Die Anleger am deutschen Aktienmarkt haben sich am Montag kaum aus der Deckung gewagt. Einen kleinen Schub bekam der DAX durch das besser als erwartet ausgefallene Ifo-Geschäftsklima. Die Stimmung in den deutschen Unternehmen war im Juli den dritten Montag in Folge gestiegen.

Für Verunsicherung sorgten allerdings steigende Corona-Infektionszahlen. Damit wächst die Furcht vor einer zweiten Corona-Welle. Unter Druck gerieten die Aktien von Unternehmen aus der Touristik-Branche. Großbritannien führte überraschend eine Quarantäne-Pflicht für Reisende aus Spanien ein. Der Branchenindex gab zeitweise mehr als drei Prozent nach. Anteilsscheine von in Großbritannien ansässigen Fluggesellschaften und Reiseanbietern wie TUI, Easyjet und die British Airways-Mutter IAG brachen in der Spitze zwischen 10,2 und 15,2 Prozent ein. Die Papiere von Ryanair sanken bis zu 9,1 Prozent.

Wachsende Unsicherheit treibt Goldpreis auf Allzeithoch


Die wachsenden Spannungen zwischen den USA und China belasteten die Börsianer am Montag ebenfalls. Als Reaktion auf die Schließung des chinesischen Konsulats in Houston gab die Regierung in Peking die Schließung der US-Vertretung in der südwestlichen Stadt Chengdu bekannt.

Der sich weiter verschärfende Konflikt zwischen den USA und China sowie wieder steigende Corona-Neuinfektionen ließen Anleger nach sicheren Anlagemöglichkeiten Ausschau halten. Zum Wochenanfang zog der Goldpreis weiter an und erreichte das neue Allzeithoch von 1944,73 Dollar je Feinunze (31,1 Gramm). "Solch eine Dynamik haben wir noch selten erlebt, die Telefone bei unseren Händlern klingeln ununterbrochen", sagte Experte Hans-Günter Ritter vom Edelmetallhändler Heraeus. Erst am Freitag hatte der Goldpreis erstmals seit September 2011 die 1900-Dollar-Marke übersprungen.

An den US-Börsen hob die Hoffnung auf staatliche Konjunkturhilfen und billiges Notenbankgeld die Stimmung der US-Anleger. Der Dow-Jones-Index der Standardwerte eröffnete zwei Tage vor dem Zinsentscheid der US-Notenbank Fed 0,1 Prozent fester bei 26.517 Punkten. Mit Spannung werden Details zu dem billionenschweren Hilfspaket erwartet. "Der Markt betrachtet das als eine nette Brücke von einer oder anderthalb Billionen Dollar, die uns hilft bis wir vielleicht gegen Jahresende entweder ein Gegenmittel gegen das Coronavirus oder wahrscheinlicher einen Impfstoff haben", sagte Thomas Hayes, Manager beim Finanzdienstleister Great Hill Capital.

Was am Montag an der Börse sonst noch wichtig war


SAP will US-Tochter an die Börse bringen und macht mehr Gewinn
Europas größter Softwarehersteller SAP hat mitten in der Corona-Krise mehr Gewinn gemacht und will die Gunst der Stunde für den Teilbörsengang einer Tochter nutzen. Dass es im zweiten Quartal überraschend gut gelaufen war für die Walldorfer, hatte das Dax-Schwergewicht schon vor zweieinhalb Wochen mit Zahlen zu Umsatz und operativem Gewinn gezeigt. Aber auch unterm Strich blieb deutlich mehr übrig als vor einem Jahr, wie es am Montag hieß. Am Vorabend hatte SAP die Anleger bereits erneut überrascht: Der seit Anfang 2019 zum Konzern gehörende US-Milliardenzukauf Qualtrics soll an die Börse gebracht werden.

Corona-Pandemie bedroht Ryanair-Geschäft weiter - Aktie sackt ab
Der Zusammenbruch des Flugverkehrs in der Corona-Krise hat Europas größten Billigflieger Ryanair bisher nicht so schlimm erwischt wie befürchtet. Doch die neuen britischen Quarantäne-Regeln für Spanien-Rückkehrer drohen vielen Kunden die Lust am Urlaub wieder zu verderben. Das kann auch den Branchenriesen aus Irland nicht kaltlassen. Schon jetzt erwartet Ryanair-Chef Michael O'Leary für das laufende Geschäftsjahr noch weniger Fluggäste als zuletzt angedeutet. Zudem betrachtet er eine mögliche zweite Infektionswelle im Herbst als derzeit größte Gefahr, wie Ryanair am Montag in Dublin mitteilte.

