Vor diesem Hintergrund nutzten einige Anleger die jüngste Rally am Dienstag für Gewinnmitnahmen. Dax und EuroStoxx50 fielen um jeweils rund ein halbes Prozent auf 13.093 beziehungsweise 3449 Punkte. Unter Verkaufsdruck gerieten dabei die Favoriten vom Wochenbeginn. So gab der Index für die von der Virus-Krise besonders hart getroffene europäische Luftfahrt- und Touristikbranche 1,3 Prozent nach. Auch beim Rohöl änderten die Fortschritte bei der Impfstoff-Entwicklung nichts an den kurzfristig trüben Nachfrage-Aussichten, schrieben die Analysten der ING Bank. Die Sorte Brent aus der Nordsee verbilligte sich um 0,6 Prozent auf 43,55 Dollar je Barrel (159 Liter).
UMFRAGE - ANLEGER BLEIBEN INSGESAMT OPTIMISTISCH
Insgesamt sei der Optimismus der Anleger aber ungebrochen, schrieben die Experten der Bank of America. Die Wachstums- und Gewinnerwartungen seien ihrer monatlichen Investoren-Umfrage zufolge auf dem höchsten Stand seit 20 Jahren. "Der Markt geht davon aus, dass das Ende des Tunnels bereits in Sichtweite ist", sagte Herald van der Linde, Aktienstratege der HSBC Bank.
Am Montag hatte die US-Biotechfirma Moderna bekanntgegeben, dass ihr Corona-Impfstoff in Tests eine Wirksamkeit von fast 95 Prozent zeige. In der vergangenen Woche hatte der Mainzer Konkurrent BioNTech und sein US-Partner Pfizer ähnliche Ergebnisse für ihren Wirkstoff veröffentlicht.
HOFFNUNG AUF BREXIT-DEAL HELFEN PFUND
Am Devisenmarkt gab ein Zeitungsbericht, dem zufolge der britische Chef-Unterhändler David Frost eine Einigung mit der EU über die künftigen Beziehungen in Aussicht stellt, dem Pfund Sterling Auftrieb. Es verteuerte sich um 0,5 Prozent auf 1,3258 Dollar. "Die Wahrscheinlichkeit eines 'No Deal' ist zwar immer noch da", sagte Timothy Graf, Chef-Anlagestratege des Vermögensberaters State Street. "Es scheint aber, dass die EU und Großbritannien sich einem Deal annähern." Ohne Einigung drohen zum Jahreswechsel gegenseitige Zölle.
Euro-Anleger ließen sich derweil von der Blockade des EU-Finanzpakets durch Ungarn und Polen nicht aus der Ruhe bringen. Die Gemeinschaftswährung verteuerte sich leicht auf 1,883 Dollar. "Dies spiegelt die Markterwartung wieder, dass die EU einen Kompromiss finden wird, mit dem alle einigermaßen glücklich sind", sagte Anlagestratege Andy Cossor von der DZ Bank.
EASYJET NACH VERLUST IM SINKFLUG - IMPERIAL BRANDS IM PLUS
In London büßten Aktien von EasyJet zwei Prozent ein, nachdem der Billig-Flieger wegen der Pandemie den ersten Jahresverlust der Firmengeschichte verbucht hatte. Das Unternehmen werde zwar sicher wieder in die Gewinnzone fliegen, sagte Neil Wilson, Chef-Analyst des Online-Brokers Markets.com. Der Weg dahin werde aber lang. "Die schlimmsten Turbulenzen liegen hinter uns. Es ist aber noch zu früh, die Sicherheitsgurte zu lösen."
Die Titel des Imperial Brands steuerten dagegen dank eines optimistischen Ausblicks mit einem Plus von bis zu 7,6 Prozent auf den größten Tagesgewinn seit knapp acht Monaten zu. Es sei ermutigend, dass der "Gauloises"-Macher seinen Marktanteil endlich wieder steigern konnte, lobte Analyst Owen Bennett von der Investmentbank Jefferies. Ein Wermutstropfen sei die enttäuschende Gewinnmarge.
rtr