Der Dax übersprang am Dienstag erstmals seit drei Monaten wieder die 12.000er Marke und stieg um 3,7 Prozent auf 12.016 Punkte. Der EuroStoxx50 gewann 2,5 Prozent auf 3155 Zähler.
"Dieser Optimismus kann aber nur aufrechterhalten werden, wenn sich die Auftragseingänge der Unternehmen und die Beschäftigungszahlen Monat für Monat verbessern", mahnte Alan Ruskin, Chef-Anlagestratege der Deutschen Bank. "Frühe Rückschläge wären ein schlechtes Zeichen, sind unmittelbar nach Beendigung der Pandemie-Restriktionen aber nicht zu erwarten."
US-UNRUHEN LASTEN AUF DOLLAR UND STÜTZEN GOLDPREIS
Vor diesem Hintergrund zogen sich Investoren aus "sicheren Häfen" wie der Weltleitwährung zurück. Dies drückte den Dollar-Index, der den Kurs zu wichtigen Währungen widerspiegelt, 0,3 Prozent ins Minus. Im Gegenzug stieg der Euro auf ein Zweieinhalb-Monats-Hoch von 1,1187 Dollar.
Die US-Währung leide zudem unter den anhaltenden Protesten im Land, sagte Analyst Pierre Veyret vom Brokerhaus ActivTrades. "Anleger rechnen zwar nicht damit, dass die Unruhen lange anhalten." Sie verzögerten aber den Neustart der US-Wirtschaft und schürten die Angst vor einer zweiten Infektionswelle. "Das wäre für die Unternehmen und die Wirtschaft insgesamt ein Desaster." Die gleichen Gründe nannte Analyst Xiao Fu von der Bank of China International für die anhaltende Stärke des Gold. Die "Antikrisen-Währung" behauptete ihre jüngsten Gewinne und kostete 1739,70 Dollar je Feinunze (31,1 Gramm).
ÖLPREIS ZIEHT WEITER AN - ANLEIHEN GEFRAGT
Gleichzeitig deckten sich Anleger mit Rohöl ein. Die Sorte Brent aus der Nordsee verteuerte sich um 2,6 Prozent auf 39,32 Dollar je Barrel (159 Liter). "Die OPEC scheint sich bereits einig zu sein, die geltenden Produktionskürzungen um zwei Monate zu verlängern", sagte Commerzbank-Analyst Carsten Fritsch. Russland werde offenbar ebenfalls zustimmen.
Gefragt waren auch europäische Staatsanleihen. Dies drückte die Renditen der zehnjährigen Titel aus Italien oder Spanien auf 1,452 und 0,546 Prozent. Die Europäische Zentralbank (EZB) werde am Donnerstag voraussichtlich eine Aufstockung ihrer 750 Milliarden Euro schweren Wertpapierkäufe ankündigen, mit denen sie die Folgen der Coronavirus-Pandemie abfedern will, prognostizierte Seema Shah, Chef-Anlagestrategin des Vermögensverwalters Principal Global. Im Gespräch sind zusätzliche 500 Milliarden Euro.
GEPLANTE KAUFPRÄMIEN BEFLÜGELN AUTOBAUER
Am deutschen Markt sorgten BMW, Daimler und Volkswagen mit Kursgewinnen von bis zu 7,8 Prozent für Aufsehen. Der europäische Index für die Automobil-Industrie legte 4,6 Prozent zu. Der Bund will der Branche im Rahmen eines bis zu 100 Milliarden Euro schweren Konjunkturpakets mit Kaufprämien unter die Arme greifen. Über die Details wird aber noch gestritten.
Erleichtert reagierten Anleger auf den Kompromiss beim neun Milliarden Euro schweren Rettungspaket für die Lufthansa. Die Aktien stiegen um knapp drei Prozent auf 9,41 Euro. Unterdessen nahmen die Titel von TUI dank der Aussicht auf eine Lockerung der Reise-Beschränkungen ihren Erholungskurs wieder auf. Die Papiere des Touristik-Konzerns legten fast neun Prozent auf 5,28 Euro zu.
rtr