"Hier sieht es keineswegs so trüb aus wie viele meinen. Das Wachstum hat sich in den großen Volkswirtschaften zwar abgeschwächt, stabilisiert sich aktuell aber gerade klar oberhalb des Rezessionsniveaus."

In der alten Woche unterbrach der Dax seine Rally allerdings und kam kaum vom Fleck. Zuvor hatte US-Präsident Donald Trump den Spekulationen auf eine rasche Unterzeichnung des geplanten Handelsdeals mit China einen Dämpfer verpasst. Er werde das Abkommen nur unterzeichnen, wenn es für die USA gut sei. Für den Fall eines Scheiterns der Gespräche drohte er neue Strafabgaben auf chinesische Waren an. Außerdem habe er den erhofften Abbau der aktuellen gegenseitigen Zölle noch nicht abgesegnet. "Damit zeigt sich erneut das typische Muster der Verhandelungstaktik des US-Präsidenten", sagt Analyst Frank Wolgemuth von der National-Bank in Essen. "Halte immer den Nimbus des Unberechenbaren am Leben, gerade in delikaten und langwierigen Verhandlungen."

Die Aktienmärkte würden vorerst aber sicher auf Tuchfühlung mit ihren Rekordhochs bleiben, sagt Analyst Jan Nießen von der Weberbank. Angesichts der niedrigen und teilweise sogar negativen Anleihe-Renditen dränge weiteres Kapital in Dividendentitel. "Wie lange dies allerdings als Treiber der Kurse Bestand hat oder ob die schwächeren Fundamentaldaten und die anhaltende Unsicherheit irgendwann doch die Oberhand gewinnen, ist schwer zu prognostizieren."

US-WIRTSCHAFT WÄCHST WEITER - WENIGE FIRMENBILANZEN


Frischen Schub für die Börsen versprechen sich Experten unter anderem vom Konjunkturbarometer der Federal Reserve Bank von Philadelphia am Donnerstag. Sie erwarten einen Anstieg auf 7,2 von 5,6 Punkten. Kurz darauf stehen die US-Frühindikatoren zur Veröffentlichung an. Diesseits des Atlantiks werden am Freitag die Barometer für die Stimmung der deutschen und europäischen Einkaufsmanager bekanntgegeben. Bei denjenigen für die Dienstleistungsbranche rechne er mit einem leichten Anstieg, prognostiziert Commerzbank-Analyst Christoph Weil. "Dies wäre insofern eine positive Nachricht, als in der Industrie ein Ende der Talfahrt nicht in Sicht ist."

Hinweise auf die Entwicklung der US-Zinsen erhoffen sich Investoren von den sogenannten Fed-Minutes am Mittwoch. Sie werden die Protokolle der jüngsten geldpolitischen Beratungen der US-Notenbank genau unter die Lupe nehmen.

Mit der auslaufenden Bilanzsaison stehen nur noch wenige Unternehmenszahlen auf dem Terminplan. Unter anderem öffnet in der neuen Woche Thyssenkrupp die Bücher. Da der Mischkonzern die Börse bereits auf schwache Zahlen vorbereitet hat, erwarten Anleger von der neuen Chefin Martina Merz Aussagen zur Sanierung des angeschlagenen Industriekonzerns. Außerdem erhoffen sie sich Details zum möglichen Verkauf der Aufzugssparte.

rtr