Anleger am deutschen Aktienmarkt haben am Donnerstag die Füße still gehalten. Schwächer als erwartet ausgefallene Firmenbilanzen und die weiter schwelende Angst vor einer Eskalation im Handelskonflikt zwischen den USA und China drückten den DAX nach anfänglichen Gewinnen dann wieder in die Verlustzone. "Die Gespräche zur Beilegung des Handelsstreits zwischen den USA und China dürften sich als schwierig erweisen", erläuterte Christian Schmidt, Marktanalyst bei der Landesbank Helaba.

Die Erwartungen an die in den USA stattfindenden Gespräche waren gering, was nach Meinung von Experten vor allem an der US-Klage gegen den chinesischen Netzwerkausrüster Huawei lag. US-Präsident Donald Trump sagte, die Gespräche liefen gut und es gebe eine gute Absicht auf beiden Seiten. Allerdings werde es kein abschließendes Abkommen geben, bis er sich in naher Zukunft mit dem chinesischen Staatschef Xi Jinping treffe. Dem "Wall Street Journal" zufolge schlugen die chinesischen Unterhändler ein Treffen von Trump und Xi im nächsten Monat vor.

Für Gesprächsstoff sorgte der Zinsentscheid der US-Notenbank Fed vom Vorabend. Die Währungshüter hatten den Leitzins, der in den USA zwischen 2,25 und 2,5 Prozent liegt, angesichts unsicherer Konjunkturaussichten nicht angetastet. Zugleich signalisierte sie, bei Entscheidungen über künftige Zinsschritte "geduldig" zu agieren. Der Dollar verlor daraufhin im Vergleich zu anderen wichtigen Währungen wie dem Euro an Wert. "Getreu dem Motto 'Vorsicht ist die Mutter der Finanzmärkte' hat die Fed ihren Zinserhöhungszyklus vorerst für beendet erklärt und ist auf eine neutrale Ausrichtung umgeschwungen", sagte Commerzbank-Devisenanalystin Esther Reichelt.

Auf Unternehmensseite stand die Deutsche Bank im Fokus der Anleger. Vor der Veröffentlichung der Zahlen für das vierte Quartal am Freitag machten erneute Spekulationen über eine Fusion mit der Commerzbank die Runde. Die Aktie des größten deutschen Geldhauses verlor zeitweise rund vier Prozent. Der Bericht suggeriere, dass es bald keine andere Möglichkeit mehr gebe als die Fusion, sagte ein Händler. Das verunsichere die Anleger.

Die am Mittwoch stark gebeutelte Wirecard-Aktie erholte sich am Donnerstag um rund fünf Prozent. Nach einem Bericht der "Financial Times" über mögliche Straftaten eines Managers in Singapur war der Kurs tags zuvor um zeitweise mehr als 25 Prozent abgestürzt. Die Staatsanwaltschaft ermittelt wegen des Verdachts auf Marktmanipulation.

Was am Donnerstag an der Börse sonst noch wichtig war



Nutzer kehren Facebook trotz Skandalserie nicht den Rücken
Obwohl Facebook seit Monaten von einer Krise in die nächste schlittert, nimmt das Geschäft des weltgrößten Online-Netzwerks dadurch keinen Schaden. Selbst in Europa sprang die Nutzerzahl zum Jahresende wieder hoch, nachdem sie zuvor leicht rückläufig war. Die Aktie stieg um mehr als elf Prozent.

Tesla macht weniger Gewinn als erwartet - Finanzchef hört auf
Der US-Elektroautobauer Tesla hat ein weiteres Quartal mit schwarzen Zahlen abgeschlossen, aber weniger verdient als erwartet. Zudem teilte Firmenchef Elon Musk am Mittwoch nach US-Börsenschluss mit, dass Finanzvorstand Deepak Ahuja das Unternehmen verlassen wird. Anleger reagierten nervös, die Aktie sank im nachbörslichen US-Handel um mehr als fünf Prozent. Tesla hat viele Baustellen: Während der Hoffnungsträger Model 3 nun auch China und Europa erobern soll, will man die Kosten stark senken.

