Zuletzt mehrten sich Signale, dass sich die ultralockere Geldpolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) dem Ende zuneigen könnte. Mit konkreten Beschlüsse rechnen Experten bei der Zinssitzung am Donnerstag zwar nicht. Doch hoffen sie auf Hinweise auf ein Zurückschrauben des Anleihekaufprogrammes. Draghi werde aber gleichzeitig besonders betonen, dass diese Anpassung nur graduell geschehe, meint Sebastian Fellechner, Analyst bei der DZ Bank. "Auf seiner Sitzung am Donnerstag dürfte der EZB-Rat erstmals intensiv diskutieren, wie die Geldpolitik im kommenden Jahr fortgesetzt wird", sagt der Chefvolkswirt der Commerzbank, Jörg Krämer. Zinserhöhungen stünden aber noch lange nicht auf der Agenda, betonte er.

Börsianer erwarten, dass die EZB wohl im September den Einstieg in den Ausstieg bei ihren billionenschweren Anleihekäufen verkündet. Beim jährlichen Zentralbanker-Treffen in Jackson Hole in den USA könnte Draghi das Feld bereiten. 2014 hatte er dort verkündet, die unerwünscht niedrige Inflation mit allen zur Verfügung stehenden Mittel zu erhöhen und damit den Ankauf von Staatsanleihen (Quantative easing) eingeläutet.

ANLEGER SETZEN AUF VORSICHTIGES VORGEHEN DER FED



In den USA rückt indes der Abbau der im Kampf gegen die Finanzkrise aufgeblähten Bilanz der Federal Reserve näher. Allerdings deutete Notenbank-Chefin Janet Yellen zuletzt an, dass es nur behutsame Zinserhöhungen geben werde und Börsianer spekulieren, dass die Zinsen auf lange Sicht nicht mehr das Niveau der Vergangenheit erreichen werden. Das beflügelte die Börsen, da niedrige Zinsen Aktien im Vergleich zu Anleihen generell attraktiver machen. Der Dax gewann auf Wochensicht zwei Prozent auf rund 12.640 Punkte. An der Wall Street erklomm der Dow-Jones-Standardwerteindex zu Wochenmitte sogar ein Rekordhoch von 21.580 Zählern.

Den Investoren gefiel vor allem, dass die US-Notenbank an ihrem eingeschlagenen Kurs festhalte, sagt Marktanalyst Milan Cutkovic vom Brokerhaus Axitrader. "Mehr Sicherheit in diesem Punkt geht nicht. Und das ist gut für die Börsen." Cutkovic hält insofern eine Fortsetzung der Dax-Rally bis auf 12.750 Punkte für wahrscheinlich. Einem erneuten Angriff auf die Marke von 13.000 Punkten stehe aber der ebenfalls auf dem Vormarsch befindliche Euro im Wege, der exportorientierte Werte belaste. Am Freitag hielt sich der Euro klar über 1,14 Dollar.

Am Mittwoch und Donnerstag berät sich auch die Bank of Japan. Analysten rechnen damit, dass die Währungshüter ihre Zinsen unverändert lassen. Damit bliebe der Strafzins auf Einlagen von Finanzinstituten bei 0,1 Prozent. Insidern zufolge werden die Notenbanker jedoch ihre Wachstumsprognosen anheben und ihre Inflationserwartungen zurückschrauben.

BILANZREIGEN UND DIESEL-SKANDAL



Bei den Unternehmen stehen die Berichte der IT-Konzerne SAP und Software AG am Donnerstag im Fokus. Bei SAP rechnen die Analysten von Baader Helvea mit einem soliden zweiten Quartal und einer Bekräftigung der Jahresziele. Am Dienstag gewährt der Internet-Modehändler Zalando Einblick in seine Bücher. Auch viele Firmen aus dem Ausland legen Zahlen vor: Die Investmentbank Goldman Sachs und der IT-Riese IBM in den USA am Dienstag, Microsoft und der britisch-niederländische Konsumgüterkonzern Unilever am Donnerstag, der amerikanische Siemens-Rivale GE am Freitag.

Weiter beschäftigen dürfte die Anleger zudem die Diesel-Affäre. Zuletzt geriet Daimler durch neue Einzelheiten zum Betrugsverdacht tiefer in den Skandal um manipulierte Abgaswerte. Im Fokus steht auch der für Donnerstag geplante Börsengang des hessischen Lkw-Zulieferers Jost. Es ist bereits der zweite Anlauf.

In Tokio bleiben die Märkte am Montag feiertagsbedingt geschlossen. Am Freitag ist an den Terminmärkten hierzulande kleiner Verfallstag.

rtr