Für Zuversicht sorgte ein Anstieg der Exporte und Importe der Volksrepublik von mehr als 30 Prozent. Dies schürte unter Börsianern Hoffnungen, dass die Konjunkturlokomotive China eine weltweite Erholung nach der Corona-Pandemie antreibt.
Angesichts der Pandemie-Lage blickten Börsianer allerdings skeptischer auf die deutsche Konjunktur. Nach vier Anstiegen in Folge sank das Barometer ihrer Erwartungen im April überraschend, wie das Mannheimer Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) mitteilte. "Zunächst belastet die dritte Corona-Welle und auch der aufgrund von Sonderfaktoren ins Stocken geratene Ausstoß in der Industrie", kommentierte Chefvolkswirt Thomas Gitzel von der VP Bank. Probleme bereiteten etwa der mangelnde Nachschub an Halbleitern.
Unterdessen brachte die Bundesregierung eine Gesetzesänderung für eine bundesweit verbindliche "Corona-Notbremse" auf den Weg, die auch nächtliche Ausgangssperren vorsieht. Börsianer befürchteten durch die verschärften Maßnahmen eine Bremse für die konjunkturelle Erholung. Auch bei der Impfkampagne droht erneut ein Rückschlag. Die US-Arzneimittelbehörde FDA und das Seuchenzentrum CDC empfahlen nach dem vereinzelten Auftauchen einer seltenen Erkrankung mit Blutgerinnseln in den USA eine sofortige Aussetzung von Corona-Impfungen mit dem Mittel des US-Pharmakonzerns Johnson & Johnson (J&J).
Im vorbörslichen Handel gaben die J&J-Titel rund drei Prozent nach. Insgesamt deuteten die US-Futures auf einen schwächeren Handelsauftakt an der Wall Street hin.
INFLATION IM FOKUS
Mit Spannung warteten Anleger auf die anstehenden US-Inflationsdaten für März. "Die Frage für die nächsten Monate ist nicht, ob die Inflation anziehen wird, sondern wie weit die Inflation anziehen wird", sagte Hugh Gimber, Stratege bei J.P. Morgan Asset Management. Analysten erwarteten im Durchschnitt einen Anstieg des US-Verbraucherpreisindexes um 0,5 Prozent im Vergleich zum Vormonat.
Eine höhere Inflation würde voraussichtlich dazu führen, dass die Anleiherenditen zusammen mit dem Dollar erneut ansteigen werden, sagte Marktanalyst Jeffrey Halley vom Brokerhaus Oanda. Die Rendite der zehnjährigen US-Staatsanleihen stieg auf 1,6979 Prozent. Das war der dritte Anstieg in Folge, allerdings blieb die Rendite deutlich unter dem Ende März erreichten 14-Monats-Hoch von 1,776 Prozent. Der Dollar legte gegenüber einem Währungskorb um 0,2 Prozent zu und entfernte sich damit von einem Drei-Wochen-Tief.
BITCOIN AUF REKORDHOCH
Unterdessen stieg Bitcoin auf neue Rekordhöhen. Die Cyber-Devise verteuerte sich um fast sechs Prozent auf bis zu 63.213 Dollar. "Das Aufdrehen des Geldhahns der Notenbanken dies- und jenseits des Großen Teichs wirkt als Katalysator für steigende Bitcoin-Kurse", führte Analyst Timo Emden von Emden Research aus. Ein Treiber sei auch der Börsengang der Krypto-Börse Coinbase. "Damit kommen Kryptowährungen auch verstärkt in der Aktienwelt an."
Bei den Einzelwerten veranlassten die vorgelegten Sanierungspläne des britischen Industriedienstleisters Babcock Anleger zu Käufen. Der Kurs schnellte um ein Drittel nach oben. Ein Restrukturierungsplan, der auch den Verkauf einzelner Geschäftsbereiche vorsieht, soll das Unternehmen wieder stärken, wie Konzernchef David Lockwood ankündigte.
Zukaufspläne trieben die Titel des schwedischen IT-Spezialisten Dustin an. Die Aktien legten an der Börse in Stockholm rund sechs Prozent zu, nachdem Dustin die Übernahme des Hard- und Software-Händlers Centralpoint für 425 Millionen Euro angekündigt hatte.
rtr