Quarantäne für britische Spanien-Urlauber erwischt Tui - Aktie sackt ab
Die Quarantäne-Pflicht für britische Spanien-Urlauber hat auch den Reisekonzern Tui kalt erwischt. Ab Montag streicht der Konzern vorläufig seine Flüge von Großbritannien aufs spanische Festland, wie ein Tui-Sprecher am Sonntag sagte. Nach dem monatelangen Reisestopp war das Geschäft des Veranstalters gerade erst wieder angelaufen. Für die Reiseangebote des Tui-Konzerns ist Großbritannien neben Deutschland der wichtigste Absatzmarkt. Und für das Reiseland Spanien zählen die Briten zu den wichtigsten Gästegruppen. Auch Urlauber aus anderen Ländern könnten sich von der Entwicklung verunsichert fühlen.

Astrazeneca vereinbart milliardenschwere Krebs-Kooperation mit Daiichi Sankyo
Der britische Pharmakonzern Astrazeneca und sein japanischer Konkurrent Daiichi Sankyo bündeln erneut ihre Kräfte in der Krebsbekämpfung. Für die Entwicklung und die Vermarktung eines Medikaments gegen Lungen-, Brust- und andere Krebsarten wollen die Briten den Japanern bis zu sechs Milliarden US-Dollar (5,1 Mrd Eur) bezahlen, wie sie am Montag in Cambridge mitteilten. Davon soll eine Milliarde Dollar vorab fließen. Die Kooperation basiert auf dem Wirkstoff DS-1062 von Daiichi Sankyo. Bereits im vergangenen Jahr hatten die Unternehmen die gemeinsame Entwicklung und Vermarktung des Krebsmedikaments Enhertu vereinbart.

Wirecard: 77 Interessenten für Kerngeschäft
Der vorläufige Insolvenzverwalter des in einen milliardenschweren Betrugsskandal verwickelten Dax-Konzerns Wirecard meldet Fortschritte bei der Investorensuche: Für das Kerngeschäft hätten 77 Interessenten Vertraulichkeitsvereinbarungen unterzeichnet, teilte Rechtsanwalt Michael Jaffé am Freitag mit. "Wir sind zuversichtlich, einen Investor für das Kerngeschäft zu finden, das erhebliche unternehmerische Chancen in einem enorm wachsenden Markt für einen Investor bietet." Der Geschäftsbetrieb soll fortgesetzt werden.

Spitzel-Affäre bei VW - Unternehmen sucht Maulwurf
Eine Spitzel-Affäre sorgt beim weltgrößten Autobauer Volkswagen für Unruhe. Offenbar systematisch und über eine längere Zeit schnitt ein Unbekannter die Gespräche einer internen Arbeitsgruppe mit. Details wurden nun in die Öffentlichkeit getragen. Von fast 50 Stunden Audiomitschnitten aus den Jahren 2017 und 2018 schreibt das Online-Wirtschaftsmagazin "Business Insider", das am Wochenende Auszüge bekanntmachte.

Corona-Impfstoff-Entwickler Curevac stellt Weichen für US-Börsengang
Das deutsche Biotech-Unternehmen Curevac, das an einem Corona-Impfstoff forscht, treibt seine Pläne für einen Börsengang in den USA voran. Die Tübinger Firma reichte am Freitag einen entsprechenden Antrag bei der US-Börsenaufsicht SEC ein. Dem vorläufigen Wertpapierprospekt zufolge sollen die Aktien unter dem Tickerkürzel "CVAC" an der New Yorker Technologiebörse Nasdaq gelistet werden. Zum konkreten Zeitplan und Volumen des Börsengangs gab es noch keine Angaben. Als Emissionserlös wurde bislang lediglich ein Platzhalterbetrag von 100 Millionen Dollar eingetragen.

USA verdoppeln Investitionen in Modernas Covid-19-Impfstoffkandidaten
Die US-Regierung wird Zusatzkosten einer deutlich ausgeweiteten Phase-3-Studie für den Corona-Impfstoffkandidaten des Biotechnolgie-Unternehmens Moderna übernehmen. Wegen einer signifikant höheren Anzahl an Probanden benötige das Unternehmen zusätzliche Investitionen im Umfang von bis zu 472 Millionen US-Dollar (rund 405 Millionen Euro), teilte Moderna am Sonntagabend in Cambridge im US-Bundesstaat Massachusetts mit. Der geänderten Vereinbarung zufolge investiere die zuständige US-Behörde Barda für den 30 000 Teilnehmer umfassenden letzten Teil der klinischen Erprobung nun insgesamt rund 955 Millionen Dollar.

rtr/dpa-AFX/fh