Mit dem Wechsel in die Entwicklung schärft der versierte Vertriebsmanager sein Profil und verbessert Insidern zufolge seine Chancen auf den Posten des Daimler-Konzernchefs. Källenius leitet seit 2013 den Pkw-Vertrieb und stieg in dieser Funktion vor einem Jahr in den Vorstand auf. Er sei ohnehin schon auf der Kandidatenliste für die Zetsche-Nachfolge, erklärte ein Insider. Wenn er nun die Entwicklung übernähme, habe er ein sehr rundes Profil.
Anders als der promovierte Maschinenbau-Ingenieur Weber hat Källenius, Betriebswirt und Absolvent einer Managementschule, von seiner Ausbildung her keinen technischen Hintergrund. Als Leiter des Pkw-Werks in Tuscaloosa in den USA und Chef von Mercedes AMG, der Tochter für hochmotorisierte Sportwagen, hat er aber auch die Produktion bereits gemanagt. Mit seinen zahlreichen technischen Stationen innerhalb des Konzerns habe Källenius die Expertise, Daimlers Position als Technologieführer zu festigen und auszubauen, erklärte Aufsichtsratschef Manfred Bischoff.
DAIMLER MIT ZETSCHE IM AUFWIND
"Daimler ist erfolgreich wie nie zuvor", sagte Bischoff. Das beweise, dass Zetsche die richtige Strategie verfolge. Der Aufsichtsrat hatte schon im April 2015 vereinbart, dass der Mann mit dem markanten Schnauzbart den Konzern eine weitere Amtszeit führen soll. Der Hesse ist seit Januar 2006 im Amt und gehörte 2014 mit einem Jahressalär von 14 Millionen Euro zu den Spitzenverdienern in der deutschen Wirtschaft. Daimler ist nach der Erneuerung der gesamten Produktpalette seit drei Jahren im Aufwind und erzielte 2015 einen Rekordgewinn nach Steuern von 8,9 Milliarden Euro.
Die letzte Vertragsverlängerung des Konzernchefs vor drei Jahren war fast am Widerstand der Arbeitnehmer im Aufsichtsrat gescheitert, weil Zetsche Sparprogramme zur Renditesteigerung nach Ansicht der Betriebsräte ohne Rücksprache umsetzen wollte. Zetsche reagierte: Die Arbeitnehmervertreter werden seither früher in Strategiediskussionen einbezogen und Sparbemühungen meist friedlich ausgehandelt. Dank Rekordgewinn und milliardenschwerer Investitionen in die deutschen Standorte sitzt der Chef mittlerweile wieder fest im Sattel. Bei der operativen Rendite ist Mercedes-Benz nach Jahren wachsenden Rückstands mit zehn Prozent wieder auf Augenhöhe mit den Rivalen BMW und Audi.
Seine erste Bewährungsprobe musste Zetsche bereits kurz nach seinem Antritt als Nachfolger von Jürgen Schrempp bestehen: Nur neun Jahre nach der Übernahme von Chrysler, mit der Schrempp eine "Welt-AG" hatte aufbauen wollen, verkaufte Daimler den lange Zeit verlustreichen US-Autobauer 2007. Zetsche war es zuvor als Chrysler-Chef gelungen, für einige Jahre Gewinn im US-Geschäft zu schreiben. In den USA machte er unter dem Motto "Ask Dr. Z" in der Werbung von sich reden.
Reuters