"Die Nachrichtenlage gibt die Erholung eigentlich nicht her", sagte ein Börsianer. Offenbar machten die anhaltend feste Wall Street und positive Unternehmensnachrichten Investoren Mut. Der US-Technologie-Index Nasdaq hatte am Montag den vierten Tag in Folge ein Rekordhoch markiert. Analyst David Madden vom Online-Broker CMC Markets führte die Erholung der europäischen Börsen darauf zurück, dass ein Großteil der negativen Nachrichten schon in den Kursen enthalten sei.

Linde erfreute Investoren mit einer Dividenden-Anhebung und einem geplanten milliardenschweren Aktienrückkauf. Die Aktien des weltgrößten Industriegase-Hersteller setzten sich daraufhin mit einem Plus von fast vier Prozent an die Dax-Spitze. In Zürich legten Titel von UBS zwei Prozent zu. Die Großbank fuhr ihr bestes Ergebnis seit fünf Jahren ein. In ihrem Windschatten gewannen die europäischen Indizes für die Chemie- und Banken-Branche 2,5 beziehungsweise 1,7 Prozent. Ähnliche Kursgewinne verbuchte auch ihre Pendant für die Finanzdienstleister, nachdem ein milliardenschwerer Zukauf die Papiere des Finanzinvestors EQT in Stockholm auf ein Rekordhoch von 272,30 Kronen gehievt hatte.

Im Rampenlicht stand außerdem Astrazeneca. Die EU will von der Pharmafirma Auskunft über die Gründe für reduzierte Lieferungen des Corona-Impfstoffs. Unabhängig davon wies das Bundesgesundheitsministerium Medienberichte über eine geringe Wirksamkeit des Corona-Impfstoffs von AstraZeneca bei Älteren als falsch zurück. Die Aktien des Pharmakonzerns stiegen daraufhin in London um ein Prozent.

ANLEGER SETZEN AUF NEUANFANG DER ITALIENISCHEN REGIERUNG


Vorsichtig optimistisch blickten Investoren nach Italien, wo Ministerpräsident Giuseppe Conte zurückgetreten ist, um eine neue Regierung zu formen. Wahrscheinlich werde Conte den vergangene Woche abgesprungenen Partner Italia Viva zurück ins Boot holen und seine Koalition mit weiteren Parteien verstärken, prognostizierten die Experten des Research-Hauses Equita.

Der Leitindex der Mailänder Börse stieg daraufhin um gut ein Prozent. Italienische Staatsanleihen waren ebenfalls gefragt. Dies drückte die Rendite der zehnjährigen Titel auf 0,605 Prozent.

SORGENKINDER IMPFUNGEN UND US-KONJUNKTURPROGRAMM


Kopfschmerzen bereiteten drohende Verzögerungen bei der Verabschiedung der zusätzlichen staatlichen Corona-Hilfen in den USA, sagte Neil Wilson, Chef-Analyst des Online-Brokers Markets.com. Das Paket werde wohl kleiner ausfallen als geplant, um die notwendigen Stimmen der oppositionellen Republikaner zu gewinnen. "Darüber hinaus wird immer klarer, dass die Regierungen aus Angst vor den Coronavirus-Mutationen und wegen der Verzögerungen bei den Impfstoff-Lieferungen die Pandemie-Beschränkungen nicht so schnell lockern werden."

Die Rohöl-Sorte Brent aus der Nordsee verteuerte sich dennoch um 0,7 Prozent auf 56,24 Dollar je Barrel (159 Liter). Dem Branchendienst Petro-Logistics zufolge steigt die Förderdisziplin der Opec-Staaten. Sie hielten sich größtenteils an die zur Stützung der Preise vereinbarten Produktionsquoten. Dies schüre die Hoffnung, dass die weltweiten Lagerbestände demnächst zurückgehen, konstatierten die Analysten des Brokerhauses PVM Oil Associates.

rtr