Erleichterung über den bisherigen Verlauf der Bilanzsaison hat den Anlegern am Dienstag weiter Mut gemacht. Der Dax kletterte bis zum Nachmittag um 2,5 Prozent auf 10.370 Zähler und notierte damit so hoch wie zuletzt Anfang Januar, als die Anleger wegen des Verfalls der Ölpreise in Scharen aus den Aktienmärkten geflohen waren. Vor allem charttechnische Kaufsignale lockten Käufer an den deutschen Aktienmarkt. Der EuroStoxx50 legte 1,7 Prozent auf 3116 Punkte zu - das war der höchste Stand seit Mitte März. Auch für die Wall Street signalisierten die US-Futures steigende Kurse.

"Die Stimmung an den Kapitalmärkten hat sich in der vergangenen Woche weiter aufgehellt", schrieb Martin Lück, Leiter Kapitalmarktstrategie für Deutschland, Österreich und Osteuropa bei BlackRock in der Quartalsanalyse. Derzeit herrsche eine Gemengelage aus bescheideneren Erwartungen und der um sich greifenden Erkenntnis, dass das Ende der Welt nicht unmittelbar drohe. Die Prognosen für die Unternehmensentwicklung im ersten Quartal seien wohl etwas zu pessimistisch gewesen, erklärte Andreas Paciorek von CMC Markets. Die bessere Stimmung spiegelte sich in der Umfrage des ZEW-Instituts unter Analysten und Anlegern wider, die besser als erwartet ausfiel.

Auch die Stabilisierung der Ölpreise beruhigte die Nerven der Anleger. Nach dem Scheitern der Verhandlungen am Wochenende zur Deckelung der Ölförderung setzten viele Börsianer nun auf einen neuen Anlauf im Sommer. Dies stützte die Ölpreise: Brent aus der Nordsee verteuerte sich um zwei Prozent auf 43,80 Dollar je Barrel (159 Liter). Noch im Januar hatte die an den Finanzmärkten als richtungsweisend geltende Sorte ein Zwölf-Jahres-Tief von 27,10 Dollar erreicht. Viele Börsianer hatten einen Dominoeffekt befürchtet, dass mit dem Preisverfall die ganze Branche unter Druck geraten könnte und damit auch die Banken als Kreditgeber in die Bredouille geraten könnten. "Diese Ängste sind nun in den Hintergrund getreten", sagte ein Händler.

L'OREAL NACH ZAHLEN IM AUFWIND - ZALANDO AUF TALFAHRT



Für Kauflaune sorgten auch einige europäische Unternehmen - vor allem aus Frankreich. So steigerte L'Oreal seinen Umsatz unerwartet stark und äußerte sich zuversichtlich für das Gesamtjahr. Mit einem Plus von in der Spitze um 5,6 Prozent führen die Titel der französischen Kosmetikfirma die Favoritenliste im EuroStoxx50 an. Die deutschen Konkurrenten Beiersdorf und Henkel zogen um vier und drei Prozent an, womit sie im Dax zu den größten Gewinnern zählten.

Ebenfalls ganz oben im EuroStoxx50 standen Danone. Das brummende Geschäft mit Babynahrung in Asien und hohe Nachfrage nach Milchprodukten in Nordamerika hatten den Umsatz des französischen Lebensmittelkonzerns überraschend stark angeschoben. Danone legten um 4,3 Prozent zu.

Die wiedererwachte Lust auf Cognac in China bescherte Remy Cointreau mehr Umsatz und ließ die allerdings in keinem Standardwerte-Index gelisteten Titel um mehr als neun Prozent anziehen. Die Aktien des Konkurrenten Pernod Ricard, die im französischen Landes-Index CAC40 sind, stiegen um 2,5 Prozent. Zu den Topfavoriten dort zählten auch die Aktien von Publicis mit einem Plus von 5,5 Prozent. Die Werbeagentur hatte mit einem Umsatzzuwachs und dem Ausblick die Anleger erfreut.

Im deutschen Nebenwerte-Index MDax brachen Zalando dagegen um vier Prozent ein. Europas größter Online-Modehändler war angesichts des späten Frühlingsanfangs verhalten ins Jahr gestartet. Osram verloren rund zwei Prozent. Der Leuchtmittel-Hersteller muss sich einen neuen Finanzchef suchen.

Reuters