Was ist da los? Nach einer fast endlosen Rallye gibt der deutsche Leitindex heute plötzlich deutlich nach. Besonders hart trifft es die Aktien von BASF, Heidelberg Materials und MTU. Das sind die Hintergründe.
Der deutsche Leitindex muss nach einer zuvor fast ungebrochenen Rallye heute deutlich nachgeben. Aktuell liegt der DAX 1,7 Prozent im Minus im Vergleich zum Vortag und steht bei 22.466 Punkten. Auch das europäische Pendant, der EuroStoxx 50, verliert kräftig. Er liegt derzeit 1,3 Prozent im Minus und notiert bei 5.462 Punkten.
Inflationsängste und politische Unsicherheiten belasten die Märkte
Inflationsängste und Aussagen von EZB-Direktoriumsmitglied Isabel Schnabel, die ein mögliches Ende des Zinssenkungszyklus in Aussicht stellte, "könnten den Anlegern einen triftigen Grund liefern, kurzfristig Kasse zu machen", schrieb Marktstratege Salah-Eddine Bouhmidi vom Broker IG. Zusätzlicher Rückenwind von den US-Börsen blieb aus, da dort ebenfalls schwächere Erwartungen herrschten.
Der DAX hat nach einem bereits sehr starken Vorjahr 2025 schon 19 Rekorde aufgestellt und weist immer noch ein Plus von 13,4 Prozent auf. Bis vor Kurzem sorgten Hoffnungen auf eine Befriedung des Ukraine-Krieges sowie Wirtschaftsreformen nach der Bundestagswahl an diesem Sonntag für Auftrieb.
Allerdings blendeten die Anleger politische Risiken weitgehend aus, warnten die Chartexperten von Index-Radar. Sie verwiesen auf eine möglicherweise komplizierte Regierungsbildung in Deutschland sowie auf die für Anfang April angekündigten neuen US-Strafzölle. "Nach zwei Monaten mit Fokus auf Washington richten europäische Investoren ihr Augenmerk nun auf die wichtigste deutsche Wahl der jüngeren Geschichte", ergänzte Lewis Grant, Portfoliomanager für globale Aktien beim Vermögensverwalter Federated Hermes Limited.
Heidelberg Materials, BASF und MTU im DAX besonders unter Druck
Heute gibt es im DAX kaum Gewinner. Keine Aktie schafft es aktuell, um mehr als einen Prozentpunkt zuzulegen. Einige Werte rutschen hingegen besonders stark ab.
Das aktuelle Schlusslicht ist Heidelberg Materials mit einem Minus von 5,8 Prozent, gefolgt von BASF mit einem Verlust von fünf Prozent und MTU mit 4,7 Prozent im Minus.
Heidelberg Materials: Abstufung durch Morgan Stanley belastet
Die Titel des Baustoffkonzerns Heidelberg Materials büßen nach einer Abstufung durch die US-Bank Morgan Stanley 5,8 Prozent ein. Die Bank senkte die Bewertung der Aktie von "Overweight" auf "Equal-weight" und setzte das Kursziel auf 138 Euro herab.
Die Aktien der Hersteller von Basisbaumaterialien wie Zement und Beton seien der Branche im Jahresverlauf vorausgelaufen, schrieb Analystin Cedar Ekblom in ihrer aktuellen Analyse. Der Haupttreiber war bislang die Hoffnung auf einen Wiederaufbau der Ukraine. Ekblom sieht jedoch Anzeichen dafür, dass sich die Ukraine nahezu vollständig aus eigener Produktion versorgen könnte. Falls Importe erforderlich seien, würde voraussichtlich eher die Türkei als Polen oder Osteuropa bevorzugt. Neben Heidelberg Materials stufte Morgan Stanley auch den Konkurrenten Holcim nach einer starken Kursrally ab, die ohne erkennbare Verbesserung der Lage in Europa und den USA stattfand.
BASF: Verkauf des brasilianischen Geschäfts bringt mehr als erwartet
Bei BASF handelt es sich vermutlich vor allem um Gewinnmitnahmen. Die Deutsche Bank Research hat die Einstufung für BASF heute mit einem Kursziel von 55 Euro auf "Buy" belassen. Der Verkauf des brasilianischen Geschäfts mit Gebäudeanstrichen brachte deutlich mehr Erlös als erwartet, schrieb Analystin Virginie Boucher-Ferte in ihrem aktuellen Kommentar. Für die Ludwigshafener sei dies zwar ein kleiner Deal, er zeige jedoch, dass das Management konsequent und schnell nach Wertschöpfung strebt.
MTU: Gewinnmitnahmen nach starker Performance
Die zuletzt gut gelaufenen Aktien von MTU litten am Mittwoch unter Gewinnmitnahmen und büßen trotz starker Zahlen für das vergangene Jahr 5,6 Prozent ein.
Jefferies-Analystin Chloe Lemarie attestierte dem Triebwerksbauer ein solides Schlussquartal, in dem das bereinigte operative Ergebnis (Ebit) die Konsensschätzung übertraf. Auf Jahressicht überschritt das Unternehmen erstmals die Milliardenmarke und das ein Jahr früher als ursprünglich geplant.
Allerdings fiel der Barmittelzufluss schlechter aus als erwartet, was auch von anderen Experten bemängelt wurde. Das sorgte für Verunsicherung und löste Verkaufsdruck auf die Aktie aus.
Enthält Material von dpa-AFX
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