Die Sorgen um die Konjunktur haben am Freitag weiter auf die Stimmung der Anleger im DAX gedrückt. Öl ins Feuer gossen die Nachrichten aus China: Die Exporte brachen im Februar um fast 21 Prozent ein. Auch der Arbeitsmarkt in den USA zeigte sich im Februar von seiner schwächeren Seite: Es wurden nur 20.000 neue Stellen aufgebaut, nicht 180.000, wie zuvor erwartet worden war. "Egal wohin man schaut, die Weltwirtschaft kühlt sich deutlich ab", sagte Fondsmanager Thomas Altmann vom Vermögensverwalter QC Partners.

Die düsteren Wirtschaftsaussichten der Europäischen Zentralbank, die Chef Mario Draghi am Donnerstag dargelegt hatte, bremsten weiterhin. "Die jüngste Rally an den europäischen Börsen hat nun offenbar ihr endgültiges Ende gefunden", sagte Marktanalyst Michael Hewson vom Brokerhaus CMC Markets.

Der Euro bekam Aufwind, er kletterte um 0,4 Prozent auf 1,1240 Dollar. Die Nachfrage nach Bundesanleihen zog an. Die Rendite der zehnjährigen Titel fiel zeitweise auf ein Zweieinhalb-Jahres-Tief von 0,048 Prozent. Sogar einen Rutsch unter die Null-Prozent-Linie, die im Juni 2016 erstmals gerissen wurde, halten die Experten der DekaBank für möglich. Das ebenfalls gerne in Krisenzeiten gesuchte Gold verteuerte sich um 0,9 Prozent auf 1297 Dollar. Die Preise für Öl purzelten dagegen aus Furcht vor einer weltweiten Konjunkturschwäche nach unten. Ein Barrel (159 Liter) der Öl-Sorte Brent aus der Nordsee verbilligte sich um 2,4 Prozent auf 64,70 Dollar.

Die EZB hatte am Donnerstag nicht an dem Leitzins gerüttelt. Die Zinsen bleiben auch weiterhin auf dem Rekordtief von 0,0 Prozent, die Zinswende ist verschoben. Die Aussicht auf weiter billiges Geld beflügelte die Aktien aus dem Immobiliensektor. Gute Zahlen gaben dem Kurs des DAX-Konzerns Vonovia zusätzlichen Schub. Die Aktie stieg um rund 2,7 Prozent.

An die DAX-Spitze kletterte mit einem Plus von rund vier Prozent Wirecard. Chef Markus Braun äußerte sich in einem Tweet optimistisch: "Ich bin überzeugt, dass der Markt sich sehr bald wieder auf die starke operative Entwicklung und die Innovationen von Wirecard fokussieren kann." Im vergangenen Monat war die Wirecard-Aktie aufgrund wiederholter Vorwürfe zum Geschäft in Singapur abgestürzt.

Was am Freitag an der Börse sonst noch wichtig war



'Spiegel': Deutschen Autobauern droht Milliardenbußgeld in Brüssel
Den deutschen Autokonzernen BMW, Volkswagen und Daimler droht einem Bericht des "Spiegel" zufolge wegen unerlaubter Absprachen ein Milliardenbußgeld der EU-Wettbewerbshüter. Die Strafe könne in den kommenden Wochen verhängt werden, berichtete das Magazin am Freitag. Die EU-Kommission kommentierte den Bericht auf Anfrage nicht.

'HB': Volkswagen plant neues Milliardensparprogramm und Abbau von 5000 Stellen
Die Volkswagen-Kernmarke VW Pkw plant einem Pressebericht zufolge ein neues milliardenschweres Sparprogramm mit dem zusätzlichen Abbau von rund 5000 Arbeitsplätzen. Der Vorstand um VW-Chef Herbert Diess wolle ab dem Jahr 2023 über zusätzliche Effizienzmaßnahmen 5,9 Milliarden Euro jährlich einsparen, berichtete das "Handelsblatt" am Freitag unter Berufung auf Informationen aus dem Konzern. Grund sei der Schwenk hin zu Elektroautos, für den das Unternehmen mehr Geld benötige. Dafür könnten bis dahin 5000 Jobs in der Verwaltung wegfallen, womöglich werde es aber nötig, gar 7000 Stellen zu streichen. Das Unternehmen wollte den Bericht nicht kommentieren und verwies auf die Jahrespressekonferenz der Marke am kommenden Mittwoch. Vom Betriebsrat hieß es, weitere Stellenstreichungen seien pure Spekulation.

VW-Tochter Audi: Absatz rückläufig - Weiter Probleme mit WLTP
Der neue Abgas- und Verbrauchsprüftest WLTP belastet bei der Volkswagen-Tochter Audi weiterhin die Absatz-Entwicklung. Im Februar sind weltweit die Auslieferungen um 8,5 Prozent auf 119 800 Fahrzeuge gesunken, wie das Unternehmen am Freitag in Ingolstadt mitteilte. Im wichtigen chinesischen Markt verzeichnet der Konzern dennoch ein leichtes Plus: Der Absatz stieg auf 40 084 Automobile und liegt damit 1,8 Prozent über dem Vergleichswert aus 2018.

BMW Absatz schwächer wegen Modellwechsel
Beim Autobauer BMW hat der Modellwechsel bei der 3er Reihe für einen Rückgang beim Absatz gesorgt. Im Februar sind die Auslieferungen der Marke BMW um 4,7 Prozent auf 148 012 Fahrzeuge gesunken, wie der Dax-Konzern am Freitag in München mitteilte. Auf dem wichtigen Markt in China konnte sich BMW gut behaupten, hier legten die Verkäufe um 0,6 Prozent zu. Im Januar hatte der Konzern im Reich der Mitte noch um 15,5 Prozent zugelegt.

US-Behörde setzt Prüfungsfrist für Fusion von T-Mobile US und Sprint aus
WASHINGTON - Die Entscheidung der US-Telekomaufsicht FCC über die geplante Fusion der Mobilfunker T-Mobile US und Sprint verzögert sich abermals. Weil die Unternehmen wichtige Unterlagen nachgereicht hätten, werde die Frist verlängert, teilte die FCC am Donnerstag mit.

Airbus-Chef schließt Rückzahlung der A380-Darlehen nahezu aus
Der Flugzeugbauer Airbus hat eine Rückzahlung der Staatskredite für den vor dem Aus stehenden Riesenflieger A380 so gut wie ausgeschlossen. Die Regierungen hätten ihre Unterstützung für den weltgrößten Passagierjet als Risikopartner gewährt, sagte der scheidende Airbus-Chef Tom Enders der "Financial Times" in einem am Freitag online veröffentlichten Interview. "Es ist Fakt, dass das eine Risikopartnerschaft ist, und die Darlehen basieren auf dem Versprechen der kreditgewährenden Regierungen, dass ihr Geld bei fehlendem Erfolg des Flugzeugs in Gefahr ist."

rtr/dpa-AFX/fh