Dax und EuroStoxx50 grenzten ihre Verluste bis zum Donnerstagnachmittag ein und lagen nur noch ein knappes Prozent im Minus bei 9783 und 2777 Punkten. An der Wall Street legte der US-Standardwerteindex Dow Jones zur Eröffnung sogar um bis zu 2,6 Prozent zu.

In der vergangenen Woche verzehnfachte sich die Zahl der Erstanträge auf US-Arbeitslosenhilfe auf knapp 3,3 Millionen. "Das bisherige Rekordhoch von 695.000 aus dem Jahr 1982 ist damit förmlich pulverisiert worden", sagte Commerzbank-Volkswirt Bernd Weidensteiner. "Diese Zahlen sind der erste 'harte' Beleg für das Ausmaß des wirtschaftlichen Schadens, den das Coronavirus der US-Wirtschaft zufügt."

Die vorgelegten Zahlen lagen zwar rund drei Mal so hoch wie offiziell erwartet. Einige Börsianer hatten allerdings bis zu zehn Millionen Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe befürchtet. Angesichts dieser dramatischen Zahlen sind nach Einschätzung von Jasper Lawler, Chef-Analyst des Online-Brokers LCG, neben neuen Konjunkturhilfen der Regierung auch zusätzliche Geldspritzen der Notenbank Fed nicht ausgeschlossen.

Vor diesem Hintergrund baute der Dollar-Index, der den Kurs zu wichtigen Währungen widerspiegelt, seine Verluste aus und gab 1,2 Prozent nach. Im Gegenzug verteuerte sich der Euro um 0,7 Prozent auf 1,0956 Dollar.

EZB KIPPT SELBST GESETZTE GRENZEN BEI ANLEIHEKÄUFEN


In Europa gab die Europäische Zentralbank (EZB) im Kampf gegen die wirtschaftlichen Folgen der Coronavirus-Pandemie ihre selbst gesteckten Kaufobergrenzen für Staatsanleihen auf. "Das erlaubt es der EZB, diejenigen Volkswirtschaften zu unterstützen, die von der Krise härter getroffen wurden wie zum Beispiel Italien", sagte Anlagestratege Daniel Lenz von der DZ Bank. Außerdem könne sie die Risikoaufschläge für Papiere wirtschaftlich schwächerer Länder unter Kontrolle halten.

Die EZB-Ankündigung ermunterte Anleger zum Kauf von Bonds aus Italien, Spanien, Portugal und Griechenland. Dies drückte die Renditen und auch die Risikoaufschläge (Spreads) zu vergleichbaren Bundesanleihen.

ÖLPREIS ERNEUT UNTER DRUCK


Für den Ölpreis ging es dagegen weiter abwärts. Die Sorte Brent aus der Nordsee verbilligte sich um ein Prozent auf 27,11 Dollar je Barrel (159 Liter). Wegen des weitgehenden Stillstands der Weltwirtschaft rechnen die Experten der Bank Goldman Sachs mit einem Rückgang der Nachfrage um 10,5 Millionen Barrel pro Tag im März und um 18,7 Millionen Barrel im April. Im vergangenen Jahr habe der tägliche Bedarf bei rund 100 Millionen Barrel gelegen. Gleichzeitig werde der Markt wegen des Preiskriegs zwischen den wichtigen Förderländern Saudi-Arabien und Russland mit Rohöl geflutet, sagte Stephen Innes, Chef-Anlagestratege des Brokerhauses Axicorp. Vor diesem Hintergrund stiegen Anleger erneut bei Öl- und Gaskonzernen aus. Der europäische Index für diese Branche verlor 1,7 Prozent.

Am deutschen Aktienmarkt stiegen die Titel von Hellofresh dagegen um bis zu 9,4 Prozent auf ein Rekordhoch von 28,40 Euro. Angesichts der Kontaktbeschränkungen in den USA und vielen europäischen Ländern seien Kochboxen-Lieferdienste eine gute Möglichkeit für die Bevölkerung, sich mit frischen Lebensmitteln einzudecken, schrieben die Experten der Deutschen Bank.

rtr