In den USA zeichnete sich zudem ein positiver Börsen-Start ab. Schwächere Quartalszahlen bei den Unternehmen drückten dagegen kaum auf die Stimmung, sagte Olivier de Berranger, Investmentchef bei der Fondsgesellschaft La Financiere de L'Echiquier. "Als ob die Anleger bei diesen Ergebnissen, die die verschlechterten makroökonomischen Zahlen widerspiegeln, grundsätzlich keinen Anlass zur Sorge fänden. Die immer gleiche Erklärung ist verblüffend und wenig originell: die Maßnahmen der Zentralbanken."
Investoren taxieren die Wahrscheinlichkeit, dass die Europäische Zentralbank am Donnerstag den Einlagezins senkt, auf etwa 50 Prozent. "Genau so spannend wird die Frage, ob EZB-Chef Mario Draghi schon bei dieser Sitzung eine Wiederaufnahme der Anleihekäufe ankündigt oder zumindest in Aussicht stellt", sagte Portfolio-Manager Thomas Altmann vom Vermögensberater QC Partners. Vor diesem Hintergrund verbilligte sich der Euro auf 1,1171 Dollar.
Eine Leitzinssenkung der US-Notenbank in der kommenden Woche gilt dagegen als sicher. Hier drehen sich die Diskussionen um die Frage, ob sich die Federal Reserve zu einem Schritt von einem viertel oder einem halben Prozentpunkt entschließt. Auch die Bank von England (BoE) könnte Anfang August eine Lockerung der Geldpolitik signalisieren, um die wirtschaftlichen Folgen eines möglicherweise ungeregelten Brexit abzufedern.
AUSSICHT AUF PREMIER "BOJO" MACHT PFUND-ANLEGER NERVÖS
Die Kür von Boris Johnson zum Nachfolger der britischen Premierministerin Theresa May treibt den Pfund-Anlegern Schweißperlen auf die Stirn. Die britische Währung ging auf Achterbahnfahrt und notierte am Nachmittag 0,2 Prozent schwächer bei 1,2445 Dollar. Der ehemalige Außenminister und Brexit-Hardliner strebt einen EU-Austritt bis zum 31. Oktober an - notfalls auch ohne Austrittsabkommen. "Von allen möglichen Kandidaten ist er der letzte, dem die EU wahrscheinlich irgendwelche Zugeständnisse machen wird", sagte Peter Dixon, Volkswirt bei der Commerzbank. Allerdings habe er wenig zu gewinnen, wenn er einen ungeordneten Brexit auslöse. "Trotz all des Getöses ist er ein erfahrener Politiker. Daher sollten wir uns nicht wundern, wenn er sich als pragmatischerer Premierminister erweist, als er bisher erschienen ist."
CONTI UND JUNGHEINRICH KAPPEN GESCHÄFTSZIELE
Den deutschen Aktienmarkt prägte eine Serie von Prognose-Senkungen: Gekappte Umsatzziele brachten die Titel von Continental allerdings nicht von ihrem Erholungskurs ab. Sie waren mit einem Plus von 5,9 Prozent Spitzenreiter im Dax. Börsianer wiesen darauf hin, dass viele Anleger ihre Wetten auf weitere Kursverluste auflösten. Im Windschatten der Conti-Rally gewannen die Autobauer BMW, Daimler und Volkswagen bis zu 4,6 Prozent.
Die Papiere von Jungheinrich fielen dagegen zeitweise um 11,5 Prozent auf ein Dreieinhalb-Jahres-Tief und steuerten auf den größten Tagesverlust seit 1996 zu. Die Gewinnwarnung des Konzerns deute darauf hin, dass eine Erholung des Gabelstapler-Marktes nicht in Sicht sei, schrieb Analyst Omid Vaziri von der Investmentbank Jefferies. Daher müsse auch bei Kion mit schwachen Zahlen gerechnet werden. Die Titel des Jungheinrich-Rivalen büßten bis zu 7,2 Prozent ein.
rtr