Genährt wurde der Konjunkturpessimismus unter anderem von der Rede des chinesischen Präsidenten Xi Jinping anlässlich des 40. Jahrestags der Marktliberalisierung. Börsianer äußerten sich enttäuscht, dass Xi kein neues Konjunkturprogramm angekündigt habe. Außerdem habe er keine positiven Signale in Sachen Zollstreit mit den USA geliefert, sagte Marktanalyst Milan Cutkovic vom Brokerhaus AxiTrader. "Es scheint, als haben sich die Anleger bereits damit abgefunden, dass der Traum von einer Weihnachtsrally ausgeträumt ist."

IFO-INDEX UND ÖLPREIS FALLEN - GOLD UND ANLEIHEN GEFRAGT



Auch in den deutschen Chef-Etagen war die Stimmung vor dem Fest gedrückt. Der Ifo-Index fiel den vierten Monat in Folge und auf den niedrigsten Stand seit gut zwei Jahren. Das Wachstum werde 2018 wohl noch akzeptabel ausfallen, sagte Uwe Burkert, Chef-Volkswirt der LBBW. "Aber für 2019 muss man sich zunehmend Sorgen machen."

In einer Umfrage der Bank of America Merrill Lynch prognostizierten 53 Prozent der Befragten Investoren eine Abkühlung der Weltwirtschaft in den kommenden zwölf Monaten. So pessimistisch seien sie zuletzt vor gut einem Jahrzehnt gewesen.

Vor diesem Hintergrund fiel der Preis für die Rohöl-Sorte Brent aus der Nordsee um bis zu vier Prozent auf ein 14-Monats-Tief von 57,20 Dollar je Barrel (159 Liter). Im Gegenzug nahmen einige Investoren Kurs auf "sichere Häfen". Die "Antikrisen-Währung" Gold verteuerte sich um bis zu 0,4 Prozent auf 1250,27 Dollar je Feinunze (31,1 Gramm). Die gestiegene Nachfrage nach Bundesanleihen drückte die Rendite der zehnjährigen Titel zeitweise auf 0,229 von 0,257 Prozent.

FED STEHT VOR SCHWIERIGER AUFGABE



Da eine Zinserhöhung der Fed am Mittwoch um einen Viertel Prozentpunkt auf 2,25 bis 2,5 Prozent als sicher gelte, stehe Fed-Chef Jerome Powell bei der Formulierung des geldpolitischen Ausblicks vor einem Drahtseilakt, sagte Portfolio-Manager Thomas Altmann vom Vermögensberater QC Partners. "Die Anleger treibt nach wie vor die Sorge um, dass weiter steigende Zinsen die Wirtschaft abwürgen könnten. Ein zu schneller Kurswechsel der Fed würde die Anleger jedoch ebenso beunruhigen und Angst vor einem unmittelbar bevorstehenden Abschwung schüren." Der Dollar bröckelte erneut ab und der Euro verteuerte sich im Gegenzug auf 1,1382 Dollar.

FALLENDER ÖLPREIS DRÜCKT BP & CO. UND HILFT LUFTHANSA & CO.



Der Preisverfall des Rohöls machte den Ölkonzernen zu schaffen. Der europäische Branchenindex verlor 1,5 Prozent. Zu den größten Verlierern zählte hier Royal Dutch Shell mit einem Kursminus von 1,6 Prozent. Die Aktien des Konzerns litten Börsianern zufolge zusätzlich unter einem Medienbericht, dem zufolge das britisch-niederländische Unternehmen den texanischen Konkurrenten Endeavor für acht Milliarden Dollar kaufen will. Die wirtschaftliche Logik des Deals erschließe sich nicht, sagte Anlagestratege Michael Hewson vom Brokerhaus CMC Markets.

Profiteuere des fallenden Ölpreises waren die Fluggesellschaften, für die Kerosin der größte Kostenfaktor ist. Die Aktien von Lufthansa, Air France und der British Airways-Mutter IAG stiegen um jeweils etwa zwei Prozent.

rtr