Der fortdauernde Brexit-Hickhack und die möglichen negativen Folgen stellten am Freitag auch die geduldigsten Anleger auf eine harte Probe. Die Folge: Viele Investoren blieben den Märkten fern oder verabschiedeten sich früh ins Wochenende. "Nach den starken Schwankungen der vergangenen Tage sind die Börsen wieder einmal auf Richtungssuche", sagte Portfolio-Manager Thomas Altmann vom Vermögensberater QC Partners. "Es fehlen die Käufer, die den Markt weiter nach oben treiben. Gleichzeitig gibt es aber auch nicht viele Verkäufer, die stärkere Verluste auslösen könnten."

Auch die Europäische Zentralbank (EZB) habe den Börsen den erhofften Rückenwind auch nicht geliefert, sagte Marktanalyst Milan Cutkovic vom Brokerhaus AxiTrader. "EZB-Präsidentin Lagarde zeigte sich zurückhaltend und stellte keine neuen geldpolitischen Maßnahmen in Aussicht."

Auf Unternehmensseite standen Titel von Knorr-Bremse unter Druck, nachdem bekannt wurde, dass Großaktionär Heinz Hermann Thiele seinen Anteil an dem Bremsenhersteller weiter reduziert. In der Folge fielen die Papiere fielen unter die Marke von 100 Euro.

Die Bayer-Aktie hingegen zählte mit einem Plus von zeitweilig 1,5 Prozent zu den Gewinnern im deutschen Leitindex DAX. Gut aufgenommen wurde die Meldung, dass der Pharma- und Agrarchemiekonzern im US-Rechtsstreit um angebliche Krebsrisiken des Unkrautvernichters Roundup mit dem Wirkstoff Glyphosat auf einen neuen Kompromiss mit US-Klägern zusteuert. Zudem wurde die Vertragsverlängerung für Bayer-Chef Werner Baumann auf dem Parkett überwiegend positiv bewertet, obwohl Baumann für das Desaster um die Monsanto-Übernahme verantwortlich sei, so ein Händler.

Was Am Freitag an der Börse außerdem wichtig war


VW will bei MAN bis zu 9500 Jobs streichen - Widerstand angekündigt
Volkswagen setzt bei seiner Lkw- und Bustochter MAN Truck & Bus noch stärker den Rotstift an als erwartet. Weltweit sollen bis zu 9500 Stellen wegfallen, wie das Unternehmen am Freitag in München mitteilte. Das wäre mehr als jeder vierte Job in dem Unternehmen, das zuletzt deutlich rote Zahlen schrieb. Bis 2023 soll so eine Ergebnisverbesserung von rund 1,8 Milliarden Euro erreicht werden. Zumindest sind das die "derzeitigen Überlegungen" des neu formierten Managements. Nun stehen hitzige Diskussionen mit den Arbeitnehmern bevor, die bereits Widerstand angekündigt haben. Wie viele der knapp 20 000 Arbeitsplätze in Deutschland betroffen sind, blieb zunächst offen.

Das Massen-E-Mobil? - Später Start für Volkswagens ID.3
Er soll der Golf des Elektro-Zeitalters werden - und eigentlich noch viel mehr. Für Volkswagen geht es beim ID.3 um alles oder nichts. Die ersten Kunden erhielten am Freitag offiziell das neue Auto, mit einiger Verzögerung. Zum Start will der Konzern Pioniergeist verströmen, die Frühbucher werden als "first mover" gepriesen. Kann die vollelektrische Baureihe, deren Auftakt der ID.3 bildet, den Durchbruch der E-Mobilität auf dem Massenmarkt bringen? Gibt es endlich höhere Reichweiten? Und gelingt die komplexe Vernetzung zwischen Assistenz-, Online- und Entertainment-Systemen?

Tesla will Model 3 aus Shanghai auch nach Europa liefern
Der US-Elektroautopionier Tesla will Kreisen zufolge Autos aus seiner neuen Fabrik in Shanghai auch nach Europa und in andere asiatische Märkte ausliefern. Mit der chinesischen Massenfertigung der für das Ausland gedachten Autos vom Typ Model 3 solle im vierten Quartal begonnen werden, berichtete die Nachrichtenagentur Bloomberg am Freitag unter Berufung auf mit der Angelegenheit vertraute Personen. Ende dieses oder Anfang kommenden Jahres könnten dann auch Kunden in Singapur, Australien, Neuseeland und Europa ein Auto erhalten, die derzeit noch lange auf ein Model 3 aus US-Produktion warten müssten, hieß es weiter.

Oracle profitiert von verstärkter Heimarbeit in Corona-Krise
Der pandemiebedingte Trend zur Heimarbeit hat dem SAP-Rivalen Oracle im jüngsten Geschäftsquartal Anschub gegeben. In den drei Monaten bis Ende August kletterte der Nettogewinn im Jahresvergleich um fünf Prozent auf 2,3 Milliarden US-Dollar (2,0 Mrd Euro), wie das Unternehmen am Donnerstag nach US-Börsenschluss im kalifornischen Redwood Shores mitteilte. Vorstandschefin Safra Catz sprach von einem "fantastischen" Vierteljahr für Oracle, weil die Geschäfte besser liefen als von Finanzexperten erwartet.

Munich Re setzt Verkauf neuer Policen mit Pandemieschutz vorerst aus
Der Rückversicherer Munich Re hat nach milliardenschweren Schäden durch die Corona-Krise den Verkauf von Policen mit einem Versicherungsschutz für den Fall künftiger Pandemien vorerst gestoppt. "Wir überprüfen derzeit, ob wir im Schaden- und Unfallgeschäft neue Verträge anbieten, die im Fall von Pandemien greifen", sagte das den Bereich zuständige Vorstandsmitglied Torsten Jeworrek in einem am Freitag veröffentlichten Interview mit der Nachrichtenagentur Bloomberg. Vorerst biete der Konzern solche Verträge nicht mehr an. Dies betreffe etwa Versicherungsschutz gegen den Ausfall von Großveranstaltungen.



rtr/dpa-AFX/dp