Der EuroStoxx50 schaffte ein Plus von 0,3 Prozent auf 3264 Punkte. Auch in den USA signalisierten die Futures einen festeren Handelsstart. Die Hoffnung auf neue Konjunkturhilfen in den USA verhindere wohl Gewinnmitnahmen am deutschen Aktienmarkt, sagte Timo Emden vom gleichnamigen Analysehaus. Nur zwei Tage nachdem Donald Trump einen Verhandlungsstopp verkündete, berichtete er von einer Wiederaufnahme. "Die Anleger sehen hier nichts anderes als das Ziehen seiner nächsten Schachfigur im Kampf um das Weiße Haus", sagte Emden.

Es sei zwar weiterhin unwahrscheinlich, dass es noch vor dem 3. November zu einem Deal zwischen Republikanern und Demokraten kommen werde, meinte Milan Cutkovic, Analyst beim Brokerhaus AxiTrader. "Anleger reagieren aber positiv auf Signale, dass die Politiker in Washington die Situation ernst nehmen und den Druck, etwas tun zu müssen, spüren." Über den Umfang und mögliche Teillösungen für die strauchelnden Fluggesellschaften herrscht aber Uneinigkeit.

CHINA ERHOLT SICH - TÜRKISCHE LIRA IM ABWÄRTSTAUMEL


Zuversicht verbreitete der wieder in Schwung kommende Inlandstourismus in China. "Das Land ist bisher vergleichsweise glimpflich durch die Coronakrise gekommen und hat es als eines der wenigen Länder bisher geschafft, eine zweite Welle zu verhindern", fassten die Marktstrategen vom Bankhaus Marcard, Stein & Co zusammen. Das führe dazu, dass Chinas Wirtschaft in vielen Bereichen wieder auf dem Vorkrisenniveau angelangt ist oder sogar darüber liegt. Der Yuan gehörte zu den Gewinnern am Devisenmarkt; ein Dollar wurde mit 6,7025 Yuan gehandelt, das entspricht einem Minus von 1,4 Prozent. Dabei spielte auch der Vorsprung von Joe Biden in den Umfragen zur Präsidentschaftswahl eine Rolle: Experten gehen davon aus, dass sich bei einem Machtwechsel im Weißen Haus die Beziehungen zwischen China und den USA verbessern.

HENKEL UND ZALANDO ÜBERZEUGEN MIT PROGNOSEN


Für Gesprächsstoff sorgte eine Übernahme im europäischen Börsensektor: Die britische Börse LSE verkauft ihre Tochter Borsa Italiana an die Mehrländerbörse Euronext für 4,325 Milliarden Euro. Damit sticht die Euronext die Deutsche Börse und die Schweizer Börse SIX aus, die ebenfalls ihren Hut in den Ring geworfen hatten. Die Euronext will die Übernahme mit einer Kapitalerhöhung und Fremdkapital finanzieren. Die Aktien gaben fast sieben Prozent nach.

Europäische Chipwerte profitierten von gut aufgenommenen Zahlen des US-Mitbewerbers NXP Semixonductors. Auch ein Medienbericht über ein Interesse von AMD am Rivalen Xilinx brachte Schwung in den Sektor. Infineon legten 4,6 Prozent zu und notierten so hoch wie seit fast 20 Jahren nicht mehr. Aktien von AMS, STMicroelectronics, ASM und Dialog stiegen um bis zu 3,1 Prozent.

Schlusslicht im Dax war dagegen BASF mit einem Abschlag von bis zu 3,6 Prozent. Wertberichtigungen brocken dem Chemiekonzern einen Milliardenverlust ein. Das Unternehmen leidet in der Corona-Krise unter dem Nachfragerückgang etwa aus der Autoindustrie. Die Covestro-Aktien drehten nach einem Plus von bis zu 2,2 Prozent wieder ins Minus. Der Kunststoffhersteller blickt nach einem überraschend hohen Betriebsgewinn im dritten Quartal optimistischer auf das Gesamtjahr. Ein Händler sprach daher von Gewinnmitnahmen.

rtr