Für Nervosität sorgten Medienberichte, wonach neben Huawei ein weiteres chinesisches Technologieunternehmen ins Visier von US-Präsident Donald Trump rückt. Die USA haben den Netzwerk-Ausrüster Huawei auf eine Schwarze Liste gesetzt, die Durchsetzung der Sanktionen zuletzt aber zunächst für 90 Tage ausgesetzt. Laut "New York Times" drohen Hikvision, einem Spezialisten für Videoüberwachung, ähnliche US-Beschränkungen. Hikvision-Aktien gaben in Shanghai um 5,5 Prozent nach.

"Unabhängig von den vorübergehenden Lockerung der US-Beschränkungen für Huawei unterschätzen Anleger die unerbittliche Ausweitung des Handelskonflikts", sagte Sean Darby, Chef-Anlagestratege der Investmentbank Jefferies. "Die Entwicklung von Zöllen hin zu direkten Aktionen gegen einzelne chinesische Firmen hat Auswirkungen auf die Ertragskraft von Unternehmen in beiden Volkswirtschaften."

SCHWACHE ZAHLEN SCHICKEN MARKS & SPENCER AUF TALFAHRT

Am Aktienmarkt zählten exportorientierte Titel wie Autowerte europaweit zu den größten Verlierern. Auch Finanzwerte flogen aus den Depots. Schwächster Dax-Wert waren die Aktien der Commerzbank, die sich um bis zu 2,9 Prozent auf ein Sechs-Wochen-Tief von 7,13 Euro verbilligten. Nach dem Ende der Fusionsgespräche mit der Deutschen Bank werde die Bank sowohl organische als auch anorganische Wachstumsmöglichkeiten wie Zukäufe oder Zusammenschlüsse prüfen, sagte Vorstandschef Martin Zielke auf der Hauptversammlung.

Aktien von Deutsche Börse legten am Investorentag des Börsenbetreibers hingegen zu. Die Papiere stiegen um 2,7 Prozent auf 125,15 Euro und waren damit so teuer wie seit Mitte Januar 2008 nicht mehr. Wirecard verteuerten sich um mehr als drei Prozent, nachdem der Zahlungsabwickler eine Zusammenarbeit mit einem indischen Staatsunternehmen bekanntgab.

Marks & Spencer verloren in London knapp acht Prozent. Die Geschäftszahlen der Kaufhauskette enttäuschten auf mehreren Ebenen, sagte Neil Wilson, Chef-Analyst des Online-Brokers Markets.com. Es blieben Zweifel, ob das Unternehmen die Trendwende schaffe.

PFUND UNTER DRUCK - MAYS STUHL WACKELT

Am Devisenmarkt setzte das Pfund Sterling seine Talfahrt fort und war mit 1,2638 Dollar zeitweise so billig wie seit viereinhalb Monaten nicht. Die britische Premierministerin Theresa May beißt auch mit ihrem neuen Vorschlag zur Lösung der Brexit-Blockade auf Granit. Einem Zeitungsbericht zufolge bereiten Unterhaus-Abgeordnete ein neues Misstrauensvotum gegen May vor.

Mit Spannung warteten Anleger zudem auf die Veröffentlichung der Protokolle der jüngsten geldpolitischen Beratungen der US-Notenbank (Fed) am Abend (MESZ). "Die Federal Reserve dürfte sich zwar einerseits aufgrund der zahlreichen Risiken eher vorsichtig zeigen, aber andererseits aufgrund der immer noch starken US-Konjunktur keine Zinssenkungen in Aussicht stellen", sagte Marktanalyst Milan Cutkovic vom Brokerhaus AxiTrader. Der Dollar-Index, der die US-Devise zu anderen wichtigen Währungen misst, lag 0,1 Prozent tiefer bei 97,92 Punkten.

rtr