Die Spekulation auf Zinssenkungen hat DAX und Co. am Montag Schwung gegeben. So nahm der Leitindex nach den jüngsten Kursverlusten wieder Kurs auf in Richtung der Marke von 12.000 Punkten und erzielte den größten Tagesgewinn seit drei Wochen.

Börsianer erwarten zunehmend, dass die US-Notenbank Fed demnächst die Leitzinsen senken könnte. Jerome Powell, Chef der Fed, kündigte am Dienstag eine "angemessene Reaktion" auf die Folgen des Zollstreits an. Die Fed beobachte die Entwicklungen genau, sagte er auf einer Notenbank-Konferenz in Chicago: "Wir wissen nicht wie oder wann diese Angelegenheiten gelöst werden." An den Märkten wird mittlerweile fest damit gerechnet, dass die Notenbank spätestens im Dezember, womöglich aber bereits im Sommer die Zinsen senkt. "Der Markt fordert niedrigere Zinsen als Schutz gegen etwaige konjunkturelle Schwäche", sagte Commerzbank-Analystin Antje Praefcke. "Damit steigt auch der Druck auf die Fed, die Zinsen zu senken."

Die große Frage sei, ob sich die Europäische Zentralbank (EZB) dem Trend anschließe, sagte Analyst Jochen Stanzl vom Online-Broker CMC Markets. "Tut sie das, müsste sie die Zinsen in der Eurozone tief in den negativen Bereich befördern." Für die EZB-Sitzung am Donnerstag halten Börsianer eine Zinssenkung für ausgeschlossen. Angesichts der geringen Inflation werde die Notenbank ihre geplanten Billig-Kredite für Geschäftsbanken aber wohl zu sehr günstigen Konditionen vergeben, sagte Thomas Gitzel, Chef-Volkswirt der VP Bank. "Das dürfte vor allem die italienischen Banken freuen. Letztere zählen zu den Hauptprofiteuren der EZB-Geldspritzen."

Bereits am Vortag hatte US-Notenbank-Mitglied James Bullard gesagt, dass eine baldige Zinssenkung notwendig sein könnte. Wegen der steigenden Risiken für das US-Wirtschaftswachstum könnte eine Zinssenkung "bald" erforderlich sein. Er ging dabei konkret auf die jüngsten Zolldrohungen Trumps gegen Mexiko ein. Solche Ankündigungen erzeugten "ein Umfeld erhöhter Unsicherheit", das Rückwirkungen auf die wirtschaftliche Leistungsstärke der USA haben könne.

Eine baldige Lösung im Streit zwischen den USA und China ist nach Einschätzung von Volkswirt Florian Hense von der Berenberg Bank nicht in Sicht. "US-Präsident Donald Trump schürt die Spannungen und benutzt Strafzölle, um nicht-wirtschaftliche Ziele durchzusetzen. Das ist besorgniserregend."

Was am Dienstag an der Börse sonst noch wichtig war


Handelskrieg: China warnt Bürger vor Reisen in die USA
Vor dem Hintergrund des Handelsstreits mit den USA hat China eine Reisewarnung an seine Bürger ausgegeben. Es komme in den USA immer wieder zu Schießereien, Raubüberfällen und Diebstahl, hieß es am Dienstag in einer Mitteilung des Ministeriums für Tourismus und Kultur. Demnach sollen Reisende ihr Sicherheitsbewusstsein schärfen und Sicherheitsvorkehrungen verstärken.

US-Behörden und Kongress knöpfen sich Tech-Riesen vor
Die amerikanischen Internet-Riesen geraten verstärkt ins Visier der US-Politik. Dabei werden Giganten wie Google, Facebook und Amazon gleich von zwei Seiten in die Zange genommen: Republikaner werfen ihnen die Benachteiligung konservativer Meinungen vor, die Demokraten machen ihre wirtschaftliche Macht zum Wahlkampfthema.

Tesla verkauft US-Abgasrechte an GM und Fiat Chrysler
Der Elektroauto-Hersteller Tesla kämpft mit Problemen im eigenen Geschäft, verdient aber reichlich Geld mit der schlechten Umweltbilanz seiner US-Konkurrenten. So kauften die Branchenriesen General Motors (GM) und Fiat Chrysler der Nachrichtenagentur Bloomberg zufolge Tesla US-Verschmutzungsrechte ab. Sie rüsten sich damit für strengere Abgas-Vorgaben, während ihre eigene Modellpalette viele Spritschlucker enthält.

Auto-Absatz zieht im Mai kräftig an
Der Auto-Absatz in Deutschland hat im Mai kräftig angezogen. Im Monat wurden bundesweit 332 962 neue Pkw zugelassen und damit rund neun Prozent mehr als ein Jahr zuvor, wie das Kraftfahrt-Bundesamt am Dienstag in Flensburg mitteilte. Nach einigem Auf und Ab seit Jahresbeginn steht für die ersten fünf Monate nun ein Plus von 1,7 Prozent auf gut 1,5 Millionen Autos zu Buche. Jeder dritte im Mai neu zugelassene Pkw hatte einen Dieselantrieb. Im Jahresvergleich gab es hier eine Steigerung um rund 16 Prozent.

Tui hofft auf Auskünfte zum Boeing-Flugverbot - Millionenschaden
Der Reisekonzern Tui hofft auf ein Ende des Flugverbots für die neuen Boeing-Mittelstreckenjets. Die Kosten durch das Startverbot schätzt das Unternehmen in ihren Berechnungen auf insgesamt rund 300 Millionen Euro.

Ärger für Bayer wegen Monsanto-Unkrautvernichter auch in Australien
Wegen eines Unkrautvernichtungsmittels seiner Tochter Monsanto hat der Bayer-Konzern nun auch juristischen Ärger in Australien. Ein Gärtner aus Melbourne reichte gegen Monsanto Australia vor dem Supreme Court des Bundesstaats Victoria Klage ein. Der 54 Jahre alte Mann namens Michael Ogalirolo leidet nach einem Bericht der Tageszeitung "Sydney Morning Herald" (Dienstag) an einer bösartigen Erkrankung des Lymph-Systems (Non-Hodgkin-Lymphom). Er soll über einen Zeitraum von 18 Jahren hinweg den Monsanto-Unkrautvernichter Roundup benutzt haben.

rtr/dpa-AFX/fh