Die Anleger am deutschen Aktienmarkt haben die Furcht vor den Folgen der Ausbreitung des Coronavirus am Dienstag weiter abgeschüttelt. Bei den Investoren überwiege derzeit die Hoffnung, dass die Maßnahmen der chinesischen Regierung gegen die Epidemie wirksam sein werden und dass Peking die Wirtschaft verstärkt stütze, sagte Analyst Milan Cutkovic von AxiTrader. Rabobank-Anlagestrategin Jane Foley mahnte aber zur Vorsicht. "So lange die Zahl der Neuinfektionen ihren Höhepunkt nicht erreicht hat, kann die Risikobereitschaft schnell wieder schwinden."

Der Coronavirus beschäftigte auch weiterhin den Rohstoffmarkt. Die Furch vor einer schwächeren Nachfrage aus China drückte den Preis für Rohöl. Hoffnungen auf eine zusätzliche Drosselung der Fördermengen durch die Opec und ihre Verbündeten beendeten die Talfahrt aber vorerst. Das wichtige Industriemetall Kupfer legte sogar deutlich zu. Anleger reagierten erleichtert auf die Geldspritzen der chinesischen Notenbank zur Stabilisierung der Wirtschaft, sagten Börsianer dazu.

Hoffnung schürte auch die gesunkene Wahrscheinlichkeit neuer US-Strafzölle gegen China verbunden mit Spekulationen über eine flexiblere Auslegung der Ziele aus dem Phase-1-Handelsvertrag, erklärte Analyst Jochen Stanzl von CMC Markets.

Marktexperte Andreas Lipkow von der Comdirect Bank machte außerdem auf die seit Tagen existierende Branchenrotation am deutschen Aktienmarkt aufmerksam: "Der Risikohunger ist wieder vorhanden und so stehen die Aktien von Infineon, Covestro und Volkswagen hoch im Kurs. Defensive Unternehmen zum Beispiel aus dem Versorgersektor werden eher verkauft."

Unter den Einzelwerten führte im DAX Wirecard, gefolgt von Linde und Infineon. Die Aktien des Chipherstellers Infineon waren nach ihrem jüngsten Hoch seit Sommer 2018 binnen sechs Handelstagen um mehr als zwölf Prozent abgesackt. Der Konzern legt an diesem Mittwoch Geschäftszahlen vor. Enttäuscht hatte die Anleger der Quartalsbericht des US-Halbleiterhersteller ON Semiconductor mit schwächeren Margen als erwartet. Die DAX Schlusslichter - als einzige DAX-Werte im Minus - waren RWE und Vonovia.

Was am Dienstag an der Börse außerdem wichtig war


Ölkonzern BP mit Gewinneinbruch - Aktienkurs steigt deutlich
Niedrigere Öl- und Gaspreise haben dem britischen Ölkonzern BP 2019 einen Gewinneinbruch eingebrockt. Trotz einer um 2,7 Prozent gestiegenen Fördermenge auf 3,8 Millionen Barrel pro Tag ging der bereinigte Gewinn im Gesamtjahr um rund ein Fünftel auf 10 Milliarden US-Dollar (rund 9 Mrd Euro) zurück, wie BP am Dienstag in London mitteilte. Im vierten Quartal sackte der bereinigte Überschuss sogar um rund ein Viertel auf 2,57 Milliarden Dollar ab. Allerdings lag der Ölmulti damit deutlich über den Erwartungen der Analysten.

Alphabet enttäuscht Anleger - und legt erstmals Youtube-Zahlen offen
Bei Alphabet flaut das Wachstum ab - das Werbegeschäft der Tochter Google hat zum Jahresende schlechter abgeschnitten als erwartet. Anleger reagierten enttäuscht und ließen die Aktie am Dienstag vorbörslich um über drei Prozent fallen, auch weil es dem Konzern nicht gelingt, ein schwächeres Wachstum im Kerngeschäft durch Zuwächse in anderen Bereichen auszugleichen.

Amadeus Fire will 2020 weiter wachsen - Operative Marge gesunken
Kurz nach der Übernahme des Umschulungsspezialisten Comcave plant der Frankfurter Personaldienstleister Amadeus Fire mit weiterem Wachstum. In beiden Geschäftsbereichen Personaldienstleistungen und Weiterbildung sind 2020 "weitere Expansionsschritte" bei jeweils steigenden Umsätzen und Gewinnen geplant, wie der SDax-Konzern am Dienstag in Frankfurt mitteilte. Unter anderem wegen des Comcave-Zukaufs im Dezember war das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Firmenwertabschreibungen (Ebita) im abgelaufenen Jahr indes niedriger als ursprünglich erwartet. Dazu wirkte sich ein hoher Krankenstand im Segment Zeitarbeit negativ aus.

