In der ablaufenden Woche legte der Dax insgesamt mehr als vier Prozent zu. Damit lag er fast 50 Prozent über seinen Tiefs vom März. Portfolio-Manager Thomas Altmann vom Vermögensberater QC Partners nennt als weiteren Grund für die aktuellen Kursgewinne die Hoffnung auf einen Corona-Impfstoff und die damit verbundene Normalisierung der Wirtschaft.
Portfoliomanager Olivier Marciot vom Vermögensverwalter Unigestion bezweifelt allerdings, dass es für die Börsen in diesem Tempo weiter aufwärtsgeht. "Eine Atempause schadet nicht und schließt eine Fortsetzung der Rallye nicht aus."
STEIGENDE INFEKTIONEN GEFÄHRDEN ERHOFFTE ERHOLUNG
Anlagestratege Axel Botte vom Vermögensverwalter Ostrum erwartet dagegen größere Rücksetzer. Aktien seien kurz vor Beginn der US-Bilanzsaison sehr teuer. Schließlich werde für die Unternehmen im Index S&P 500 ein Gewinnrückgang von durchschnittlich neun Prozent prognostiziert. "Der erwartete Aufschwung in der zweiten Jahreshälfte erscheint angesichts des Wiederanstiegs der Corona-Infektionen optimistisch. So lassen die aktuellen Bewertungen wenig Raum für Enttäuschungen."
Vor den Risiken einer wieder aufflackernden Pandemie warnt auch QC-Experte Altmann. "Das langsamere Hochfahren der Wirtschaft führt zu einem unmittelbar messbaren Schaden, der sich schon in den Wachstumsdaten für das laufende Quartal zeigen wird. Zumindest ein Teil dieser Verluste wird sicherlich nicht mehr aufgeholt werden."
WENIGE KONJUNKTURDATEN AUF DER AGENDA - BREXIT IM BLICK
Von den Konjunkturdaten erwarten Börsianer kaum Impulse für den Aktienmarkt. Zu den wenigen Zahlen auf dem Terminkalender gehören die Auftragseingänge (Montag) und die Produktion (Dienstag) der deutschen Industrie. "Auch wenn die Vorkrisenniveaus wohl noch weit entfernt sind, dürfte dies der Hoffnung auf eine schnelle Erholung der Wirtschaft zunächst einmal Auftrieb geben", sagte Commerzbank-Volkswirt Ralph Solveen. In den USA steht am Montag das Barometer für die Stimmung der Einkaufsmanager aus dem Dienstleistungssektor auf dem Plan. Hier erwartet Commerzbank-Experte Solveen ebenfalls einen Anstieg.
Außerdem rücken die Brexit-Verhandlungen wieder ins Blickfeld, nachdem Großbritannien auf einen Antrag zur Verlängerung der Übergangsfrist verzichtet hatte. Die Fortschritte bei den Verhandlungen mit der EU über die künftigen Beziehungen seien "sehr übersichtlich", warnte Bundeskanzlerin Angela Merkel am Mittwoch. "Wir müssen und sollten in der EU und Deutschland für den Fall vorsorgen, dass doch kein Abkommen zustande kommt." Experten rechnen bei einem harten Bruch mit wirtschaftlichen Beeinträchtigungen beiderseits des Ärmelkanals.
rtr