Ein weiterer Punkt, der häufig vergessen wird, betrifft die Aktionärsstruktur: Als einziger europäischer Automobilhersteller ist kein großer Staats- oder Familienaktionär an Bord. Kuwait und Vermögensverwalter wie Blackrock halten jeweils weniger als zehn Prozent. Dies erhöht den Druck auf das Management, möglichst hohe Renditen zu erzielen.
Dennoch sieht die Aktie nur die Rücklichter. Bereits seit April 2018 läuft der Kurs unter der 200-Tage-Linie, ausgehend vom Hoch im Januar 2018 steht der Kurs derzeit gut 30 Prozent tiefer. Der DAX hat im gleichen Zeitraum "nur" 17 Prozent verloren. Etwas Mut macht nur die kräftige die Erholung seit dem Dezember-Tief von gut 15 Prozent, der DAX schaffte nur die Hälfte. Startet 2019 somit die lang ersehnte Aufholjagd?
Risikofaktor Donald Trump
Wohl eher nicht. Für das wichtigste Pkw-Segment bleibt das Umfeld schwierig. Im vergangenen Jahr musste Daimler bereits im Juni und Oktober die Ergebniserwartungen nach unten nehmen. Zwar werden sich einige Sonderfaktoren wie behördliche Verfahren im Dieselstreit, Rückstellungen aufgrund eines Kühlmittels und Zulieferprobleme sowie die WLTP-Umstellung im neuen Jahr nicht mehr so deutlich negativ auswirken wie 2018. An den grundsätzlichen Herausforderungen hat sich aber wenig geändert. Im Bereich Forschung und Entwicklung stehen mit den Mega-Themen autonomes Fahren und E-Mobilität milliardenschwere Investitionen an.
Dazu kommen geopolitische Risiken aufgrund der Handelsspannungen zwischen den USA und China und möglicherweise auch bald noch stärker zwischen den USA und Europa. US-Präsident Donald Trump hat sich bereits mehrfach die deutschen Autobauer vorgeknöpft. Wegen dem Konflikt schwächelte zuletzt bereits Chinas Konjunktur - das Land ist der wichtigste Einzelmarkt für den deutschen Konzern. Im vergangenen Jahr sind die Neuwagenverkäufe erstmals seit zwei Jahrzehnten wieder gefallen. Auch der große amerikanische Automarkt droht zu schwächeln.
Gewinnschätzungen auf Talfahrt
Das Potenzial für Absatz- und Umsatzwachstum erscheint daher begrenzt, nur die Preise dürften im Premiumsegment vergleichsweise stabil bleiben. Nachdem Daimler im Oktober bereits die Guidance für 2018 nach unten genommen hat, liegt die Messlatte tief. Für 2018 wird ein kleines Umsatzplus auf 165 Milliarden Euro erwartet. Nach 8,7 Prozent Ebit-Marge in 2017 rechnen Analysten für 2018 mit sieben Prozent, 2019 könnten es sogar nur 6,9 Prozent werden. Erst ab 2020 ist wieder mit einer Belebung zu rechnen, dies gilt auch für die Zahl der weltweit verkauften Fahrzeuge. Kräftig abwärts zeigt der Trend bei den Gewinnschätzungen: Pro Aktie wurden für 2018 im September noch 8,60 Euro erwartet, aktuell sind es 7,34 Euro. 2019 sollen es 8,10 Euro werden. Vor diesem Hintergrund spiegelt auch das KGV von etwa sechs eher die hohe Skepsis wider und keine Schnäppchengelegenheit. Bereits seit einigen Jahren liegt die Kennzahl im einstelligen Bereich.
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Technisch kann von einem guten Chance-Risiko-Verhältnis derzeit auch nicht gesprochen werden. Ende 2018 bei 45 Euro war der Wert interessant, mit aktuell 52 Euro steht der Wert hingegen an einigen Barrieren. Darüber lauert bereits die 200-Tage-Linie (violett), spätestens bei 55/60 Euro dürfte eine erste Erholungen auslaufen.
Wer investiert ist, sollte den Stopp knapp unter dem 2018er-Tief bei 43 Euro platzieren. Daimler bleibt somit nur ein Wert für die Beobachtungsliste.
Franz-Georg Wenner ist Chefredakteur des börsentäglichen Anlegermagazins "Index-Radar". Der Spezialist für Technische Analyse ist regelmäßiger Gast bei n-tv und dem Verein Technischer Analysten Deutschlands (VTAD). Bei BÖRSE ONLINE war er sechs Jahre Online-Koordinator und Redakteur mit den Schwerpunkten Nebenwerte Deutschland, Zertifikate und Technische Analyse.
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