Die Anleger an den europäischen Aktienmärkten haben am Mittwoch vor der Pressekonferenz von EZB-Chef Mario Draghi wieder Mut geschöpft. Der Dax stieg bis zum Mittag um 0,5 Prozent auf 12.292 Punkte und machte damit einen Teil seiner Vortagesverluste wett. Die Anleger setzen darauf, dass Draghi Spekulationen über ein früheres Ende des Anleihekaufprogramms dämpft, wie Andreas Paciorek, Analyst von CMC Markets erläuterte. "Sollte ihm das gelingen, dann dürfte dieser potenzielle Stimmungskiller an den Börsen in den Hintergrund rücken." Unterstützung kam für die exportlastigen deutschen Unternehmen vom Euro, der auf 1,0580 Dollar rutschte und damit die Vortagesgewinne wieder abgab.

Den Leitzins beließ die EZB auf dem Rekord-Tiefstand von 0,05 Prozent. Die Pressekonferenz beginnt um 14.30 Uhr. Mit ihren monatlichen Anleihekäufen über 60 Milliarden Euro hat die EZB bereits den Wechselkurs des Euro in die Knie gezwungen, was die Exportaussichten für die Industrie in der Euro-Zone deutlich verbessert hat.

Zudem drücken seit Wochen Spekulationen auf steigende Zinsen in den USA auf den Wechselkurs. Denn sollte die Fed - wie von vielen erwartet - im Sommer die Zinsen erhöhen, dürfte dies den Dollar noch attraktiver machen. Hinweise auf Ausmaß und Zeitpunkt der Zinswende könnten die am Nachmittag anstehenden US-Konjunkturdaten liefern. Unter anderem wird die Statistik zur Industrieproduktion erwartet.

Auch an den meisten anderen europäischen Börsen ging es aufwärts: der EuroStoxx50 kletterte um 0,6 Prozent auf 3810 Zähler. Eine Ausnahme bildete der Athener Index, der 3,8 Prozent verlor. Die Bundesregierung arbeitet einem Zeitungsbericht zufolge an einem Plan, Griechenland auch im Falle einer Staatspleite im Euro zu halten. Die "Zeit" berichtete am Mittwoch vorab, der Europäischen Zentralbank (EZB) solle ermöglicht werden, griechische Banken auch nach einem möglichen Staatsbankrott zu finanzieren.

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STAHLWERTE SETZEN AUFWÄRTSTREND FORT

Im Dax zählten die Aktien von K+S und Continental zu den größten Gewinnern. Beim Reifenhersteller verwiesen Händler auf eine Kurszielanhebung der Exane BNP Paribas, die zudem auch die Titel des französischen Rivalen Michelin auf "neutral" von "underperform" hoch stuften. Michelin gewannen in Paris rund drei Prozent.

Weiter im Aufwind waren ThyssenKrupp sowie die im MDax gelisteten Salzgitter. ThyssenKrupp gewannen 1,8 Prozent, Salzgitter 3,5 Prozent. Nach Aussagen des Salzgitter-Managements am Rande der Hannover Messe war das erste Quartal besser als erwartet gelaufen, wenn es auch nicht für eine Prognoseanhebung reiche.

In Paris war das Übernahmeangebot über 15,6 Milliarden Euro von Nokia für den französischen Netzwerkausrüster Alcatel-Lucent Hauptgesprächsthema. Alcatel büßten einen Teil ihrer Vortagesgewinne wieder ein und fielen um mehr als elf Prozent, nachdem sie am Vortag rund 16 Prozent gewonnen hatten. Anleger hätten auf eine Bar-Komponente gehofft, sagte ein Händler. Nokia waren hingegen auf Erholungskurs und stiegen um anderthalb Prozent. Nokia bietet den Aktionären von Alcatel-Lucent 0,55 Aktien an dem gemeinsamen Unternehmen für jedes ihrer bisherigen Papiere.

Reuters