Dax und EuroStoxx50 notierten am Donnerstagnachmittag jeweils etwa ein Prozent im Plus bei 10.398 und 2833 Punkten. Leichten Zusatzschub erhielten die beiden Indizes von den im Rahmen der Erwartungen ausgefallenen US-Arbeitsmarktdaten. In der vergangenen Woche lag die Zahl der Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe bei 5,2 Millionen. Damit mussten allerdings wegen der Virus-Krise binnen eines Monats mehr als 20 Millionen Amerikaner Stütze beantragen.
Mit Spannung warteten Börsianer zudem auf Trumps Fahrplan zur Normalisierung der US-Wirtschaft. Es stehe viel auf dem Spiel, sagte Naeem Aslam, Chef-Marktanalyst des Brokerhauses AvaTrade. Bei einer zweiten Infektionswelle seien die Auswirkungen eines erneuten Lockdowns deutlich größer als der Vorteil eines raschen Wiederhochfahrens der Wirtschaft.
DOLLAR UND GOLD BLEIBEN GEFRAGT
Vor diesem Hintergrund flüchteten sich einige Investoren erneut in die Weltleitwährung. Der Dollar-Index, der den Kurs zu wichtigen Währungen widerspiegelt, legte 0,2 Prozent auf 99,632 Punkte zu. Im Gegenzug verbilligte sich der Euro auf 1,0883 Dollar.
Auch Gold blieb gefragt und war für heimische Anleger mit 1596,48 Euro je Feinunze (31,1 Gramm) so teuer wie nie. Kurstreiber sei hier aber weniger die Angst vor der drohenden weltweiten Rezession als die billionenschweren Geldspritzen, mit denen die Notenbanken die Konjunktur wohl auf Jahre hinaus aufpäppeln müssten, sagte Carlo Alberto De Casa, Chef-Analyst des Brokerhauses ActivTrades. Gold dient Investoren häufig als Inflationsschutz.
ITALIENISCHE BONDS WIEDER GEFRAGT - ÖLPREIS STABILISIERT
Auch bei italienischen Staatsanleihen griffen sie wieder zu. Dies drückte die Rendite der zehnjährigen Titel auf 1,792 von 1,908 Prozent. Auftrieb erhielten die Papiere von den Stimmen innerhalb der italienischen Regierung, das OMT-Programm der Europäischen Zentralbank (EZB) zu aktivieren, sagte Commerzbank-Anlagestratege Michael Leister. In dessen Rahmen kann die Notenbank unter bestimmten Voraussetzungen Anleihen eines Euro-Staates an der Börse aufkaufen und somit die Renditen niedrig halten.
Am Rohölmarkt verteuerte sich die Sorte Brent aus der Nordsee zwar um 4,2 Prozent, blieb mit einem Preis von 28,84 Dollar je Barrel (159 Liter) aber in Sichtweite ihres 18-Jahres-Tiefs von Ende März. Die angekündigte Drosselung der Produktion durch die großen Exportländer könne das Überangebot nicht beseitigen, sondern nur verringern, sagte Portfolio-Manager Thomas Altmann vom Vermögensberater QC Partners. "Das zweite und noch größere Problem ist im Moment die geringe Nachfrage. Und die dürfte angesichts der aktuellen wirtschaftlichen Situation auch noch länger niedrig bleiben."
ÖLWERTE IM MINUS - ZALANDO VERBREITET ZUVERSICHT
Vor diesem Hintergrund verlor der Index für die europäische Öl- und Gasbranche 0,7 Prozent. Die Papiere von Petrofac stürzten in London sogar um fast 18 Prozent ab. Der staatliche Ölkonzern von Abu Dhabi hatte einen 1,65 Milliarden Dollar schweren Vertrag mit dem Ölindustrie-Dienstleister storniert. Ähnliche Hiobsbotschaften seien auch von Konkurrenten zu erwarten, warnte Analyst Mark Wilson von der Investmentbank Jefferies.
Zu den Favoriten am deutschen Aktienmarkt zählte Zalando mit einem Kursplus von sieben Prozent. Es sei positiv, dass der Online-Modehändler seinen Quartalsumsatz trotz der Coronavirus-Pandemie gesteigert habe, schrieb Analyst Volker Bosse von der Baader Helvea Bank. Die Firma sei in einer guten Position, um gestärkt aus der Krise hervorzugehen.
rtr