In den USA zeichne sich ab, dass sich Präsident Donald Trump mit dem Kongress auf ein zusätzliches Konjunkturpaket im Volumen von bis zu zwei Billionen Dollar einigen werde, sagte Ulrich Stephan, Chef-Anlagestratege für Privat- und Firmenkunden bei der Deutschen Bank. "Ein Deal ist zwar keine ausgemachte Sache", gab Analyst Tamas Varga vom Brokerhaus PVM zu bedenken. Ein Kompromiss könne aber Aktien und dem Ölpreis zusätzlichen Schub geben. Parallel zu Dax & Co. verteuerte sich die Ölsorte Brent aus der Nordsee um 1,4 Prozent auf 45,60 Dollar je Barrel (159 Liter).
ERMUTIGENDE KONJUNKTURDATEN
Zuversicht signalisierte auch der überraschende Anstieg des ZEW-Index, der die Stimmung der deutschen Börsenprofis widerspiegelt. Mit 71,5 Punkten markierte er den höchsten Stand seit fast 17 Jahren. Dass die aktuelle Lage etwas skeptischer beurteilt werde, spiele für Anleger nur eine untergeordnete Rolle, da an den Börsen die Zukunft gehandelt werde, sagte Anlagestratege Tobias Basse von der NordLB. Vor diesem Hintergrund verteuerte sich der Euro um 0,4 Prozent auf 1,1778 Dollar.
Mut machte Investoren außerdem der vierte monatliche Anstieg der chinesischen Auto-Neuzulassungen in Folge. Sie griffen daher bei europäischen Herstellern zu. Ihr Branchenindex rückte gut vier Prozent vor. Mit Kursgewinnen von bis zu 5,6 Prozent gehörten die deutschen Autobauer BMW, Daimler und Volkswagen hier zu den Favoriten.
SÜDEUROPÄISCHE BONDS GEFRAGT - GOLD UND SILBER BILLIGER
Mit Anleihen südeuropäischer Staaten deckten sich Investoren ebenfalls ein. Dies drückte die Renditen der zehnjährigen Titel aus Italien und Spanien jeweils auf ein Fünf-Monats-Tief von 0,971 beziehungsweise 0,244 Prozent. Diese Bonds profitierten weiterhin von der Einigung auf den europäischen Wiederaufbaufonds im vergangenen Monat, sagte Anlagestratege Peter Chatwell von der Investmentbank Mizhuo. "Damit ist wahrscheinlicher, dass die starken Volkswirtschaften die schwächeren in einer Krise unterstützen können."
Am Edelmetall-Markt nutzten Investoren dagegen die Rally der vergangenen Wochen zu Gewinnmitnahmen. Gold verbilligte sich um 2,3 Prozent auf 1980,14 Dollar je Feinunze (31,1 Gramm) und Silber um 4,8 Prozent auf 27,75 Dollar. Angesichts der Geldschwemme der Notenbanken und des ungewissen Ausgangs der Pandemie könnte der Goldpreis aber auf 3400 Dollar steigen, prognostizierte Portfoliomanager Joe Foster vom Vermögensverwalter VanEck.
AUSBLICK BEFLÜGELT INTERCONTINENTAL HOTELS
Aktienanleger ließen sich von dem gut 80-prozentigen Gewinneinbruch bei Intercontinental Hotels nicht aus dem Konzept bringen. Sie konzentrierten sich auf die Aussage, dass es erste Anzeichen für eine Erholung der Nachfrage gebe. Die Aktie des "Holiday Inn"-Betreibers stieg in London um gut vier Prozent. Die Papiere der Rivalen Accor und NH gewannen sogar bis zu elf Prozent.
Die Titel von Zalando kletterten dank eines verdoppelten Betriebsgewinns zeitweise um knapp sechs Prozent auf ein Rekordhoch von 69,34 Euro. Die Zahlen demonstrierten die Stärke des Geschäftsmodells des größten europäischen Online-Modehändlers, lobte Analyst Adam Tomlinson von der Investmentbank Liberum.
rtr