In der abgelaufenen Woche legte der Dax dank Spekulationen auf eine baldige Zinssenkung der US-Notenbank allerdings 2,6 Prozent zu. Die Wahrscheinlichkeit eines solchen Schritts bei der Sitzung am 19. Juni taxieren Anleger bislang zwar auf nur 24 Prozent. Nach einer Serie enttäuschender Konjunkturdaten und angesichts der Risiken für die Konjunktur durch den Zollstreit zwischen den USA und China rechneten sie aber mit mehreren Zinssenkungen bis zum Jahresende, sagt Analyst Pierre Veyret vom Brokerhaus ActivTrades.
Vor diesem Hintergrund warten Investoren gespannt auf die US-Verbraucherpreise (Mittwoch) und Einzelhandelsumsätze (Freitag). "Die anstehenden US-Konjunkturdaten sollten belegen, dass der Aufschwung anhält, von einem Inflationsschub aber keine Rede sein kann", prognostiziert Commerzbank-Volkswirt Christoph Balz. In der Euro-Zone werde die Rezession in der Industrie wegen des Handelsstreits zwischen den USA und China und den drohenden US-Strafzöllen auf europäische Autos anhalten. Am Donnerstag stehen Zahlen zur heimischen Industrieproduktion auf dem Terminplan.
STREIT UM ITALIEN-HAUSHALT IM BLICK - WER FOLGT AUF MAY?
Kopfzerbrechen bereitet Anlegern zudem die Machtprobe zwischen Italien und der EU-Kommission. Wegen der hohen Staatsverschuldung droht die Brüsseler Behörde der Regierung in Rom offiziell mit einem Defizit-Verfahren, an dessen Ende milliardenschwere Strafzahlungen stehen könnten. Deren Auswirkungen auf die Wirtschaft wäre zwar gering, sagt Jean-Marie Mercadal, Chef-Anleger des Vermögensverwalters OFI. Sie könnten die Stimmung der Unternehmen aber zusätzlich drücken.
Mit einem Auge schielen Börsianer zudem nach Großbritannien, wo Boris Johnson Premierministerin Theresa May beerben könnte. Der ehemalige Außenminister und Brexit-Hardliner werde auch sicher Stimmen der Moderaten seiner konservativen Tory-Partei erhalten, prognostiziert Neil Wilson, Chef-Analyst des Online-Brokers Markets.com. "Abgeordnete und Parteimitglieder wissen, dass 'BoJo' Wahlen gewinnen kann. Das ist das Einzige, was zählt." Für das Pfund Sterling wäre ein Premier Johnson allerdings eine Belastung, warnt Nigel Green, Gründer und Chef des Anlageberaters deVere. Denn unter seiner Führung werde ein ungeordneter EU-Ausstieg Großbritanniens wahrscheinlicher.
Ein Wechselbad der Gefühle bereitet Börsianern außerdem der Streit zwischen den USA und Mexiko. Sollten sich die beiden Länder nicht auf Maßnahmen zur Begrenzung der illegalen Einwanderung einigen, belegen die USA Waren aus dem Nachbarland ab Montag mit Strafzöllen. Medienberichten zufolge denkt die US-Regierung über einen Aufschub nach. Das Präsidialamt betonte allerdings, am bisherigen Zeitplan festzuhalten.
rtr