Die Rally im DAX geht weiter. Die Hoffnung auf ein Ende des Handelsstreits zwischen den USA und China hat den Börsen weiter Schub gegeben. Peking teilte mit, sich mit den USA auf einen schrittweisen Abbau der gegenseitigen Zölle geeinigt zu haben. Dies werde Bestandteil eines ersten Teilabkommens sein, sagte Regierungssprecher Gao Feng. Das Abkommen solle innerhalb der nächsten Wochen unterzeichnet werden. Das Ausmaß der Zollreduzierung hänge vom konkreten Inhalt des Abkommens ab. Allerdings hat die US-Regierung die Erklärung Chinas noch nicht bestätigt.

Der DAX stieg zeitweise auf den höchsten Stand seit Januar vergangenen Jahres und ist nur noch wenige Zähler von seinem Rekordhoch bei 13.596 Punkten entfernt.

Unterdessen richteten Anleger die Blicke auf die fahr aufgenommene Bilanzsaison. Bei der Lufthansa ging im saisonal stärksten dritten Quartal der bereinigte Betriebsgewinn abermals zurück. Trotz leichten Umsatzzuwachses um drei Prozent auf 27,7 Milliarden Euro sank er um acht Prozent auf knapp 1,3 Milliarden Euro. Nach neun Monaten lag das Betriebsergebnis 30 Prozent unter Vorjahr, der Konzerngewinn sackte mit 1,04 Milliarden Euro noch stärker um 43 Prozent ab. Die Lufthansa steigt deshalb noch stärker auf die Kostenbremse und verordnete den Töchtern Austrian und Brussels Airlines sowie der Frachtsparte Cargo Sparprogramme. Der Kurs legte dennoch fast zehn Prozent zu- der größte Tagesgewinn seit 17 Jahren. Anleger honorierten den Sparwillen und das unveränderte Ziel des Konzerns eines operativen Gewinnrückgangs um nur 14 bis 28 Prozent auf 2,0 bis 2,4 Milliarden Euro. Dass sich das Angebot am Flugmarkt insgesamt und bei der Lufthansa über den Winter verringere, könne zu einer Erholung der Ticketpreise führen, erklärte Daniel Röska von Bernstein Research.

Siemens legte im vierten Quartal einen starken Schlussspurt hin und übertraf die Erwartungen der Analysten. Auftragseingang, Umsatz und Ergebnis nahmen dank guter Geschäfte mit der Digitalisierung sowie der Medizintechniktochter Healthineers deutlich zu, Siemens erreichte so seine Jahresziele. Für das neue Geschäftsjahr blieb das Management um Konzernchef Joe Kaeser wegen der Konjunkturflaute vorsichtig. Insgesamt geht der Konzern von einem moderaten Wachstum bei Umsatz und Gewinn aus. Priorität hat 2020 die Ausgliederung und Börsennotierung des Energiegeschäfts. Die Aktie gewann zeitweise fast sechs Prozent. Unsere Einschätzung finden Sie hier

An der Wall Street bescherte die Aussicht auf eine Entschärfung des Zollstreits mit China Kursrekorde. Die Leitindizes Dow Jones, Nasdaq und S&P 500 notierten zur Eröffnung bei 27.698,04 Punkten, 8474,03 Zählern und 3095,74 Stellen und damit jeweils so hoch wie noch nie.

Was am Donnerstag an der Börse sonst noch wichtig war

Telekom kappt Dividende - Erhöht aber Mindestausschüttung
Die Entscheidung sei keinem leicht gefallen: Die Deutsche Telekom will die Dividende für das laufende Jahr trotz weiter gut laufender Geschäfte in den USA kürzen. Mit 60 Cent je T-Aktie soll es 10 Cent weniger geben als im Vorjahr, wie der Dax-Konzern am Donnerstag in Bonn mitteilte. Angesichts hoher Kosten für neue Mobilfunk-Lizenzen und mit Ausbauauflagen verbundene Netzinvestitionen sei das nötig, um den finanziellen Spielraum der Telekom für weiteres Wachstum zu erhalten.