Sony hebt Jahresprognose dank Bildsensoren an
Der japanische Elektronikkonzern Sony hat dank starker Nachfrage nach Bildsensoren für Smartphones seine Prognose für das laufende Geschäftsjahr weiter angehoben. Der Nettogewinn dürfte sich zum Bilanzstichtag 31. März auf 590 Milliarden Yen (4,9 Mrd Euro) belaufen, teilte der Hersteller der Playstation am Dienstag mit. Das wären 50 Milliarden Yen mehr als zuletzt erwartet.

Ferrari fährt weniger Gewinn ein - Schraubt Ziele 2020 hoch
Der Sportwagenbauer Ferrari hat im vierten Quartal und auch im Gesamtjahr weniger Gewinn eingefahren. Unter dem Strich fiel der Überschuss 2019 um 11 Prozent auf 699 Millionen Euro, wie das Unternehmen am Dienstag in Maranello mitteilte. Im eigentlichen Geschäft lief es für die Italiener zwar spürbar besser bei Auslieferungen, Umsatz und operativem Ergebnis, so dass Vorstandschef Louis Camilleri die Ziele für 2020 anhob. Doch weil Ferrari ein Jahr zuvor wegen einer Steuergutschrift kaum Abgaben an den Staat leisten musste, fielen die Steuern 2019 deutlich ins Gewicht.

Intesa Sanpaolo steigert Gewinn stärker als erwartet
Die italienische Großbank Intesa Sanpaolo hat im vergangenen Jahr dank niedrigerer Kosten, einer geringeren Vorsorge für Kreditausfälle und Bewertungseffekten etwas mehr verdient. Der Überschuss sei um gut 3 Prozent auf knapp 4,2 Milliarden Euro gestiegen, teilte die Bank am Dienstag in Mailand und Turin mit. Damit übertraf das Unternehmen die Erwartungen der von Bloomberg befragten Experten. Die Aktie baute nach Bekanntgabe der Zahlen ihr Plus vom Vormittag aus. Der Unicredit-Konkurrent profitierte dabei unter anderem von dem Abbau tausender Stellen - die Kosten gingen um zwei Prozent auf 9,3 Milliarden Euro zurück. Probleme bereitete dagegen das Dauer-Zinstief, das auf die Erträge drückt. Der Zinsüberschuss ging um 4 Prozent auf rund sieben Milliarden Euro zurück.

Siemens Gamesa sieht trotz Auftaktverlust weiter gute Chancen für Windenergie
Der Windkraftanlagenhersteller Siemens Gamesa setzt trotz eines schwachen Auftaktquartals weiter große Stücke auf die Geschäfte in den kommenden Jahren. "Wir sind in einer Industrie mit riesigem Potenzial", erklärte Unternehmenschef Markus Tacke am Dienstag im spanischen Zamudio und verwies auf einen Rekordstand im Auftragsbuch. Die langfristigen Aussichten seien dank des Auftragsbestands von knapp 28,1 Milliarden Euro zum Ende des Jahres weiter stark, hieß es vom Unternehmen.

US-Ölkonzern ConocoPhilips macht Preisrückgang weiter zu schaffen
Der US-Ölkonzern ConocoPhilips hat im vierten Quartal weniger verdient. Auch wegen eines fallenden Ölpreises schrumpfte der Gewinn im Vergleich zum Vorjahr klar, wie das Unternehmen am Dienstag in Houston mitteilte. Unterm Strich verdiente der Konzern zwischen Oktober und Dezember 700 Millionen Dollar (rund 632 Mio Euro), ein Jahr zuvor waren es noch 1,9 Milliarden Dollar. Auch um Sondereffekte wie eine nicht zahlungswirksame Wertminderung bereinigt war der Rückgang noch deutlich.

Autozulieferer Grammer knackt Zwei-Milliarden-Umsatzschwelle
Der bayerische Autozulieferer Grammer hat im vergangenen Jahr erstmals mehr als zwei Milliarden Euro Umsatz erwirtschaftet. Hauptgrund für den Umsatzzuwachs um 9 Prozent sei die Übernahme des US-Autozulieferers TMD gewesen, erklärte Grammer am Dienstag in Amberg.

Kohleausstieg: Laschet sieht Nachbesserungsbedarf bei der Steinkohle
NRW-Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) sieht beim Gesetzentwurf zum Kohleausstieg Nachbesserungsbedarf bei der Steinkohle. Die Forderung, Steinkohlekraftwerke nicht ohne Entschädigung stillzulegen, sei im Ansatz richtig, sagte Laschet am Dienstag in Düsseldorf. Die nordrhein-westfälische Landesgruppe der SPD-Bundestagsfraktion hatte sich zuvor gegen entschädigungslose Abschaltungen von Steinkohlekraftwerken ausgesprochen.

rtr/dpa-AFX/iw