"Ziel ist, durch eine engere und effizientere Zusammenarbeit die Entwicklungs- und Produktionsprozesse von Fahrzeugen, Technologien und Dienstleistungen zu verbessern", teilte der Autobauer am Donnerstag mit. Daimler wolle mit der zum 1. April geltenden Änderung der Organisationsstruktur "heute handeln, um auch morgen fit im globalen Wettbewerb zu sein", erklärte Aufsichtsratschef Manfred Bischoff.
Bei dem Dax-Konzern war der Gewinn 2019 trotz eines Absatzrekords das zweite Jahr in Folge eingebrochen. Der Nettogewinn sackte wegen Sonderkosten von rund sechs Milliarden Euro um fast zwei Drittel auf 2,7 Milliarden Euro ab. Neben hohen Rechtskosten im Dieselskandal, schwacher Konjunktur und hoher Investitionen lag das auch an eigenen Fehlern in Produktion und Modellpolitik bei Mercedes-Benz-Pkw und Vans.
Vor allem bei der Sparte Mercedes-Benz Pkw zieht der neue Konzernchef Ola Källenius die Zügel an. Erst im November wurde eine neue Konzernstruktur eingeführt mit der Daimler AG als Dachgesellschaft und rechtlich selbstständigen Tochter-Aktiengesellschaften mit eigner Führung. Das wird beim Management jetzt wieder größtenteils rückgängig gemacht: Konzern-Finanzchef Harald Wilhelm übernimmt diese Funktion bei der Pkw-Tochter. Der bisherige Finanzvorstand von Mercedes-Benz Cars, Frank Lindenberg, verlässt das Unternehmen. Mit dem Abbau der Doppelstruktur werde Daimler beweglicher, teilte der Autobauer dazu mit. Das "Handelsblatt" hatte berichtet, zwischen Wilhelm und Lindenberg habe es Reibereien gegeben. Daimler erklärte, Lindenberg habe Wilhelm "sehr wirksam unterstützt". Die operative Rendite der Premiummarke war im vergangenen Jahr mit 3,6 Prozent nicht mal halb so hoch wie im Jahr davor.
Der oberste Entwicklungschef Markus Schäfer soll künftig als Chief Operating Officer die Leitung von Entwicklung, Einkauf und Produktion von Mercedes-Benz Cars übernehmen. Er war zuvor schon für die Produktion der Marke mit dem Stern zuständig. Unter seiner Führung hatte es Verzögerung beim Produktionsanlauf wichtiger SUV-Modelle im US-Werk von Daimler gegeben. Neu geschaffen wird der Posten Produktstrategie und Steuerung, den Wolf-Dieter Kurz übernimmt. Vorstandsvorsitzender der Sparte ist und bleibt in Personalunion Konzernchef Källenius.
Der Schwede zieht außerdem die Verantwortung für die Sparte Vans an sich. Diese war unter Leitung von Personalvorstand Wilfried Porth wegen milliardenschwerer Vorsorge im Dieselskandal und des Flops des Pickup-Modells X-Klasse tief in die Verlustzone geraten. Porth werde sich auf eigenen Wunsch auf die Restrukturierung des Personals konzentrieren. Hier will der Konzern mit dem Abbau von mehr als 10.000 Arbeitsplätzen bis 2022 die Personalkosten um 1,4 Milliarden Euro senken.
Die dezentralere Struktur - unter Källenius und Wilhelms Vorgängern Dieter Zetsche und Bodo Uebber beschlossen und mit Hunderten Millionen Euro Kosten umgesetzt - sollte für eine bessere Bearbeitung der Märkte sorgen. Jetzt soll die Zentralisierung ermöglichen, "künftig noch schneller und passgenauer auf sich wandelnde Kundenbedürfnisse und komplexe Marktanforderungen reagieren zu können", hieß es weiter.
rtr