Die Anleger im DAX haben am Donnerstag die Füße still gehalten. Nach einem schwungvollen Handelsbeginn - die Spekulation auf anhaltend niedrige Zinsen durch die designierte EZB-Chefin Christine Lagarde beflügelte - kehrte Ruhe ein. Die US-Börsen blieben wegen des Unabhängigkeitstags geschlossen blieben, wodurch den Börsen hierzulande die Impulse fehlten.
Nach der Nominierung von Christine Lagarde für den EZB-Chefposten sehen Investoren die Wahrscheinlichkeit für eine Zinssenkung der europäischen Währungshüter Ende Juli bei etwa 50 Prozent. "Nach der Wahl von Christine Lagarde als EZB-Chefin scheinen in der Eurozone wieder alle Optionen auf dem Tisch zu liegen, um die europäische Inflation zu stützen", sagte Wolfgang Bauer, Fondsmanager bei M&G Investments. Die Spekulationen auf eine baldige EZB-Ankündigung einer neuen Version des Programms zum Ankauf von Unternehmensanleihen nähmen zu.
Vor diesem Hintergrund blieben auch Staatsanleihen gefragt. Die Renditen der zehnjährigen deutschen Bonds fielen auf ein Rekordtief von minus 0,409 Prozent und lagen damit erstmals unter dem Zins für Einlagen bei der europäischen Zentralbank von minus 0,4 Prozent. Ihre französischen und niederländischen Pendants rentierten mit minus 0,115 und minus 0,241 Prozent so niedrig wie noch nie.
An das DAX-Ende fiel die Thyssenkrupp-Aktie mit einem Minus von rund 1,7 Prozent. Ein Analyst des Bankhauses Metzler empfahl die Papiere zum Verkauf. Der aktuell favorisierte Teilbörsengang der lukrativen Aufzugssparte verschaffe dem Unternehmen zwar Zeit, löse aber seine Probleme nicht, befand der Analyst. Er befürchtet eine massiven Gewinnwarnung wegen des Stahl- und Autogeschäfts.
Was am Donnerstag an der Börse sonst noch wichtig war
Investoren wollen Osram-Mitarbeiter beschwichtigen
Die Finanzinvestoren Bain Capital und Carlyle wollen den 26.000 Mitarbeitern von Osram Insidern zufolge die Angst vor den Folgen einer Übernahme des Münchner Lichttechnik-Konzerns nehmen. In einer Investorenvereinbarung böten sie Standort- und Beschäftigungsgarantien an, sagten mit dem Papier vertraute Personen der Nachrichtenagentur Reuters. Dieses solle nach einer Aufsichtsratssitzung am Donnerstagabend unterzeichnet werden, bei der die rund 3,4 Milliarden Euro schwere Offerte auf der Agenda steht. Auch eine Zerschlagung des Unternehmens werde in dem Papier ausgeschlossen. Der Firmensitz bleibe in München. Die ehemalige Siemens-Tochter hatte am Mittwochabend bestätigt, dass Bain und Carlyle ein Angebot über 35 Euro je Aktie vorgelegt haben.
Verkauf von Unipers Frankreich-Geschäft an tschechische EPH perfekt
Nach monatelangen Verhandlungen hat der Energiekonzern Uniper den Verkauf seines Frankreich-Geschäfts an die tschechische Holding EPH des Milliardärs Daniel Kretinsky perfekt gemacht. Der Vertrag sei unterzeichnet worden, die nötigen Freigaben für die Transaktion lägen vor, teilte Uniper am Donnerstag in Düsseldorf mit. Finanzielle Details wurden nicht genannt. Die Gespräche hatten vergangenen Dezember begonnen, nachdem Uniper das Geschäft auf den Prüfstand gestellt hatte. Anlass war ein zuvor verkündeter Plan von Frankreichs Präsident Emmanuel Macron für einen Kohleausstieg bis 2021.
Wacker Neuson-Großaktionäre verkaufen Aktien für 20 Euro je Stück
Großaktionäre des Baumaschinenhersteller Wacker Neuson haben sich in einer Privatplatzierung von rund 3,8 Millionen Aktien getrennt. Der Preis lag bei 20,00 Euro je Aktie, wie der SDax-Konzern am Donnerstagmorgen in München mitteilte. Die Transaktion der Mitglieder des Aktienkonsortiums der Familien Wacker und Neunteufel wurde bereits am Mittwochabend angekündigt.
EZB-Notenbanker hält weitere geldpolitische Hilfen für nötig
Die EZB sollte aus Sicht von Finnlands Notenbankchef Olli Rehn die Wirtschaft mit weiteren Lockerungsschritten unterstützen. "Wenn wir wirklich unserem Mandat gerecht werden wollen, ist nun weiterer geldpolitischer Stimulus erforderlich, bis es eine Besserung der wirtschaftlichen und der Inflationsaussichten gibt", sagte das Ratsmitglied der Europäischen Zentralbank (EZB) in einem am Donnerstag veröffentlichten Interview der "Börsen-Zeitung." Die EZB verfüge über eine Reihe von Instrumenten, die sehr effektiv seien und die als Paket sogar stärkere Effekte hätten als isoliert. Spekulationen auf eine baldige Zinssenkung der EZB haben an der Börse bereits die Rendite der zehnjährigen Bundesanleihe auf ein neues Rekordtief von minus 0,409 Prozent gesenkt.
Konsortium um x+bricks legt im Rennen um Supermarktkette Real nach
Rennen um die Metro-Supermarktkette Real lässt das Konsortium um x-bricks und die SCP Group nicht locker. Die Partner hätten ein verbessertes Angebot für den vollständigen Erwerb vorgelegt, teilten die Unternehmen am Donnerstag mit. Die Metro zeigte x-bricks jedoch die kalte Schulter. Die Metro-Aktie legte leicht zu.
rtr/dpa-AFX/fh