Wegen der VW-Affäre um manipulierte Diesel-Abgaswerte und Rezessionsängsten steuern Dax und EuroStoxx50 auf den größten Kursverlust in einem September seit 2008 zu. Ihr Minus der vergangenen Wochen summiert sich auf jeweils mehr als sieben Prozent. Der September ist statistisch für beide Indizes der schwächste Börsenmonat.

Die Finanzmärkte litten Börsianern zufolge auch unter den Nachwehen des am Vortag bekanntgegebenen 8,8-prozentigen Einbruchs der Gewinne der chinesischen Industrie. Dies schlug sich auch auf die Rohstoffpreise nieder, da die weltweit zweitgrößte Volkswirtschaft der größte Abnehmer für Eisen, Kupfer & Co ist. So fiel der Stahlpreis an der Börse Shanghai um bis zu 2,3 Prozent auf ein Rekordtief von 1828 Yuan (287 Dollar) je Tonne. Eisenerz verbilligte sich zeitweise sogar um 3,3 Prozent auf 361 Yuan (56,72 Dollar).

Im Sog kräftiger Kursverluste der Aktienbörsen Tokio und Shanghai rutschte der Dax um bis zu 1,7 Prozent ab und notierte mit 9325,05 Punkten auf dem niedrigsten Stand seit Mitte Dezember. Anschließend drehte er ins Plus und notierte 0,5 Prozent fester bei 9529 Zählern. Der EuroStoxx50 legte nach anfänglichen Verlusten ähnlich stark auf 3052 Stellen zu.

Zwar hofften offenbar einige Anleger auf zusätzliche Geldspritzen der Regierung in Peking zur Ankurbelung der dortigen Konjunktur, schrieben die Analysten der Essener National-Bank in einem Kommentar. Sie warnten aber vor überzogenen Erwartungen an derartige Hilfen. "Die hohen Wachstumsraten, die das Land in der Vergangenheit produziert hat, sind Geschichte."

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AUSSAGEN VON US-NOTENBANKERN SORGEN FÜR VERUNSICHERUNG



Für Verunsicherung sorgten zudem die jüngsten Aussagen von US-Notenbankern zur Geldpolitik, betonten Börsianer. Während einige für eine Verschiebung der Zinswende auf Anfang 2016 plädierten, sprachen sich andere für eine Anhebung Ende 2015 aus. "Dass die Fed-Vertreter die unterschiedlichen Einschätzungen öffentlich diskutieren, ist nichts Neues", urteilten National-Bank-Experten. "Derzeit würden die Marktteilnehmer wohl klarere Botschaften präferieren." Vor diesem Hintergrund kostete der Euro mit 1,1225 Dollar etwas weniger als am Vortag. Der Bund-Future, der auf der zehnjährigen Bundesanleihe basiert, stagnierte bei 156,13 Punkten.

AUTOWERTE FAHREN WEITER HINTERHER - VERSORGER GEFRAGT



Bei den Aktienwerten standen erneut die Autobauer unter Verkaufsdruck, die immer noch unter "Dieselgate" - der Volkswagen-Affäre um manipulierte Abgaswerte bei Dieselmotoren - litten. VW, BMW und Daimler rutschten um bis zu fünf Prozent ab. Die europäischen Konkurrenten Renault, Peugeot und Fiat verloren sogar bis zu 6,5 Prozent.

Gegen den Trend legten die Versorger kräftig zu, nachdem die CDU in Nordrhein-Westfalen Staatshilfen für die Bewältigung der Kosten des Atomausstiegs ins Gespräch gebracht hatte. RWE übernahmen mit einem Kursplus von 5,9 Prozent die Dax-Spitze, E.ON gewannen 3,6 Prozent. Damit notieren beide allerdings immer noch rund 25 Prozent unter ihrem Niveau vom Montagsbeginn.

Reuters