Mit Enttäuschung aufgenommene Konjunkturdaten aus der Euro-Zone haben den Dax am ersten Handelstag des neuen Jahres straucheln lassen. Der deutsche Leitindex verlor am Freitag zeitweise 1,2 Prozent auf 9687 Zähler. Die Industrie in der Euro-Zone kam im Dezember kaum vom Fleck: Produktion, Aufträge und Beschäftigung blieben weitgehend unverändert zum Vormonat. Deutlich nach unten ging es auch für den Euro. Mit 1,2033 Dollar markierte die Gemeinschaftswährung den tiefsten Stand seit viereinhalb Jahren. Hier drückten Spekulationen auf eine baldige weitere Lockerung der Geldpolitik den Kurs.

Händlern zufolge positionieren sich die Devisenanleger für die zunehmend unterschiedliche Vorgehensweise der EZB und der US-Notenbank Fed. Letztere strebt angesichts einer anziehenden Konjunktur in den USA die Straffung der Geldpolitik an, während die Europäische Zentralbank schon bald weitere Geldspritzen für die schwächelnde Wirtschaft in der Euro-Zone ankündigen könnte.

In einem "Handelsblatt"-Interview erklärte EZB-Chef Mario Draghi, die Zentralbank befinde sich in technischen Vorbereitungen, um Umfang, Tempo und Zusammensetzung ihrer Maßnahmen im Kampf gegen die niedrige Inflation bei Bedarf Anfang 2015 zu verändern. Draghi hatte zuletzt zur Abwehr eines für die Wirtschaft gefährlichen Preisverfalls auf breiter Front notfalls auch den umstrittenen Kauf von Staatsanleihen in Aussicht gestellt. Die EZB entscheidet am 22. Januar das nächste Mal über ihren geldpolitischen Kurs. Im vergangenen Jahr hat der Euro 11,5 Prozent an Wert zum Dollar eingebüßt, der Dax kam auf ein Plus von 2,7 Prozent.

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GEWINNER VON HEUTE SIND VERLIERER VON GESTERN

Zu den größten Gewinnern im Dax zählten vor allem die Verlierer des vergangenen Jahres. Die Lufthansa, die 2014 mehr als zehn Prozent nachgegeben hatte, stand mit einem Plus von 0,5 Prozent an der Dax-Spitze. Die Titel der Deutschen Bank rückten um 0,3 Prozent vor. In den vergangenen zwölf Monaten hatten die Aktien von Deutschlands größten Finanzinstitut rund ein Viertel ihres Börsenwertes eingebüßt.

Auf der Verliererseite fanden sich unter anderem BMW und die Deutsche Telekom wieder. Die Wertpapiere gaben 1,5 und 1,2 Prozent nach. Sie hatten 2014 5,3 beziehungsweise 6,6 Prozent gewonnen.

Im MDax drückte das geplatzte Gas-Pipeline-Projekt South Stream auf die Aktien von Salzgitter. Das Gemeinschaftsunternehmen Europipe muss die Produktion von Stahlrohren dem Unternehmen zufolge "bis auf Weiteres, voraussichtlich aber mindestens bis zum 19. Februar" aussetzen. Der Stahlkonzern rechnet dadurch mit einer Ergebnisbelastung im unteren zweistelligen Millionenbereich. Salzgitter verloren 1,7 Prozent.

Reuters