Commerzbank kassiert Gewinnziel: Sinkender Überschuss 2019
Die Commerzbank glaubt nicht mehr an eine Gewinnsteigerung in diesem Jahr - trotz eines überraschend guten dritten Quartals. Der Frankfurter MDax-Konzern kassierte am Donnerstag das Ziel, den Konzernüberschuss 2019 leicht zu steigern. Der Vorstand erwartet nun, dass der Überschuss unter den 865 Millionen Euro aus dem vergangenen Jahr landen wird. Unsere Einschätzung finden Sie hier

AMS kommt Osram entgegen - zweite Übernahmeofferte liegt vor
Der österreichische Sensorspezialist AMS kommt dem Lichtkonzern Osram beim erneuten Versuch der milliardenschweren Übernahme entgegen. Nachdem das Münchener Traditionsunternehmen beim ersten Anlauf erhebliche Kritik an der Strategie und am unklaren Integrationsprozess geäußert hatte, hat AMS das Angebot nun an verschiedenen Punkten überarbeitet, wie aus der am Donnerstag veröffentlichten neuen Angebotsunterlage hervorgeht.

Munich Re rechnet mit hohen Schäden bis Jahresende - Gewinnziel steht
Der Rückversicherer Munich Re rechnet nach hohen Katastrophenschäden im Sommerquartal auch für den Rest des Jahres mit hohen Belastungen. Angesichts von Taifun "Hagibis" in Japan sowie Tornados und Waldbränden in den USA dürfte das vierte Quartal sehr schadenträchtig werden, sagte Finanzvorstand Christoph Jurecka am Donnerstag in München. Für konkrete Zahlen sei es zwar noch zu früh. Allerdings sieht Jurecka die Munich Re weiterhin auf Kurs, ihr Gewinnziel von 2,5 Milliarden Euro in diesem Jahr zu übertreffen.

Compugroup wächst beim operativen Gewinn kräftig - Aktie obenauf
Der auf Arztpraxen und Apotheken spezialisierte Softwarehersteller Compugroup hat weiter von guten Geschäften mit der Gesundheitsbranche profitiert. Der Umsatz kletterte im dritten Quartal auch durch Zukäufe um 7 Prozent auf knapp 178 Millionen Euro, wie das MDax-Unternehmen am Donnerstag in Koblenz mitteilte. Dazu trugen alle Geschäftsbereiche bei. Vor allem der operative Gewinn legte kräftig zu, die Aktie zog deutlich an.

Vonovia legt Übernahmeangebot für den Rest von Hembla vor
Der Immobilienkonzern Vonovia hat den verbliebenen Aktionären des schwedischen Immobilienkonzerns Hembla ein Übernahmeangebot gemacht. Je Anteil würden 215 schwedische Kronen geboten, teilte Vonovia am Donnerstag in Bochum mit. Der Aktienkurs liegt aktuell eine Krone darüber. Das Dax-Unternehmen hatte bereits im September die Mehrheit an Hembla vom Finanzinvestor Blackstone gekauft und hielt zuletzt 64 Prozent des Grundkapitals.

Schwaches TV-Werbegeschäft bei ProSiebenSat.1
Dem Medienkonzern ProSiebenSat.1 brechen im Zuge des kriselnden TV-Werbegeschäfts und der digitalen Neuausrichtung erneut die Gewinne weg. So fiel der um Sondereffekte bereinigte Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) im dritten Quartal zum Vorjahreszeitraum um ein Viertel auf 131 Millionen Euro, wie das Unternehmen am Donnerstag in Unterföhring bei München mitteilte. Der Rückgang war auch aufgrund hoher Investitionen ins Entertainment-Geschäft und in die E-Commerce-Aktivitäten des Konzerns erwartet worden.

Verlust von Finanzchef trifft Knorr-Bremse
Die Aktien von Knorr-Bremse fallen zeitweise 5,1 Prozent und markieren bei 88,24 Euro den niedrigsten Stand seit zweieinhalb Wochen. Der Münchner Bremsen-Spezialist verliert nach dem Wechsel an der Firmenspitze auch seinen Finanzvorstand. Das sei eine weitere schlechte Nachricht, sagte ein Händler.

rtr/dpa-AFX/fh