Allerdings sei das Kursniveau schon sehr hoch, auch wenn der deutsche Aktienmarkt noch günstiger als der US-Markt bewertet sei. Eine mögliche Straffung der US-Geldpolitik und eine Eskalation des Streits um die griechischen Schulden dürften die Anleger auf Dauer aber nicht kalt lassen.

In der vergangenen Woche hatte der Dax rund zwei Prozent zugelegt. Auslöser für den Run auf die Dividendenpapiere war das Öffnen der Geldschleusen durch die Europäische Zentralbank (EZB). Mit ihren Käufen von Staatspapieren drückte sie die Renditen am Rentenmarkt und den Euro immer tiefer in den Keller. Die Gemeinschaftswährung verlor in der Spitze fast fünf US-Cent auf zeitweise weniger als 1,05 Dollar. Viele Euro-Staatsanleihen rentieren so wenig wie noch nie zuvor.

Unterstützung für den Dax könnte in der neuen Woche auch vom großen Verfallstermin am Freitag ausgehen. Bei der Fälligkeit von Aktien- und Index-Optionen sowie Futures hätten viele Anleger auf hohe Kurse gewettet. "Und da wird so eine Marke wie 12.000 Zähler gerne für Käufe instrumentalisiert", sagte ein Händler.

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"WAS HOCH FLIEGT, KANN TIEF FALLEN"

Seit Jahresbeginn summiert sich das Plus im Dax auf 20 Prozent. Eine Hürde nach der anderen nahm der deutsche Leitindex: Im Januar die 10.000er Marke, im Februar die 11.000er - im März also noch die 12.000er? FXCM-Analyst Jens Klatt ist davon überzeugt. Wie es dann aber weitergehe, sei fraglich: "Erinnern sollte man sich bereits jetzt an den Klassiker 'Was hoch fliegt, kann umso tiefer fallen'." Wenn aber auch die letzten Skeptiker überzeugt seien, dass es dank der EZB nur weiter aufwärtsgehe, werde der Dax unsanft aus seinem Höhenrausch gerissen.

Auch andere Strategen zeigen sich besorgt: "Die Kursrallye am Aktienmarkt ist nicht mehr gesund", warnen die Analysten der DZ Bank, die dennoch mit einer Fortsetzung der Rally rechnen. Die Kurse spiegelten nicht die Fundamentaldaten wider. "Der Dax ist reif für eine Korrektur", stimmt Analyst Christian Henke von IG Markets zu.

NordLB-Experte Basse schließt nicht aus, dass die US-Notebank Fed den Europäern die Kauflaune verderben kann. Die Zentralbanker beraten am Dienstag und Mittwoch die Geldpolitik, und viele Experten rechnen damit, dass sie dann ein erstes klares Signal für eine Zinserhöhung im Sommer geben wird. Auf Dauer werde sich der europäische Markt laut Basse nicht von der Wall Street abkoppeln können - wie im bisherigen Jahresverlauf und in der vergangenen Woche.

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BILANZSAISON NEIGT SICH DEM ENDE ZU

Zum Ende des ersten Quartals 2015 werden von Unternehmensseite nicht mehr allzu viele Impulse kommen. Zwar haben noch einige Dax-Firmen, darunter Linde, BMW und HeidelCement, zu Bilanzpressekonferenzen geladen. Doch liegen die meisten Eckdaten den Investoren schon vor. Lediglich der Industriegase-Konzern gewährt zum ersten Mal in diesem Jahr einen Blick in die Bücher. Zudem warten Anleger noch auf Geschäftszahlen des Chemiekonzerns Lanxess.

Auf der Konjunkturseite steht neben der Fed-Sitzung am Dienstag der ZEW-Konjunkturindex für Deutschland an. Auch die Zinssitzung der Schweizer Notenbank (SNB) am Donnerstag dürfte das Interesse auf sich ziehen. Schließlich habe die SNB durch die Aufgabe des Euro-Mindestkurses zum Franken den Markt Mitte Januar überrascht, erklärt Analyst Manuel Andersch von der BayernLB. rtr