Denn er muss die hohen Kosten in den Griff bekommen und den Gewinnschwund stoppen - und das in einer Zeit, in der Daimler wie die gesamte Branche auf Elektroautos und Mobilitätsdienste umsteigt. "Ich bin fest davon überzeugt, dass Ola der Richtige ist, um unser Unternehmen erfolgreich in die Zukunft zu führen", sagte Zetsche am Mittwoch vor rund 5000 Aktionären in der Berliner Messe über den 49-jährigen Schweden, von vielen intern geduzt und schlicht Ola genannt.
Källenius übernimmt einen Konzern, der von Grund auf umgebaut wird: Die Daimler AG wird in eine Holding mit drei selbstständigen Töchtern für Pkw, Nutzfahrzeuge und Dienstleistungen aufgespalten. Zetsche sprach vom größten Umbau in der mehr als 130-jährigen Firmengeschichte. Es dürfte auch der teuerste sein, schließlich werden rund 800 Gesellschaften mit 130.000 Mitarbeitern bis zum 1. November umsortiert. Die einmaligen Kosten bezifferte Zetsche auf bis zu 700 Millionen Euro, hinzu kommen jährliche Kostensteigerungen ab 2020 von bis zu 170 Millionen Euro. Näher am Kunden, mehr Wachstum, mehr Partnerschaften mit anderen Unternehmen, das verspricht sich der Dax-Konzern davon.
Aktionärsvertreter wie Janne Werning, Analyst der genossenschaftlichen Fondsgesellschaft Union Investment, sind skeptisch: "Wieder einmal außer Spesen nichts gewesen bei Daimler?", fragte er. Die neue Freiheit müsse als erstes für einen Börsengang der dann eigenständigen Daimler Truck AG genutzt werden, forderte Ingo Speich von Sparkassen-Fondshaus Deka Investment. Zu diesem Punkt hielt sich die Daimler-Spitze bedeckt. "Ein Börsengang einer Sparte steht derzeit nicht zur Debatte und ist nicht Hintergrund der Umstrukturierung des Daimler-Konzerns", sagte Finanzvorstand Bodo Uebber, der ebenfalls von Bord geht.
Die Großinvestoren treiben aber auch andere Probleme um, etwa die abgesackte Rendite, der schwache Aktienkurs, die hohen CO2-Emissionen der Mercedes-Flotte und die generell weiter schwelende Dieselkrise. "Sie hinterlassen Ihrem Nachfolger kein wohlbestelltes Haus, sondern eine Großbaustelle", monierte Union-Investment-Mann Werning. Vom Spitzenplatz der Pkw-Marke mit dem Stern als weltgrößten Premiumhersteller hätten die Aktionäre nicht viel gehabt. Trotz aller Verdienste sei es Zetsche nicht gelungen, den Aktienkurs zu beflügeln, ergänzte Speich. Die Daimler-Aktie sei dem Branchenindex während Zetsches Amtszeit immer deutlich hinterhergehinkt. Am Mittwoch verlor das Papier knapp ein Prozent auf 51,64 Euro.
KÄLLENIUS GREIFT ZUM ROTSTIFT
Alle Fragen an Källenius, wie er den Konzern wieder flott kriegen will, beantworteten Zetsche oder Aufsichtsratschef Manfred Bischoff. Källenius werde bei anderer Gelgenheit Antworten geben, sagte Bischoff. Zetsche kündigte erneut ein Kostensenkungsprogramm an - das sein Nachfolger gerade ausarbeitet. "Mit dem aktuellen Profitabilitätsniveau können und wollen wir nicht zufrieden sein", räumte Zetsche ein. Deshalb müssten im gesamten Unternehmen die Ausgaben sinken. "Alles steht auf dem Prüfstand", sagte Zetsche - sämtliche Kosten, Investitionen und Produkte. Nach einem Gewinneinbruch im vergangenen Jahr schrumpfte das Ergebnis bei Daimler im ersten Quartal weiter. Die schwächere Autokonjunktur weltweit, aber auch interne Probleme in der Produktion ließen den Pkw-Absatz in der Hauptsparte Mercedes-Benz absacken. Die Umsatzrendite bei Pkw fiel gegenüber dem Vorjahreszeitraum um drei Prozentpunkte auf gut sechs Prozent.
Unter Källenius soll Daimler mit dem Sparprogramm den Profit wieder steigern. Nach nur sechs bis acht Prozent Umsatzrendite in diesem Jahr soll bis 2021 im Pkw-Geschäft wieder eine Marge von acht bis zehn Prozent erreicht werden. Ob das gelingt, kann Zetsche in zwei Jahren, wenn er nach einer Abkühlphase als Aufsichtsratschef zurückkehren will, selbst überwachen.
Källenius, seit über 25 Jahren im Unternehmen, tritt in große Fußstapfen. Zetsche sei ein Ausnahmemanager, lobte Aufsichtsratschef Bischoff. "Er hat Daimler erfolgreich auch durch schwieriges Terrain zurück an die Spitze geführt." So eroberte Mercedes-Benz 2016 die Krone des weltweit größten Premiumautobauers vom Rivalen BMW zurück. Die Münchner schenkten dem Manager mit dem markanten Schnauzbart zum Abschied einen Videogruß via Twitter: "Danke, Dieter Zetsche, für all die Jahre stimulierenden Wettbewerb!" In dem Video braust ein Zetsche-Double am Ende im BMW-Sportwagen davon.
rtr