Angesichts der anstehenden erneuten Brexit-Gespräche zwischen Großbritannien und der EU sowie der neuen Verhandlungsrunde zur Beilegung des Zollstreits zwischen den USA und China bezweifelten die Experten der Bank Societe Generale (SocGen) aber, dass die Börsen noch viel Luft nach oben haben. "Bei keinem der beiden Ereignisse ist ein Durchbruch zu erwarten."

Kopfschmerzen bereitete Investoren zudem der drohende erneute Regierungsstillstand in den USA wegen des weiter schwelenden Haushaltsstreits. "Die Vergangenheit hat gezeigt, dass die US-Wirtschaft kurze Shutdowns immer ganz gut wegstecken konnte", sagte Portfolio-Manager Thomas Altmann vom Vermögensberater QC Partners. "Zwei Regierungsschließungen in so kurzer Zeit führen mit Gewissheit zu Kollateralschäden bei der wirtschaftlichen Entwicklung."

DOLLAR, YEN UND FRANKEN IM AUFWIND - PFUND UNTER DRUCK

Vor diesem Hintergrund blieben sichere Anlagen wie Bundesanleihen gefragt. Die Rendite der zehnjährigen Titel lag mit 0,108 Prozent nur knapp über ihrem Zweieinhalb-Jahres-Tief vom Freitag. Der Dollar-Index, der den Kurs zu wichtigen Währungen widerspiegelt, stieg zeitweise auf ein Sechs-Wochen-Hoch 96,873 Punkten. Der "Greenback" profitiere ebenso wie der japanische Yen und der Schweizer Franken von seinem Ruf als sicherer Anlagehafen, sagte Commerzbank-Analystin Thu Lan Nguyen.

Das Pfund Sterling verbilligte sich dagegen auf 1,2897 Dollar. Grund hierfür war ein überraschend schwaches Wachstum zum Jahresabschluss 2018. "Das ist angesichts der bevorstehenden Höhepunkts bei der Brexit-Verunsicherung kein gutes Omen für 2019", sagte Volkswirt Kallum Pickering von der Berenberg Bank.

MÖGLICHE PORTO-ERHÖHUNG GIBT POST AUFTRIEB

Bei den Aktienwerten stand die Deutsche Post im Rampenlicht. Die Bundesregierung arbeitet an einer neuen Portoverordnung und könnte so dem Konzern den Weg für eine stärkere Erhöhung des Briefportos ebnen. Der "Frankfurter Allgemeine Zeitung" zufolge könnte das Briefporto auf bis zu 90 Cent steigen. Das Bundeswirtschaftsministerium betonte allerdings, dass der Preis für einen Standardbrief unter dieser Marke bleiben werde. Die Post-Aktie legte um zwei Prozent auf 25,76 Euro zu.

Die Titel von Thyssenkrupp fielen dagegen um bis zu 1,9 Prozent auf ein Drei-Jahres-Tief von 14,15 Euro. Insidern zufolge droht dem Konzern eine Abmahnung der EU-Wettbewerbshüter wegen des geplanten Stahl-Joint-Ventures mit dem indischen Konkurrenten Tata Steel.

Die Papiere von Borussia Dortmund (BVB) gaben zeitweise sogar 7,4 Prozent ab. Der Bundesliga-Spitzenreiter hatte am Wochenende beim Unentschieden im Heimspiel gegen Hoffenheim eine 3:0-Führung aus der Hand gegeben, während Rivale Bayern München mit einem Sieg gegen Schalke in der Tabelle aufholte. "Die Dortmunder spüren mehr und mehr den heißen Atem der Münchener im Nacken und scheinen doch nervös zu werden", sagte ein Händler.

In London büßten die Aktien von Smith & Nephew 5,2 Prozent ein. Der "Financial Times" zufolge will der größte europäische Anbieter künstlicher Hüft- und Kniegelenke den US-Rivalen NuVasive für mehr als drei Milliarden Dollar übernehmen. Dessen Titel gewannen im vorbörslichen US-Geschäft gut 15 Prozent - so viel wie zuletzt vor drei Jahren.

rtr