Die Furcht vor der weltweit schärfsten Rezession seit den 1930er Jahren verdirbt Europas Anlegern die Kauflaune. Stattdessen haben sie am Mittwoch am deutschen Aktienmarkt Kasse gemacht. Die Spekulation darüber, dass es die Bundesregierung in der Viruskrise mit der Lockerung der Kontaktbeschränkungen nicht so eilig hat, ließ den DAX immer tiefer ins Minus abrutschen. Später kam noch der sich aufbauende Druck an den US-Börsen belastend hinzu. Noch am Dienstag schloss der DAX 1,3 Prozent stärker bei 10.696,56 Punkten - der höchste Schlusskurs seit sechs Wochen.

In einer Vorlage für Beratungsgespräche mit den Bundesländern schlägt der Bund vor, die bestehenden Kontaktbeschränkungen noch mindestens bis zum 3. Mai aufrecht zu erhalten. Das belastete den DAX am Mittwochnachmittag. Allerdings hieß es darin auch, dass die Öffnung von Geschäften bis zu einer Verkaufsfläche von bis zu 800 Quadratmetern wieder ermöglicht werden könnte.

Schon jetzt hinterlässt die Pandemie tiefe Spuren in der Wirtschaft, der Internationale Währungsfonds (IWF) rechnet mit der schlimmsten Rezession seit der Großen Depression in den 1930er Jahren. Diese Spuren zeigten sich am Mittwoch in aktuellen Wirtschaftsdaten aus den USA und auch in der dort beginnenden Berichtssaison. Am Nachmittag berichteten erneut US-Großbanken von Gewinneinbrüchen im ersten Quartal, nachdem JPMorgan am Vortag schon keine guten Nachrichten zu vermelden hatte.

Der Ölpreis geriet derweil weiter unter Druck und näherte sich seinem 18-Jahres-Tief von Ende März. Die Sorte Brent aus der Nordsee verbilligte sich um bis zu 5,5 Prozent auf 27,96 Dollar je Barrel. Die Internationale Energieagentur rechnet wegen der Virus-Krise für April mit einem Nachfrage-Einbruch um 29 Millionen Barrel pro Tag. Dies könne durch keine Förderbremse aufgefangen werden. Die jüngste Einigung der "Opec+", zu der neben den Mitgliedern des Exportkartells weitere Förderländer wie Russland gehören, auf eine Drosselung um etwa zehn Millionen Barrel pro Tag sei aber ein guter Anfang.

Als einzige DAX-Gewinner ging am Mittwoch Vonovia aus dem Handel. Zu den europaweit größten Verlierern gehörten Papiere aus dem Bankensektor, so reihte sich die Deutsche Bank kurz vor dem DAX-Schlusslicht Infineon ein.

Was am Mittwoch an der Börse außerdem wichtig war



Bank of America mit Gewinneinbruch wegen befürchteter Kreditausfälle
Hohe Rückstellungen für faule Kredite in der Corona-Krise haben der Bank of America im ersten Quartal einen Gewinneinbruch eingebrockt. Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum sackte der Gewinn um 45 Prozent auf rund vier Milliarden US-Dollar (3,7 Mrd Euro) ab, wie das Institut am Mittwoch in Charlotte mitteilte. Wegen möglicherweise ausfallender Darlehen infolge der wirtschaftlichen Turbulenzen legte die Bank 4,8 Milliarden Dollar zurück, fast fünf Mal so viel wie ein Jahr zuvor.

Corona-Krise halbiert Gewinn von US-Großbank Goldman Sachs
Hohe Rückstellungen für wacklige Kredite infolge der Corona-Krise haben den Gewinn der US-Großbank Goldman Sachs im ersten Quartal einbrechen lassen. Unter dem Strich blieb für die Aktionäre ein Gewinn von 1,1 Milliarden US-Dollar (1,0 Mrd Euro) und damit nur noch gut halb so viel wie ein Jahr zuvor, wie das Institut am Mittwoch in New York mitteilte. Um die befürchteten Kreditausfälle vorwegzunehmen, legte die Bank 937 Millionen Dollar zur Seite und damit über vier Mal so viel wie ein Jahr zuvor.

Leichter Gewinnrückgang beim US-Krankenversicherer UnitedHealth wegen Covid-19
Beim größten US-Gesundheitsdienstleister und Krankenversicherer UnitedHealth hat die Corona-Pandemie im ersten Quartal nur leicht auf die Gewinne gedrückt. Zwar will der Konzern seinen Gewinn je Aktie weiterhin von 14,33 US-Dollar im Vorjahr auf 15,45 bis 15,75 US-Dollar in diesem Jahr steigern. In den ersten drei Monaten stand hier jedoch im Vorjahresvergleich zunächst ein leichter Rückgang von 3,56 auf 3,52 Dollar je Aktie zu Buche, wie das Unternehmen am Mittwoch in New York mitteilte. Der den Aktionären zurechenbare Gewinn sank insgesamt um gut zwei Prozent auf 3,38 Milliarden Dollar (3,1 Milliarden Euro).

Chipzulieferer ASML erhält trotz Corona-Krise viele Aufträge
Der Chipindustrie-Zulieferer ASML sitzt trotz der Corona-Krise auf einem dicken Auftragsbuch und sieht auch keinen Nachfrageeinbruch. Probleme bereiten dagegen die Auflagen und Beschränkungen infolge der Pandemie, da dadurch die Produktion sowie die Auslieferungen und Installationen der Anlagen bei Kunden wie etwa den Chiphersteller Samsung erschwert werden. Aus diesem Grund brach der Umsatz im ersten Quartal wie erwartet deutlich ein - bei den Aufträgen konnte das EuroStoxx-50-Schwergewicht dagegen am Mittwoch in Veldhoven Positives berichten.

VIRUS: Passagierrückgang bei Fraport in Frankfurt verschärft sich weiter
Am Frankfurter Flughafen hat sich der Einbruch der Passagier- und Frachtzahlen infolge der Corona-Krise bis zum Osterwochenende weiter fortgesetzt. In der Woche vom 6. bis 12. April zählte der Flughafenbetreiber Fraport an Deutschlands größtem Airport 46 338 Fluggäste und damit 96,8 Prozent weniger als ein Jahr zuvor, wie er am Mittwoch in Frankfurt mitteilte. In der Woche zuvor hatte der Rückgang bereits mehr als 95 Prozent betragen. Das Aufkommen an Fracht und Luftpost sank in der Woche bis Ostern um 28,1 Prozent auf 32 027 Tonnen. Die Zahl der Flugbewegungen sackte um 86,3 Prozent auf 1435 Starts und Landungen ab.

rtr/dpa-AFX/iw