Investoren seien von den Protokollen der jüngsten Fed-Sitzung enttäuscht, sagte Analyst David Madden vom Online-Broker CMC Markets. Diese hätten keine Hinweise auf aggressive Zinssenkungen geliefert. Aber seit den Beratungen sei der Zollstreit zwischen den USA und China eskaliert und die Unruhen in Hongkong hätten sich verschärft. Daher hätten Investoren die Hoffnung noch nicht aufgegeben, dass Fed-Chef Jerome Powell in Jackson Hole eine weitere Lockerung der Geldpolitik andeuten wird.

Börsianer erwarteten von Powell am Freitag ein klares Signal, dass die Fed bei einer Verschlechterung der Konjunkturaussichten bereit sei, alles Notwendige zur Stützung der Wirtschaft zu tun, sagte Seema Shah, Chef-Anlagestrategin des Vermögensverwalters Principal Global. "Liefert die Fed weniger als erwartet, dann dürften die Anleger sehr nervös werden."

Yuan wertet erneut ab - Pfundkurs zieht an


Kopfschmerzen bereitete Investoren die erneute Abwertung der chinesischen Währung. Dadurch markierte der Dollar mit 7,0935 Yuan den höchsten Stand seit elfeinhalb Jahren. Offenbar wolle die Regierung in Peking die Folgen des Zollstreits mit den USA abmildern, sagte Commerzbank-Analystin Thu Lan Nguyen. Außerdem sei es ein Hinweis, dass China mit einem langfristigen Konflikt rechne. Der Yuan ist nicht frei handelbar, sondern darf einen Referenzkurs nur in bestimmten Spannen über- oder unterschreiten. Eine Abwertung verbessert die Wettbewerbschancen chinesischer Waren auf dem Weltmarkt.

Das Pfund Sterling verteuerte sich um bis zu 0,5 Prozent auf 1,2181 Dollar. Anleger betrachteten es als positiv, dass Frankreichs Präsident Emmanuel Macron Bereitschaft signalisiere, über einen Ausweg im Brexit-Streit zu sprechen, sagte Commerzbank-Expertin Nguyen. Macron bekräftigte bei einem Treffen mit dem britischen Premierminister Boris Johnson jedoch zugleich, dass an dem ausgehandelten Brexit-Vertrag nicht gerüttelt werde. Johnson will sein Land zum 31. Oktober aus der EU führen, notfalls ohne Deal.

Italiens Präsident macht bei Regierungsbildung Druck


Positiv werteten Börsianer die Aussicht auf die rasche Bildung einer neuen Regierung in Rom. Insidern zufolge drängt Staatspräsident Sergio Mattarella auf eine Entscheidung in den kommenden Tagen. "Das ist eine gute Nachricht, denn die unmittelbare Herausforderung für Italien ist die Aufstellung des Haushalts für 2020 bis Mitte Oktober, sagte Holger Schmieding, Chef-Volkswirt der Berenberg Bank. Bei einem Bündnis aus 5-Sterne-Bewegung und sozialdemokratischer PD sei ein erneuter Etat-Streit mit der EU unwahrscheinlicher.

Vor diesem Hintergrund stieg der Leitindex der Mailänder Börse gegen den europäischen Trend um 0,3 Prozent. Italienische Staatsanleihen waren ebenfalls gefragt. Dies drückte die Rendite der zehnjährigen Titel zeitweise auf ein Drei-Jahres-Tief von 1,286 Prozent.

Die Aussicht auf einen lukrativen Verkauf der Aufzugssparte katapultierte ThyssenKrupp an die Dax-Spitze. Die Aktien legten 5,1 Prozent auf 10,37 Euro zu. Dem "Manager Magazin" zufolge stehen etliche Finanzinvestoren Schlange. Erste Gespräche für eine Mehrheits- oder Komplettübernahme liefen bereits.

rtr