Weihnachtsgeschäft beschert Mastercard Gewinnsprung
Die Kauflaune der US-Verbraucher im wichtigen Weihnachtsgeschäft hat dem Kreditkartenanbieter einen Gewinnsprung beschert. Das bereinigte Ergebnis stieg im vierten Quartal um 33 Prozent auf 1,6 Milliarden Dollar, wie Mastercard mitteilte. Der Umsatz kletterte auf 3,8 (Vorjahr: 3,3) Milliarden Dollar. Die Verbraucher in den USA hatten im Weihnachtsgeschäft 2018 so viel Geld ausgegeben wie seit sechs Jahren nicht mehr und dabei oft die Kreditkarte gezückt.

GE schafft wieder einen Gewinn
Der Siemens- Rivale hat nach der milliardenschweren Umstrukturierung wieder einen Gewinn erwirtschaftet. Im abgelaufenen Quartal verdiente GE unter dem Strich im fortgeführten Geschäft 666 Millionen Dollar, nach einem Verlust von 11,2 Milliarden vor Jahresfrist. Der Umsatz stieg um fünf Prozent auf 33,3 Milliarden Dollar.

Ergebnis von DowDuPont stagniert vor Aufspaltung
Negative Wechselkurseffekte bremsen den US-Chemieriesen. Der Umsatz stagnierte im vierten Quartal bei 20,1 Milliarden Dollar. Analysten hatten etwas mehr erwartet und einen Nettogewinn von knapp 21 Milliarden prognostiziert. Auch der Betriebsgewinn kam mit 3,9 Milliarden Dollar im Verleich zum Vorjahreszeitraum nicht vom Fleck, wozu auch niedrigere Renditen im Geschäft mit Kunststoffen und deren Vorprodukte beitrugen. Der Konzern, der aus der Mega-Fusion der US-Chemiefirmen Dow Chemical und DuPont entstand, sei auf Kurs, sich wie angekündigt in drei Unternehmen aufzuspalten, sagte Vorstandschef Ed Breen. Begonnen werde damit im April.

Neuer Chef verordnet Software AG teuren Wachstumskurs
Die Software AG will nach einem schwachen Jahresschluss stärker in ihr Wachstum investieren und dabei vor allem bei Maschinenvernetzung und Cloudsoftware große Schritte machen. "Im fünfzigsten Jahr unseres Bestehens werden wir einen neuen, mutigen Weg einschlagen", sagte der seit August amtierende neue Vorstandschef Sanjay Brahmawar am Donnerstag in Darmstadt. Er will die schnell wachsende, aber noch junge Sparte für Maschinensoftware besser mit der größten Sparte für Integrationssoftware kombinieren und setzt dazu auch verstärkt auf Partnerschaften.

"Wiedervereinigung" von Tipp24 und Lotto24 kommt voran
Der Glücksspielanbieter ZEAL Network macht bei der Übernahme der vor rund sechs Jahren abgespaltenen Lotto24 Fortschritte. Zeal habe sich durch Zusagen von Großaktionären bereits circa 65 Prozent an Lotto24 gesichert, wie das Unternehmen bei der Veröffentlichung der Übernahmeofferte mitteilte. Lotto24-Aktionäre können ihre Anteilsscheine bis zum 10. April andienen. Zeal Network will das Zweitlotterie-Geschäft einstellen, das gegen das deutsche staatliche Lotterie-Monopol verstößt. Die Tochter Tipp24 soll stattdessen in Deutschland künftig nur als Online-Verkäufer offizieller Lottoscheine auftreten. Um den Umstieg auf das Vermittler-Modell zu erleichtern, will Zeal seine frühere deutsche Tochter Lotto24 kaufen, die dieses Geschäft bereits betreibt.

rtr/dpa-AFX/fh