Die Niederlage der britischen Premierministerin Theresa May bei der Abstimmung im britischen Parlament über das Brexit-Abkommen mit der EU hat dem DAX am Mittwoch nicht zugesetzt. "Zugegebenermaßen ist zwar die mathematische Wahrscheinlichkeit eines 'No Deal'-Brexit gestiegen", sagte Anlagestrategin Seema Shah vom Vermögensverwalter Principal. "Doch bleiben die Märkte hoffnungsvoll, dass die Regierung keinen Irrtum von solch epischem Ausmaß begehen wird."

Das Unterhaus hatte am Dienstag den ausgehandelten Vertrag der Regierung zu Fall gebracht. "Auch wenn das Abkommen abgelehnt wurde: Die meisten Parlamentarier sind bestrebt, einen ungeregelten Austritt zu vermeiden", sagte Portfoliomanagerin Karen Watkin vom Vermögensverwalter Alliance Bernstein. "Damit sind ein geänderter Deal und sogar gar kein Brexit durchaus immer noch das realistischste Ergebnis."

Am Mittwochabend muss sich May einem Misstrauensvotum stellen. Hier wird erwartet, dass die Premierministerin dieses übersteht. "Aus reinem Selbsterhaltungstrieb werden die Abgeordneten der Conservative Party angesichts der katastrophalen Umfrageergebnisse nicht Neuwahlen und dem potenziellen Verlust des eigenen Mandates den Weg ebnen", sagte NordLB-Analyst Jens Kramer.

Am späten Nachmittag gab dann die freundliche Eröffnung der US-Börsen dem Dax einen Schub. An der Wall Street beflügelten die erfreulichen Quartalsergebnisse von Bank of America und Goldman Sachs die Kurse. Wie schon der Branchenprimus JPMorgan sowie die Citigroup und Wells Fargo profitierten die beiden Geldhäuser von einem insgesamt sehr guten Umfeld wie den starken Aktienmärkten, wieder anziehenden Zinsen in den USA und der Steuerreform von US-Präsident Donald Trump.

Auf Unternehmensseite stand die Deutsche Bank im Rampenlicht. Gerüchte über eine Fusion mit der Commerzbank machten die Runde. Einem Medienbericht zufolge werbe die Bundesregierung hinter den Kulissen für einen Zusammenschluss der beiden Institute. Der Kurs der zuletzt gebeutelten Deutschen Bank schoss um zeitweise acht Prozent auf den höchsten Stand seit knapp fünf Wochen. Einem Bericht der Nachrichtenagentur Bloomberg würden die Europäische Zentralbank und die Finanzaufsicht Bafin eine Fusion mit einem großen europäischen Institut bevorzugen.

Was am Mittwoch sonst noch passiert ist



Osram verkauft US-Servicetochter Sylvania Lighting Solutions
Der Lichtkonzern Osram kommt bei dem geplanten Konzernumbau voran. Das Unternehmen verkaufe die US-Servicetochter Sylvania Lighting Solutions (SLS) an den US-Dienstleistungskonzern Wesco International, teilte die im MDax notierte Gesellschaft am Mittwoch in München mit. Der Verkaufspreis liege im zweistelligen Millionen-Euro-Bereich. Der Verkauf soll noch im ersten Quartal des laufenden Jahres abgeschossen werden. Die Veräußerung wirke sich nur gering auf die Bilanz des Gesamtkonzern aus, hieß es weiter. Die Aktie legte um 2,5 Prozent zu.

Reckitt Benckiser sucht Nachfolger für Unternehmenschef

Der Chef des britischen Konsumgüterkonzerns Reckitt Benckiser will bis Ende des Jahres in den Ruhestand gehen. Der seit acht Jahren an der Unternehmensspitze stehende Rakesh Kapoor habe dies dem Verwaltungsrat signalisiert, teilte Reckitt Benckiser am Mittwoch in London mit. Der für Marken wie Sagrotan, Calgon oder Clearasil bekannte Konzern will jetzt beginnen, einen Nachfolger für den 60 jährigen Kapoor sowohl in den eigenen Reihen als auch außerhalb des Unternehmens zu suchen.

Home24 verfehlt 2018 reduziertes Umsatzziel

Der Online-Möbelversender Home24 hat im vergangenen Jahr weniger umgesetzt als zuletzt noch gehofft. Der Erlös dürfte 2018 zwischen 312 und 315 Millionen Euro gelegen haben - das wäre ein um Währungseffekte bereinigtes Plus von 18 bis 19 Prozent, teilte die Rocket-Internet-Beteiligung am Dienstagabend in Berlin mit. Das im Sommer an die Börse gebrachte Unternehmen hatte erst im November die Prognose für das währungsbereinigte Umsatzplus von rund 30 Prozent auf mehr als 20 Prozent gesenkt.

BMW präsentiert sein neues Flaggschiff in China
BMW hat seinen neuen 7er am Mittwoch in Schanghai zum ersten Mal öffentlich vorgestellt. Bei der Weltpremiere des neuen Flaggschiffs kündigte der Vorstand zugleich an, den SUV X2 nicht mehr nur in Regensburg, sondern im Laufe des Jahres auch in China zu bauen. Die Nachfrage sei erfreulich.

Ford will 2019 bei Umsatz und operativem Gewinn zulegen
Der zweitgrößte US-Autobauer Ford rechnet für das laufende Jahr mit mehr Gewinn und Umsatz. Es gebe 2019 das Potenzial, den Umsatz, den operativen Gewinn (Ebit) und den bereinigten operativen Mittelzufluss (Cashflow) zu verbessern, sagte Finanzchef Bob Shanks am Mittwoch vor US-Börseneröffnung in Detroit (US-Bundesstaat Michigan). Im abgelaufenen Jahr 2018 betrug der um Sondereffekte bereinigte Gewinn je Aktie (EPS) nach ersten Berechnungen 1,30 US-Dollar. Analysten hatten aber im Schnitt mit 1,32 Dollar etwas mehr erwartet.

rtr/dpa-AFX/fh