Der Haupt-Stimmungsaufheller an der Börse war die positive Zwischenbilanz der aktuellen Handelsgespräche durch US-Präsident Donald Trump. Dieser will sich mit dem chinesischen Vize-Ministerpräsidenten Liu He im Weißen Haus treffen. "Ein Interims-Deal erscheint möglich", sagte Portfolio-Manager Thomas Altmann vom Vermögensberater QC Partners. Der Verzicht auf eine weitere Verschärfung der gegenseitigen Strafzölle wäre schon ein Erfolg. "Allerdings haben die vergangenen Verhandlungsrunden gezeigt, dass Gespräche auch auf der Zielgeraden noch scheitern können. Von daher sollten die Korken erst knallen, wenn die Tinte trocken ist."

Außerdem sei unklar, ob die Verhandlungspartner eine solche Einigung in ihren jeweiligen Ländern auch verkaufen könnten, sagte Anlagestratege Michael Hewson vom Brokerhaus CMC Markets. Schließlich stehe vor allem die Regierung in Peking unter Druck, nicht als zu nachgiebig zu erscheinen.

AUF DEM WEG ZU EINEM BREXIT-DEAL?


Optimismus schürten auch der britische Premierminister Boris Johnson und sein irischer Kollege Leo Varadkar. Sie sehen einen Weg zu einer raschen Einigung im Streit um das Grenzregime zwischen der Republik Irland und dem britischen Nordirland nach dem geplanten Brexit. Das Pfund Sterling verteuerte sich seither um jeweils rund zwei Cent auf 1,2482 Dollar und 1,1338 Euro.

Die Zeit bis zum EU-Gipfel in der kommenden Woche sei knapp, sagte Commerzbank-Analyst Ulrich Leuchtmann. Entscheidend sei daher die Frage, wie es nach einem Scheitern der Verhandlungen weitergehe. Das Unterhaus verpflichtete die Regierung zwar für diesen Fall dazu, einen Brexit-Aufschub zu beantragen. "Doch vermittelt Premier Boris Johnson bislang nicht den Eindruck, sich an dieses Gesetz halten zu wollen", warnte Leuchtmann. "Weiterhin gilt sein Satz, er wolle lieber 'tot im Graben liegen', als eine Verlängerung beantragen."

Am Rohstoffmarkt schürten Medienberichte über eine Explosion auf einem iranischen Öltanker Börsianern zufolge Furcht vor erneuten Spannungen in der Golfregion und Liefer-Ausfällen. Die Rohöl-Sorte Brent aus der Nordsee verteuerte sich um 2,4 Prozent auf 60,53 Dollar je Barrel (159 Liter).

SAP ÜBERZEUGT MIT ZAHLEN - HUGO BOSS AUF TALFAHRT


Zu den Favoriten am deutschen Aktienmarkt zählte SAP mit einem Kursplus von 7,1 Prozent. Der Softwarekonzern legte Quartalsergebnisse vor und gab überraschend den Abgang von Chef Bill McDermott bekannt. Umsatz und Gewinn lägen über den Erwartungen, schrieb Analyst J. Derrick Wood vom Vermögensverwalter Cowen. Durch den Wechsel an der Spitze werde die Unternehmensführung verjüngt und könnte mehr Dynamik entfalten, sagte ein Börsianer.

Die Titel von Hugo Boss stürzten dagegen um gut 14 Prozent ab und waren mit 38,37 Euro so billig wie zuletzt vor neun Jahren. Die Modefirma schraubte nach einem schwachen Quartalsergebnis ihre Gesamtjahresziele zurück. "Die Gewinnwarnung kommt nicht überraschend, ist angesichts der überragenden LVMH-Zahlen von gestern aber dennoch eine Enttäuschung", sagte ein Börsianer.

rtr