bei Daimler dürften sich "die nächsten zwei Geschäftsjahre als relativ ertragreich darstellen". Wegen sich wiederholender Krisen und wachsender Konkurrenz im Premiumsegment sei nicht damit zu rechnen, dass die Pkw-Sparte dauerhaft eine Marge von zehn Prozent einfahren könne. Ob Daimler dies schafft, ist bei Analysten umstritten.
ABSATZPROGNOSE FÜR LKW-SPARTE GESENKT
Die Zahlen für das dritte Quartal bewerteten viele Fachleute positiv. An der Börse sackte die Daimler-Aktie am Morgen trotzdem zunächst um bis zu drei Prozent ab, weil sich so mancher Anleger angesichts der guten Geschäfte in China noch mehr erhofft hatten. Auch die niedrigere Prognose für das Lkw-Geschäft wirkte sich einem Händler zufolge belastend aus. Wegen der Dauer-Krise in Brasilien und sinkender Lkw-Verkaufszahlen in Indonesien rechnet Daimler jetzt nur noch mit einem leichten statt einem deutlichen Absatzzuwachs in der Truck-Sparte.
Auch für die weltweite Pkw-Nachfrage äußerte sich der Konzern weniger zuversichtlich: Wegen der Schwäche in China wird jetzt Stagnation statt einem kleinen Plus erwartet. Für Daimler selbst soll dies aber keine Auswirkungen haben. Der Konzern bekräftigte den Ausblick, wonach Absatz, Umsatz und Ebit aus dem laufenden Geschäft 2015 deutlich steigen sollen, gemeint sind mindestens zehn Prozent. Der Konzernumsatz von Daimler legte im dritten Quartal um 13 Prozent zu auf 37,276 Milliarden Euro.
Das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) ging um zwei Prozent zurück, allerdings war im Vorjahr ein hoher Sondereffekt aus dem Verkauf des Anteils am Motorenbauer Rolls-Royce Power Systems enthalten. Bezogen auf das laufende Geschäft kletterte der operative Konzerngewinn um 31 Prozent auf 3,66 Milliarden Euro.